Heiners Geschichte: Neues Musical im Schatten der Cadolzburg

24.8.2020, 19:00 Uhr
Heiners Geschichte: Neues Musical im Schatten der Cadolzburg

© Foto: Edgar Pfrogner

Heiner? Wer ist Heiner? Die Frage geht an Fritz Stiegler, von dem auch diesmal wieder Idee, Geschichte und Text für die nächste Produktion im Schatten der Hohenzollernburg stammen. "Heiner war mein Nachbar, er arbeitete früher als Knecht und wäre gern Bauer gewesen, ein Aufstieg, der zu seiner Zeit aber so gut wie unmöglich war", klärt Stiegler auf.

Nach Heiners Tod fanden sich beim Umbau des Wohnhauses in feinstem Sütterlin geschriebene Briefe, die Heiner einst an eine junge Frau gerichtet hatte. Für Stiegler, den vielseitigen Autor und Landwirt aus Gonnersdorf, wurden sie zum Ansporn, über das Leben jenes Mannes zu schreiben, der sich in einer Zeit behaupten musste, die uns fremd geworden ist.

Zunächst setzte er sich an einen Roman, der inzwischen fertig gestellt ist und lektoriert wird. Doch Heiners Geschichte ließ ihn nicht los, sondern wurde für ihn auch zum Grundstein für einen neuen Musicalstoff.

Nach Arbeiten wie "Aeronauticus", "Mademoiselle Marie" oder "Nisha" – Aufführungen der Cadolzburger Burgfestspiele, die sich mit komplexen Themen auseinandersetzen und über die Bühne hinaus Wirkung haben – verknüpft der Autor bei "Heiner" wieder mehrere Erzähl-Ebenen miteinander.


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Auf den ersten Blick könnten die Handlungsstränge kaum unterschiedlicher sein: Da trifft das Dasein im Seniorenheim auf Begegnungen im Jugendheim. Kontakte werden geknüpft, Protagonisten vorgestellt. Zeitsprünge erlauben Rückblicke auf die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, in dem Heiners Leben in den Fokus rückt. Es ist die Zeit, in der die Nationalsozialisten an die Macht kommen und mörderische Propaganda gesät wird.

Wie erging es der ländlichen jüdischen Bevölkerung?

Ein Thema, das Stiegler nicht ausblendet, sondern ganz konkret mit dem Schicksal der ländlichen jüdischen Bevölkerung verknüpft. All diese Handlungsfäden greifen ineinander, bringen Gestern und Heute näher, zeigen Parallelen auf. Wer Produktionen der Burgfestspiele gesehen hat, weiß aber, dass wie stets auch Raum für heitere Töne und viele gewitzte Situationen bleiben wird.

Premiere soll im Sommer 2021 sein – vorausgesetzt, die Situation erlaubt es. Doch man ist optimistisch ("Es muss ja irgendwann mal wieder anders werden als im Moment"). Die Planungen und Vorbereitungen sind inzwischen längst angelaufen.

Frauen werden noch gesucht

Am Start ist das eingespielte Kreativ-Team, zu dem neben Stiegler der Komponist Matthias Lange, Regisseur Jan Burdinski und die Choreografin Kathleen Bengs zählen. Spielen, Tanzen und Singen werden die erprobten Mitglieder der Cadolzburger Burgfestspiele.

"Wir haben sehr viele gute Leute in jedem Alter", sagt Stiegler erfreut. Nicht zuletzt, weil Doppelbesetzungen in den großen Partien nötig sind, würde man sich aber freuen, wenn sich vielleicht noch ein paar Frauen melden, die vom Alter her glaubwürdig als Seniorin eine Gesangs-Rolle ausfüllen.

Von Rockabilly bis Klezmer

Die Frage, wie "Heiner" klingen wird, kann Matthias Lange schon jetzt beantworten. Die Komposition ist für ihn wieder eine komplexe Aufgabe. "Das liegt natürlich auch an dem Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Seniorenheim und Jugendclub", sagt er. Was eine musikalische Reichweite von Ländler bis Hiphop, von Rockabilly bis Klezmer eröffnet.


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Ein Wunsch ist für ihn in Erfüllung gegangen: "Wir werden bei jeder Aufführung mit einer Live-Band spielen."Bisher hatten die Nürnberger Symphoniker seine Kompositionen eingespielt.

Band mit fünf Musikern

Die Besetzung der neuen Band soll aus fünf Musikern bestehen, die mit Keyboard, Gitarre, Saxophon oder Querflöte, Drum-Set oder auch Akkordeon im Vorhof der Cadolzburg einen vielfältigen Klang erzeugen werden. Als musikalischer Leiter wird der Komponist mit der Band aufspielen.

"Natürlich werden auch die Solos und die Chöre wie bisher live gesungen", erklärt er. "Und wir werden wieder eine Begleit-CD machen." Mittlerweile sind bereits gut "Dreiviertel fertig komponiert". Und nicht nur Matthias Lange ist sich sicher: "Unser ,Heiner‘ ist und wird spannend."

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