Landtagswahl: Die Linke wittert Morgenluft im Freistaat

29.1.2018, 15:13 Uhr
Landtagswahl: Die Linke wittert Morgenluft im Freistaat

© Foto: André Ammer

Der Veit-Stoß-Platz in Nürnberg-Gostenhof ist nur zwei Gehminuten entfernt vom Gemeindehaus Dreieinigkeit, in dem sich die Vorsitzenden der bayerischen Linken-Kreisverbände auf das Wahljahr 2018 einschwören. Der Tagungsort in dem multikulturellen und linksalternativ geprägten Stadtteil soll Mut machen, denn im Wahllokal am Veit-Stoß-Platz feierte die Partei im vergangenen September ihr bayernweites Rekordergebnis.

34,2 Prozent der Wahlberechtigten, die dort ihre Stimme abgaben, machten ihr Kreuzchen bei der Partei des neuen Linken-Spitzenduos Eva Bulling-Schröter und Ates Gürpinar. Die CSU holte hier nur 10,9 Prozent der Zweitstimmen, und der Nürnberger Linken-Stadtrat Titus Schüller sieht das auch insgesamt hervorragende Abschneiden seiner Partei in der Frankenmetropole von 10,6 Prozent als gutes Omen für das jetzige Ziel: Die Linke will auch im Freistaat die Fünf-Prozent-Hürde überspringen und im Landtag gegen den "Rechtsruck in der bayerischen Politik" kämpfen, wie es Bulling-Schröter formuliert.

"Wir werden das Widerständige und die Menschenfreundlichkeit Bayerns in das Maximilianeum tragen", gibt sich Schüller optimistisch, und auch Ates Gürpinar ist zuversichtlich, dass seine Partei den Rückenwind der Bundestagswahl nutzen kann. 450 000 Menschen im Freistaat stimmten da für die Linke, was einem Stimmenanteil von 6,1 Prozent entspricht.

Rund ein Drittel der Mitglieder unter 30 Jahren

"Außerdem hat sich unsere Mitgliederzahl um rund 30 Prozent erhöht", betont der 33-jährige Landessprecher. Im Kalenderjahr 2017 wuchs die Linke Bayern um etwa 1000 auf nunmehr rund 3200 Mitglieder. Im Vergleich zu den über 140 000 Mitgliedern der CSU klingt das zwar immer noch nach Splitterpartei, doch laut Gürpinar sei man mit einem Durchschnittsalter von 43,9 Jahren auch die jüngste Partei Bayerns. Rund ein Drittel der Mitglieder sei unter 30 Jahren.

"Und bei uns werden die Menschen Mitglied, weil ihnen die politischen Verhältnisse in Bayern stinken und weil sie dagegen kämpfen wollen", ergänzt Titus Schüller. Man wolle einen Mitmach-Wahlkampf machen, in der Fläche präsent sein, Klinken putzen und auch mit den Menschen im ländlichen Raum ins Gespräch kommen – also dort, wo die Linke naturgemäß einen sehr schweren Stand hat.

"Kein Vorhof zum Paradies"

"Das wird schwierig werden", räumt Eva Bulling-Schröter ein, die 20 Jahre lang für die Linke im Bundestag saß und bis 2016 als Landesvorsitzende fungierte. Doch Bayern sei nicht die CSU und auch nicht der Vorhof zum Paradies, wie es einst Noch-Ministerpräsident Horst Seehofer formulierte. "Wir werden darauf achten, dass die Bayerische Verfassung mit den zahlreichen sozialen Ansätzen eingehalten wird", verspricht Bulling-Schröter, die ebenso wie Seehofer aus Ingolstadt stammt. Schutz vor Altersarmut, bezahlbare Mieten, Bildungsgerechtigkeit und eine lebenswerte Umwelt sind einige der Themen, mit denen ihre Partei in den kommenden Monaten punkten will.

Außerdem wolle man verhindern, dass sich die Menschen von der Symbolpolitik von Markus Söder einlullen lassen und dass sich die CSU weiter zu einer AfD light entwickele, erklärt Ates Gürpinar, der die Linke als einzige wirkliche Opposition in Bayern ansieht. Selbst die Grünen seien mittlerweile ökologisch lackierte Liberale, das "widerständige Bayern" in der Tradition von Kurt Eisner, der vor 100 Jahren den Freistaat ausrief, werde weder von einer GroKo noch von den Freien Wählern verkörpert. "Das widerständige Bayern sind die Linken."

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