Aus dem Leben eines Nackthundes

16.11.2018, 20:27 Uhr
Aus dem Leben eines Nackthundes

© Foto: Horst Linke

Um gleich eine weitere drängende Frage zu beantworten: Ausgesprochen wird die exotisch klingende Bezeichnung der Hunderasse "Scholo-itz-kuint-li", was übersetzt so viel bedeutet wie "Hund des Gottes Xolotl". Womit man schon beim Ursprung ist, im Reich der Azteken, wo Xolos bereits vor rund 3500 Jahren eine wichtige Rolle spielten. Sie galten unter anderem als Begleiter der Toten in die Unterwelt und wurden ihren Herren als Beilage ins Grab gelegt.

"Es ist eine der ältesten Hunderassen der Welt", betont Helen Mary McIntyre. Und geht damit auf eine Frage ein, die sich so mancher beim Anblick des haarlosen Vierbeiners wohl stellen mag. Ist das nicht eine moderne Qualzucht? "Duke ist keine Qualzucht, höchstens ab und an ein Quälgeist", sagt McIntyre. Nein, sagen auch Evolutionsforscher, die ein Gen entdeckten, das auf eine natürlich entstandene Mutation hinweist.

Die meisten Spaziergänger, die Duke und seinem Frauchen begegnen, reagieren neugierig. Sehr neugierig! "Alle wollen ihn fotografieren, manchmal ist er eine echte Touristenattraktion", lacht die 54-Jährige. Sie geht entspannt damit um, auch weil sie gut nachvollziehen kann, warum Duke so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Einen Hund ohne Fell, der wie eine elegante Bronzestatue mit Fledermausohren anmutet, sieht man eben nicht alle Tage. Nur eines ärgert sie: "Viele fassen ihn einfach an, ohne zu fragen." Das sei nicht in Ordnung, schließlich wolle man selbst ja auch nicht von Fremden berührt werden.

Fragen beantwortet die Xolo-Halterin gerne, weil sie aber mitunter gar nicht mehr richtig zum Gassigehen kommen, kam ihr die Idee mit dem Blog. Nun verteilt sie im Namen von Duke Visitenkarten mit einem Link. Unter xolo-duke.mcintyre.de lässt sie Duke sprechen, der über seine Art im Allgemeinen und seinen Alltag mit "Mama Meggy" berichtet.

Die hat sich 2014 für einen Xoloitzcuintle entschieden, weil sie Asthmatikerin ist. Sie liebt aber auch das freundliche und mitteilsame Wesen dieser besonderen Hunderasse. "Es sind Powerhunde, unheimlich anhänglich, sie binden sich sehr an ihren Menschen", erzählt die Gostenhoferin mit schottischen Wurzeln.

Duke folgt ihr tatsächlich auf Schritt und Tritt, die beiden scheinen ihre jeweiligen Sprachen gut zu verstehen. Braucht die Haut von Duke eine besondere Pflege? Und friert er nicht im Winter? Es gibt in der Tat so vieles, was man über den felllosen Hund wissen möchte. "Seine Haut ist stabiler als die anderer Hunde", erklärt McIntyre. Außerdem habe er darunter eine weitere Schicht mit einem speziellen Lipid, das schützt und Stöße abpuffert. Hin und wieder etwas Kakaobutter zur Pflege, das genüge. Xolos mit heller Haut sollten vor Sonne geschützt werden. Kälteschutz brauchen sie von Natur aus eigentlich nicht, da sie aber bei uns in beheizten Wohnungen leben, hilft im Winter ein Vlies, um Temperaturunterschiede auszugleichen.

Wer das Vertrauen von Duke gewinnt, dem signalisiert er irgendwann ganz von selbst, dass die Erlaubnis zum Streicheln erteilt ist. Wie fühlt sich ein Hund ohne Fell an? Überraschend warm! Weshalb schon die Azteken an die heilende Wirkung von Xolos glaubten – als sozusagen lebende Wärmflasche durften sie zu Kranken mit ins Bett.

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