Übung für Einsätze im Kampfgebiet
19.11.2009, 00:00 UhrHerr Lahner, waren Sie selbst schon in der Situation, sich verteidigen zu müssen?
Lahner: Ja, und es hat auch funktioniert. Es passierte nicht in Deutschland, mehr möchte ich dazu aber gar nicht sagen.
Was war der Anstoß, einen Kurs für Laien anzubieten?
Lahner: Ereignisse wie die Attacke in der Münchner S-Bahn. Es ist mir sauer aufgestoßen, was vermeintliche Experten zu diesem Thema rausposaunen, zum Beispiel, dass man den Aggressor einfach auf Augenhöhe ansprechen soll. Weil ich im Zuge meiner Arbeit schon oft Polizisten begleitet habe, weiß ich aber, wie schnell so eine Situation in Gewalt umschlagen kann.
Laien sollten sich also lieber nicht einmischen?
Lahner: Doch. Zivilcourage ist wichtig. Aber ich kann niemandem guten Gewissens dazu raten einzuschreiten, wenn er es nicht im Bewusstsein tut, sich notfalls auch wehren zu können.
Wie wollen Sie diese Fähigkeit in einem Tageskurs vermitteln?
Lahner: Ein Tag ist besser, als sich überhaupt nicht damit zu beschäftigen. Ich möchte den Teilnehmern, die keine Vorkenntnisse und besondere Fitness benötigen, zeigen, wie man sich mit ganz einfachen Techniken, geringem Trainingsaufwand und ohne Hilfsmittel verteidigen kann. Das ist aber nicht das einzige.
Sondern?
Lahner: Kommunikation ist ebenfalls wichtig. Die Leute sollen lernen, wie aggressive Menschen reagieren, wenn man sie anspricht und was man am besten erwidert. Außerdem geht es darum, Umstehende gezielt zu mobilisieren, um gemeinsam vorzugehen.
Sie trainieren eigentlich Profis. Ist es nicht langweilig, sich nun mit Laien zu beschäftigen?
Lahner: Überhaupt nicht. In Kursen mit Zivilisten herrscht meistens eine viel entspanntere Atmosphäre. Im Profi-Bereich geht es meist sehr ernst zu, was verständlich ist, schließlich geht es im Training nicht selten darum, ob jemand lebendig nach Hause kommt oder nicht.
Wen haben Sie schon trainiert?
Lahner: Spezialeinheiten in Deutschland und Europa. Außerdem SWAT-Teams in den USA und die EU-Eingreiftruppen für Afghanistan.
Was bringen Sie den Soldaten bei?
Lahner: Den Umgang mit dem Messer oder den Einsatz von Schusswaffen aus kurzer Distanz. Das ist nötig, weil die meisten nur lernen auf weite Distanzen zu schießen, es aber immer notwendiger wird, in engen Räumen oder in bebautem Gebiet zu agieren. Dazu gehört auch, den Angreifer außer Gefecht zu setzen, ohne ihn gleich zu töten.
Wie kamen Sie zu dem Beruf?
Lahner: Ich habe mit Judo und Ju-Jutsu angefangen. 1999 begann ich bei Bram Frank in Florida, einem Fachmann für Klingenwaffen, zu lernen. Im Lauf der Zeit durfte ich ihm bei der Ausbildung helfen. Seit drei Jahren mache ich es hauptberuflich und selbstständig . . .
. . . und haben bereits einen Oskar gewonnen . . .
Lahner: Ja, sozusagen den Oskar der Kampfkünste. Der wird jedes Jahr von einer großen Kampfsportvereinigung in verschiedenen Kategorien verliehen. Ich bekam ihn 2005 als erster Nichtamerikaner für meine Arbeit als Ausbilder. Inzwischen habe ich ihn vier Mal erhalten. Das ist schon eine prestigeträchtige Sache, die mir geholfen hat, mich zu etablieren. Als Externer, ich bin ja weder Polizist noch Soldat, wird man anfangs sehr misstrauisch beäugt.
Sie sind viel unterwegs, auch im Ausland. Waren Sie schon in Afghanistan?
Lahner: Tatsächlich bin ich fast das halbe Jahr auf Achse. Für den Afghanistan-Einsatz habe ich bereits ausgebildet, allerdings nicht vor Ort. Ich habe Familie, da muss das nicht sein. Ich stelle mich ja auch nicht einfach auf die Autobahn.
Interview: JOHANNES ALLES
Kurs: Selbstverteidigung für jeden. Samstag, 21. November, 9 bis 15.30 Uhr, Turnhalle der Friedrich-Ebert-Schule, Kosten 40 Euro. Anmeldung unter Telefon (09 11) 4 79 74 67, www.lahner.eu