Gunzenhausen: Die Grünen wollen fünften Sitz im Kreistag

10.1.2014, 08:36 Uhr
Gunzenhausen: Die Grünen wollen fünften Sitz im Kreistag

© Erich Neidhardt

Die Liste bietet den Wählern nach Überzeugung von Kreisvorsitzendem Achim Schubarth „ein attraktives Angebot“, seien darauf neben einer Reihe von erfahrenen Kommunalpolitikern doch auch etliche neue Kräfte zu finden. Das Wahlziel der Grünen ist nach den Worten des Vorstandssprechers „ein fünftes Mandat“.

Derzeit sind die Grünen mit vier Personen im Kreisparlament vertreten. Hier haben Helga Betz (Gunzenhausen), Regina Sörgel (Weißenburg), Christoph Mötsch (Laubenzedel) und Fritz Hörner (Markt Berolzheim) Sitz und Stimme. Um neuen Kräften eine Chance zu geben, verzichtete Helga Betz, die sich seit 1996 in die Kreistagsarbeit einbringt, auf einen der aussichtsreichen vorderen Plätze. Auf ihnen sind neben der Spitzenkandidatin Renate Peiffer (Muhr am See) Achim Schubarth (Treuchtlingen) und Katrin Schramm (Weißenburg) als Neulinge und die erfahrenen Kreispolitiker Fritz Hörner und Regina Sörgel zu finden. Hörner kandidiert auf Platz vier. Ihm ist es wie Helga Betz wichtig, „dass neue und gute Leute reinkommen“. Ein Augenmerk liegt dabei unter anderen auf Achim Schubarth, der auch die Fraktionsführung übernehmen soll. Rund die Hälfte der Kandidatinnen und Kandidaten hatte den Weg zur Nominierungsversammlung in Gunzenhausen gefunden.

Die Hauptliste wurde von ihnen genauso wie die Liste mit den Ersatzleuten mit großer Mehrheit angenommen. Wie Versammlungsleiter Achim Schubarth ausführte, hatten die Grünen keine Probleme, ihre Kandidatenliste zu füllen. Etwa die Hälfte der Bewerber sind nach seinen Angaben keine Parteimitglieder, stehen aber dennoch hinter den Inhalten der Grünen und wollen diese öffentlich vertreten. Die Liste hat Schubarth zufolge einen Frauenanteil von 50 Prozent. Verschiedenste Berufsgruppen sind auf ihr zu finden. „Wir sind da recht bunt aufgestellt“, merkte der Kreisvorsitzende an. Auch das Altersspektrum ist groß. Jüngste Kandidatin ist mit 17 Jahren die Weißenburger Schülerin Josefa Nüßlein, älteste mit 75 Jahren die Markt Berolzheimer Hebamme Gerhild Feldner. Der Schwerpunkt liegt Schubarth zufolge bei Menschen, „die mitten im Leben stehen“ und genügend Erfahrung und Tatkraft für die Kommunalpolitik mitbringen.

Keine Listenverbindung von Linken und Grünen

Keinen Zuspruch fand bei den Versammlungsteilnehmern eine Anfrage der Linken, mit den Grünen eine Listenverbindung einzugehen. Ein entsprechender Antrag wurde einstimmig abgelehnt. Die anwesenden Kandidaten hatten bei der Nominierungsversammlung Gelegenheit, sich persönlich vorzustellen und ihre politischen Schwerpunkte zu markieren. Für Renate Peiffer steht die Bewahrung der Natur an erster Stelle. Sie will sich dafür engagieren, den fortschreitenden Klimawandel aufzuhalten. Als Energieberaterin und Architektin ist ihr viel da­ran gelegen, die Kohlendioxid-Emissionen etwa durch eine effiziente Gebäudedämmung zu reduzieren. Renate Peiffer ist für einen verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energien. Sie leisten nach ihren Worten einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz und stärken außerdem die Wirtschaft in strukturschwachen Regionen.

Beim Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs sieht Peiffer noch einigen Handlungsbedarf. Sie wünscht sich eine bessere Anbindung Gunzenhausens nach Nürnberg und Nördlingen. „Dies wäre positiv für den Fremdenverkehr, attraktiv für Neubürger und gut fürs Klima“, so ihre Überzeugung. Mit verschiedenen Aktionen sollte den Bürgern auch das Fahrradfahren noch schmackhafter gemacht werden. Wichtig ist ihr, die landschaftliche Qualität des Seenlands zu erhalten. Sie müsse Vorrang vor „Spaßszenarien“ an den Seen haben. Achim Schubarth, der auf der Grünen-Liste auf Platz zwei zu finden ist, liegt der Natur- und Umweltschutz besonders am Herzen. Der Landkreis habe in Sachen Natur ein Alleinstellungsmerkmal. Sie sei ein Pfund, mit dem man wuchern könne. Schubarth ist nicht generell gegen einen Steinabbau im Kreisgebiet. Dieser müsse allerdings landschaftsverträglich erfolgen und dürfe nicht zum Raubbau ausarten. Ein Schlagwort ist für ihn die „Entschleunigung“. Diese wünscht er sich nicht nur beim Steinabbau, sondern vor allem auch bei der Verkehrspolitik.

Schubarth will beim Straßenbau „keine Grundsatzopposition machen“. So seien Maßnahmen wie etwa Ortsumgehungen, die die Lebensqualität der Menschen steigern, zu begrüßen. Ausbauvorhaben von Straßen, bei denen es lediglich um einen Zeitgewinn im Minutenbereich geht, werde er sich allerdings nicht öffnen. Wie Renate Peiffer hält Schubarth viel von einer Reaktivierung der Hesselbergbahn von Nördlingen nach Gunzenhausen und dann weiter über Pleinfeld nach Nürnberg. „Dies würde der Region einen positiven Schub geben“, ist er überzeugt. Generell sollte der regionale Personennahverkehr noch leistungsfähiger und attraktiver werden. Die Drittplatzierte Katrin Schramm schloss sich den Anliegen ihrer Vorredner an, legt einen Schwerpunkt aber vor allem auf soziale Belange. Verbesserungsbedarf besteht für sie beispielsweise bei der Kinderbetreuuung.

Sorgen und Nöte wahrnehmen

Fritz Hörner, ein „grünes Urgestein im Landkreis“, seit 30 Jahren Kreisrat und seit 2008 Bürgermeister von Markt Berolzheim, ist es wichtig, dass alle kommunalen Ebenen gerecht behandelt und die Städte und Gemeinden finanziell nicht über den Tisch gezogen werden. Sorge bereitet ihm auch der angewachsene Personalkörper des Landkreises. „Wenn man Kommunalpolitik betreibt, darf man das Parteibuch nicht wie eine Monstranz vor sich hertragen“, riet Hörner den Neulingen. Es gelte vielmehr, die Sorgen und Nöte der Menschen wahrzunehmen und diese an die zuständigen Stellen weiterzutragen. Anerkennende Worte fand Hörner für das, was der Landkreis in den letzten Jahren im Bereich der weiterführenden Schulen getan hat. Nicht aus den Augen verlieren dürfe man parallel dazu allerdings die ländlichen Schulstandorte und vor allem die Mittelschulen in der Fläche. Sie seien im Bildungskonzept des Kreises „etwas zu kurz gekommen“ und auch deshalb von großer Bedeutung, weil die mittelständischen Unternehmen händeringend nach Auszubildenden suchten.

Für die amtierende Fraktionssprecherin Regina Sörgel, die Fünftplatzierte auf der Liste, „waren die Grünen schon immer diejenigen, die an übermorgen dachten“. Als Beispiele nannte sie nicht nur den geforderten Ausstieg aus der Atomenergie, sondern auch das Engagement der Parteimitglieder für den Klimaschutz, den Widerstand gegen die Agrogentechnik und die Aktivitäten zur Förderung des Bildungsangebots. Sörgel merkte an, dass mit Zutun der Grünen auf Kreis­ebene vieles auf den Weg gebracht wurde, etwa ein seniorenpolitisches Gesamtkonzept oder auch die Ansiedelung einer Hochschule und ein Bündnis gegen rechts. Zu Ersatzkandidaten wurden bei der Nominierungsversammlung gewählt: Petra Nüßlein (Weißenburg), Philipp Mötsch (Gunzenhausen), Tanja Reuter (Gunzenhausen), Maamun Kamran (Weißenburg), Margret Thill (Gunzenhausen), Norbert Fruth (Weißenburg), Edith Börner (Gunzenhausen), Georg Nagel (Gunzenhausen), Gisela Buyny (Weißenburg), Erich Nahrstedt (Gunzenhausen), Ursula Floeth-Schubert (Weißenburg), Alfred Oechslein (Gunzenhausen) und Zena Wiehn (Gunzenhausen).

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