Kulturort Badstraße in Fürth darf bleiben

31.5.2012, 09:00 Uhr
Kulturort Badstraße in Fürth darf bleiben

© Hans-Joachim Winckler

Fast wäre alles anders gekommen. Das Wissen, um welchen Schatz es sich bei diesem Ort am Wasser handelt, war in Fürth bis zum Jahr 2004 immer mehr in Vergessenheit geraten — so sehr, dass die Stadt ganz ernsthaft den Plan verfolgte, hier, direkt am Ufer der Rednitz, einen Großparkplatz anzulegen.

Entsetzt reagierten darauf zunächst nur einige Künstler, die das verlassene Gelände für sich entdeckt und in der von Bäumen umringten Militärbaracke einen wunderbaren Platz für ihre Ateliers gefunden hatten. Elke Fenneteau, die heute als freie Künstlerin und Kunstlehrerin arbeitet, war unter denen, die für den Erhalt des Idylls Unterschriften sammelten — und dabei Erinnerungen bei vielen Fürthern weckten, die den Ort aus ihrer Jugend kannten; an heißen Sommertagen hatte es sie hierher zum Flussbad gezogen. Bald kamen mehr als 800 Unterschriften zusammen.

Elke Fenneteau ist heute die Vorsitzende des Vereins, der aus dem abgeschiedenen Künstlerquartier einen Kulturort gemacht hat, an dem sich Ausstellungen und Konzerte, genauso aber einfach eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen genießen lassen. „Ich finde es ganz großartig, wie dieser Verein mit ehrenamtlicher Energie dieses Gelände entwickelt hat“, sagte Fürths Oberbürgermeister, als er am Freitag an einem der Gartentische Platz nahm und mit Fenneteau den neuen Nutzungsvertrag unterschrieb. Bis 2020 bleibt der Verein Mieter und Nutzer des Geländes.

Er habe den Verzicht auf den Parkplatz „keine Sekunde bereut“, sagte Jung. Er hatte damals den Kompromissvorschlag gemacht: Der Parkplatz sollte kleiner geplant und die Baracke sowie ein Teil des Gartengeländes erhalten bleiben — unter der Voraussetzung, dass der lange im Stillen genutzte Ort für die Öffentlichkeit zugänglich und erlebbar gemacht werden würde. Elke Fenneteau und ihre Mitstreiter waren einverstanden.

Heute haben sie immer noch Pläne, wie der Ort noch schöner werden könnte. Besonders beliebt sei in der Abendsonne der Platz auf den Stufen vor der Baracke, erzählt Fenneteau. Vielleicht könnte man die Stufen ja bald entlang des Gebäudesverlängern... Auch über einen Bootsverleih denkt der Verein nach. Und die Pächterin des Cafés, das seit 2010 dazugehört, Isil Geyer, kann dank des neuen Vertrags jetzt besser Investitionen planen.

Sanierung nötig

Eine Veränderung allerdings drängt: Vor dem Winter muss dringend das Dach der 200 Quadratmeter großen Halle saniert werden. „Es ist nur mit Dachpappe gedeckt und stellenweise kommt schon das Wasser durch“, sagt Fenneteau. Zarte Papier- oder Fotografiearbeiten könne man in der Halle deshalb schon nicht mehr präsentieren, sagt Kathrin Hausel, zweiter Vorstand des Vereins.

Bis 2016 will die Stadt auf Miete verzichten, wenn der Verein im Gegenzug die Mittel für die Dachsanierung aufbringt. Fenneteau rechnet mit Materialkosten in Höhe von 10000 Euro. Der Verein ist dabei auf Spenden angewiesen. Mit dem Geld, das er durch die Vermietung der Nebenräume, in denen sich sechs Ateliers befinden, einnimmt, können nur die Nebenkosten gedeckt werden.

„Es gibt immer noch viele Menschen, die diesen Ort neu entdecken“, erzählt Café-Pächterin Isil Geyer. Die Nähe zum Fluss sei einmalig — Geyer sagt, sie würde sich mehr solcher Orte wünschen. Erst am Wochenende war in der Süddeutschen Zeitung zu lesen, dass deutsche Städte ihre Flüsse neu entdecken, Hafen-Lofts und Uferpromenaden bauen: An der Badstraße 8 weiß man, dass viele Fürther ihren Schatz längst schon erkannt haben.

Spendenkonto 9889171, Sparkasse Fürth, BLZ 76250000.

www.badstrasse8.de

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