Honorarausfall wegen Corona: BZ-Dozenten stehen im Regen

19.4.2020, 05:32 Uhr
Alle Dozentinnen und Dozenten des Nürnberger Bildungszentrums (BZ) arbeiten freiberuflich.

© Daniel Karmann Alle Dozentinnen und Dozenten des Nürnberger Bildungszentrums (BZ) arbeiten freiberuflich.

Alle Dozentinnen und Dozenten des Nürnberger Bildungszentrums (BZ) arbeiten freiberuflich, alle leiden unter dem Honorarausfall – jetzt, wo wegen des Corona-Virus keine Kurse stattfinden können. BZ-Leiter Martin Ecker sucht mit der Stadtkämmerei nach einem Weg, den Lehrenden aus der finanziellen Notlage zu helfen. Und fordert ein Entgegenkommen des bayerischen Bildungsministers Michael Piazolo.

"Wir brauchen einen bayerischen Rettungsschirm für Solo-Selbständige", so Martin Ecker. Nordrhein-Westfalen hat diesen bereits, der Chef des Nürnberger Bildungszentrums sieht mit Blick auf die Freiberuflichen, ohne die es seine Einrichtung nicht gäbe, schnellen Handlungsbedarf. Tatsächlich finden im Kultusministerium Gespräche mit Vertretern der Erwachsenenbildung über Finanzhilfen für die Lehrenden an kommunalen und kirchlichen Bildungseinrichtungen statt.



Laut Pressestelle stimmt sich das Kultusministerium derzeit mit den Kollegen vom bayerischen Finanzministerium darüber ab, "wie ein Konsens erreicht werden kann, um das Problem zu lösen". Wann es dazu eine konkrete Entscheidung geben wird, ist momentan unklar.

Auf eine solche Entscheidung ist auch Girolamo Coppola gespannt. Der 51-Jährige unterrichtet seit über 20 Jahren Italienisch am BZ Nürnberg sowie in den Volkshochschulen in Fürth und Erlangen. Er lebt davon, einfach sei das nie, erzählt er. Es sei üblich, dass er einen Teil seiner Vergütung drei Wochen nach Kursbeginn erhält und den Rest kurz vor Semesterende. "Ich bin es gewöhnt, Geld zu sparen."

Wegen der Corona-Krise hat er das Sommersemester für sich bereits abgeschrieben. Für die vier Unterrichtsstunden, die er vor dem Shutdown am BZ gehalten hat, habe er noch kein Geld bekommen. "Es gab in der Corona-Krise für uns Dozenten bislang keine wirtschaftliche Unterstützung", dafür die eine oder andere Mail eines Bildungsträgers, dass ihm die Situation leid tue.

Kursgebühren als Spenden?

Coppola fragt sich, ob es nicht möglich ist, die Kursteilnehmer anzuschreiben, um sie zu fragen, ob sie die Gebühr spenden möchten. Für Dozentinnen und Dozenten, die sonst kein Einkommen haben und das Geld dringend benötigen.


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Gabriela Häcker würde das sofort tun. Sie lernt Italienisch bei Girolamo Coppola und rief ihn besorgt an, um zu erfahren, wie er jetzt über die Runden kommt. Als sie erfuhr, dass er noch kein Honorar bekommen hat, schrieb sie aufgebracht an Martin Ecker: "Ich erwarte vom BZ, dass es die Dozenten, die immer engagiert und zuverlässig ihre diversen Kurse abhielten, jetzt nicht im Regen stehen lässt, sondern deren Honorare bezahlt." Gabriela Häcker kann sich genauso wie ihr Italienischlehrer gut vorstellen, dass noch viel mehr Teilnehmende die Gebühr spenden würden. Wenn sie es denn könnten.

Martin Ecker antwortete Gabriela Häcker, dass er sich über ihr Engagement für ihren Lehrer freue. Man prüfe gerade, ob es möglich ist, den Kursleitenden "über Spenden oder freiwillige Leistungen zumindest eine teilweise Kompensation der ausgefallenen Stunden zukommen zu lassen." Denn bezahlt werden sie vom BZ für Stunden, die den Ausgangsbeschränkungen zum Opfer fielen, nicht.

Am Telefon erklärt Ecker auf Nachfrage der Lokalredaktion, dass er im Moment einfach noch nicht weiß, wie er möglichst schnell klären kann, welche Kursteilnehmer die Gebühr spenden möchten und wie das Geld anschließend verbucht werden muss, bevor es an die Kursleiter ausbezahlt wird. Er denkt daran, alle betroffenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer anzuschreiben und zu fragen, ob sie die Gebühr erstattet haben möchten.

Honorare stehen aus

Bevor die Verwaltung am 24. März in den Katastrophenmodus ging und fast alle Angestellten ins Homeoffice wechselten, habe es noch mal eine Honorarauszahlung gegeben, sagt Ecker. Doch dabei seien nicht alle Kurstermine erwischt worden. Seit 6.April sei wieder mehr Personal vor Ort in der Verwaltung des BZ und dabei, ausstehende Honorare auf den Weg zu bringen. Aber das alles brauche seine Zeit.


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Ecker hofft wie die Verantwortlichen vieler anderer Träger der Erwachsenenbildung in Bayern, dass der Freistaat zügig einen Hilfsfonds für Solo-Selbständige einrichtet. "Ich persönliche finde es sehr bedauerlich, dass das Land an manchen Stellen unbürokratisch hilft, jetzt aber von den Trägern der Erwachsenenbildung erst mal verlangt, vorzurechnen, wie hoch die Honorarausfälle sind."

Jetzt gehe es doch darum, Dozenten wie Girolamo Coppola schnell zu helfen. "Uns liegt daran, unsere Dozenten zu unterstützen, wir brauchen sie nach Ende der Corona-Krise schließlich dringend wieder", sagt Ecker.


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