Historisch wertvoller Barockbau droht zu verfallen

18.1.2020, 10:00 Uhr
Historisch wertvoller Barockbau droht zu verfallen

© Hans-Joachim Winckler

Als die FN anklopfen und wissen wollen, welche Bedeutung der Marstall für Fürth hat, genügt Martin Schramm ein Satz: "Er gehört zu den historisch wertvollsten Gebäuden der Stadt." Dass ihn nicht alle Fürther kennen, liege einfach an der etwas abseitigen Lage in Burgfarrnbach, so der Leiter der städtischen Museen und des Archivs.

Fertiggestellt wurde der Barockbau 1734, und schon das sagt viel über ihn aus: Fürth ist damals nur ein Marktflecken. Gebäude, die es in ihrer Pracht und Größe mit den Stallungen der Burgfarrnbacher Fürsten aufnehmen können, finden sich zu dieser Zeit dort kaum. Allenfalls die Kirche Sankt Michael fällt Schramm spontan ein. Auf seinem Weg zum Stadtarchiv im Schloss kommt er quasi täglich am Marstall vorbei. Was er dort sieht, gefällt ihm nicht. "Nach meiner laienhaften Meinung ist der Zustand des Gebäudes katastrophal."

Zu einem ganz ähnlichen Schluss gelangen drei Burgfarrnbacher CSU-Stadträte, die sich vor einiger Zeit von der Gebäudewirtschaft durch die Räume führen ließen. "Wir waren relativ schockiert", sagt Dietmar Helm, Fraktionssprecher und OB-Kandidat seiner Partei. Die beiden oberen Stockwerke sind schon lange nicht mehr nutzbar, der Putz fällt von den Wänden, die Fenster sind marode, das Treppenhaus muss gestützt werden. Die Dachrinne ist so kaputt, dass das Wasser der Bausubstanz schaden könnte. Immerhin das Dach sei dicht, sagt Helm.

Sein Parteifreund Franz Stich erzählt von anderen Zeiten. So boten die Wohnräume nach dem Krieg vielen Familien Unterschlupf, Einheimischen wie Flüchtlingen, so der 79-Jährige. Als Jugendlicher verfolgte er dort 1954 am Radio von Freunden, wie Deutschland Fußball-Weltmeister wurde. Auch Helm hat persönliche Erinnerungen an den Marstall: Als Jugendrotkreuzler nahm er Ende der 70er, Anfang der 80er an BRK-Schulungen teil. "Der Zustand damals war noch ordentlich", sagt er.

"Das wird ein Vermögen kosten"

Gekauft hatte die Stadt die fürstliche Stallung im Jahr 1970. Seit Ende der 80er Jahre beherbergte sie das Rundfunkmuseum, ehe dieses 2001 in die Uferstadt umzog. Seit 2006 nutzt das Museum Frauenkultur das Erdgeschoss in den Sommermonaten für Ausstellungen. Der Rest des Gebäudes steht leer.

Die CSU in Burgfarrnbach drängt darauf, zu handeln. "Wir müssen dem Verfall Einhalt gebieten", fordert Franz Stich, und Dietmar Helm befürchtet: "Passiert nichts, wird der Marstall nicht zu retten sein." Eine Sanierung werde zwar "ein Vermögen" kosten, aber vom Zuschauen werde die Sache auch nicht besser.

Im Fürther Rathaus weiß man sowohl um die Bedeutung als auch um den schlechten Zustand des Gebäudes. Um zu verhindern, dass die Mauern weiter auseinanderdriften, musste die Stadt den Marstall 2006 umfangreich sichern. 2011 wurde der Dachstuhl "weiter ertüchtigt", heißt es. Seitdem habe man "nur den allgemeinen Bauunterhalt durchgeführt".

Und jetzt? Nach den Worten von Baureferentin Christine Lippert braucht es vor einer Generalsanierung zuerst eine aktuelle Bestandsaufnahme. "Dafür ist aber entsprechendes Personal nötig." Wie berichtet, wurden Lipperts Behörde zwar 18 neue Stellen genehmigt, darunter Ingenieure, Architekten und Techniker, doch die Besetzung laufe noch. Um darauf nicht warten zu müssen, prüfe die Stadt gerade, ob sich in Sachen Bestandsaufnahme mit "externen Stellen" zusammenarbeiten lässt. Außerdem empfiehlt Lippert, darüber nachzudenken, wie sich das Gebäude künftig nutzen lässt. "Wenn wir das wissen, könnten wir die Sanierung daran ausrichten."

Fest steht: Nicht nur die Außenhülle muss ihr zufolge "ertüchtigt" werden, sondern auch Böden, Decken, Wände, die Elektro-, Heiz- und Sanitärtechnik. Dass dies kurzfristig passiert, schließt Lippert aus. Die notwendigen Neubauten für zwei Gymnasien und eine Berufsschule sowie die Digitalisierung von Schulen und Verwaltung binden zu viel Personal und finanzielle Mittel. Lippert hofft, dass die Stadt wegen der besonderen Bedeutung des denkmalgeschützten Gebäudes künftig auf hohe Zuschüsse bei der Sanierung bauen kann.

Für Dietmar Helm ist klar: Sollte die Aufgabe die Stadt finanziell überfordern, müsse sie ernsthaft darüber nachdenken, das Gebäude zu verkaufen. Bisher ist das kein Thema, entgegnet die Baureferentin.

Aber vielleicht dann, wenn die Kostenschätzung auf dem Tisch liegt .

 

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