Geld fürs Erhard-Haus

30.9.2012, 10:00 Uhr
Geld fürs Erhard-Haus

© Hans-Joachim Winckler

Um die frohe Botschaft zu verkünden, hatte sich Innenminister Joachim Herrmann kurzfristig selbst ins Fürther Rathaus begeben. Evi Kurz, Vorsitzende des Ludwig-Erhard-Initiativkreises und seit drei Jahren Triebfeder des ambitionierten Projekts, stand die freudige Erregung über den „ganz tollen Erfolg“ ins Gesicht geschrieben; voll des Lobes war die TV-Journalistin insbesondere über den aus Erlangen stammenden Innenminister.

Der schmiedete das Eisen, das seit der Verleihung des Ludwig-Erhard-Preises vor drei Wochen heiß war: Bei dieser Gelegenheit hatte Ministerpräsident Horst Seehofer im Fürther Stadttheater erstmals offiziell verkündet, dass der Freistaat das Vorhaben zum Gedenken an den Ex-Kanzler und Vater der sozialen Marktwirtschaft unterstützen werde. Franken-Lobbyist Herrmann setzte rasch nach — mit dem Ergebnis, dass es nun auf den letzten Drücker ins neue Kulturkonzept des Freistaats rutscht.

Das Erhard-Haus soll eine Dauerausstellung über das Wirken des großen Sohns der Stadt beherbergen, ein Begegnungszentrum, in dem vor allem jungen Menschen verantwortungsvolles wirtschaftliches Handeln vermittelt wird, und eine Forschungsstätte, die mit Universitäten kooperiert. 100000 Euro werden laut Herrmann 2013 fließen, 200000 sind 2014 veranschlagt und 790000 Euro jährlich von 2015 bis 2018 — Beträge, die allein die Unterhaltskosten decken.

Aber auch beim Kauf und Umbau des dreigeschossigen Sandsteinbaus neben dem Rathaus, in dem Erhards Eltern ein Textilgeschäft betrieben und er selbst 32 Jahre lang lebte, werde sich das Land maßgeblich einbringen. Weil es im Sanierungsgebiet der Innenstadt liegt, sollen Mittel aus dem Städtebau-Fördertopf fließen — in maximaler Höhe, wie Herrmann verspricht, also mindestens 70 Prozent der nötigen Summe. Den Rest müsste die Kommune schultern.

Noch immer nicht bezahlt sind dann Ausstattung, Möbel, Exponate und Filmlizenzen — all jene Dinge, die man „für ein Haus auf höchstem Niveau“ braucht, wie es Evi Kurz vorschwebt. Doch hier hat die hartnäckige Initiatorin Sponsoren aus der Wirtschaft im Auge, und auch die breite Bevölkerung will sie gewinnen. Vor allem aber setzt man Hoffnungen auf den Bund: Gespräche mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann gab es bereits, zuversichtlich sei man, dass sich Berlin finanziell engagiert — werde doch auch dort die historische Rolle Erhards sehr wohl anerkannt, zumal sich sein Postulat einer sozialen Marktwirtschaft angesichts aktueller Kapitalismus-Auswüchse wieder größter Wertschätzung erfreut.

Und weil gerade alles so schön ins Rollen gekommen ist, nimmt Kurz den Schwung gleich mit, um noch mehr anzubahnen: Neben der Sanierung des Altbaus samt Hinterhaus ist ein Neubau auf einem Parkplatz im Gespräch, der auf der anderen Seite der Ludwig-Erhard-Straße liegt und der Stadt gehört. Deren Vertreter zeigen sich durchaus offen, denn seit langem ist die Kommune mit dem Zustand im Schatten des Rathauses unzufrieden. Mehrfach wurde an dieser Stelle der Bau eines Hotels erwogen und wieder verworfen.

OB Thomas Jung zaudert deshalb nicht: Wie er den FN sagte, werde man schon diesen Montag zusammen mit dem städtischen Baureferenten die Optionen beraten. Er, so Jung, könne sich angesichts der exponierten Lage und der Bedeutung des Projekts durchaus „irgendeine Form von Wettbewerb“ für den Neubau vorstellen.
 

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