Hort statt Bomben: Nürnberger Bleiweißbunker wird umgebaut

27.2.2018, 15:17 Uhr
Hort statt Bomben: Nürnberger Bleiweißbunker wird umgebaut

© Roland Fengler

Künftig soll der Bleiweißbunker eine Tagesstätte für Kinder und Jugendliche werden. Die Verwandlung zwingt buchstäblich zu einschneidenden Maßnahmen. Denn der Klotz war natürlich – bis auf den mit entsprechenden Stahltüren gesicherten Eingang – rundum hermetisch geschlossen. Jede noch so klitzekleine Öffnung wäre in dem Betonmantel zur Schwachstelle geworden. Nun aber ist Tageslicht gefragt. Deshalb müssen aus den zwei Meter dicken Wänden große Fensteröffnungen herausgesägt werden.

Doch mit den üblichen Bohrern ist das nicht zu schaffen. Jan Eckert aus Simmelsdorf ist mit seiner Firma auf solche Fälle spezialisiert: Zunächst werden Löcher gebohrt, dann mit Diamanten besetzte Stahlseile durchgezogen. Selbst wenn die damit betriebenen Sägen auf Hochtouren laufen, benötigen sie für jeden Meter einige Stunden – für ein ganzes Fenster sind jeweils rund drei Tage veranschlagt. Insgesamt sind, verteilt auf fünf Etagen, 20 raumhohe Löcher geplant.

Der Bunker war 1942 eröffnet worden und in den 80er Jahren noch einmal für rund eine Million Mark für den Zivilschutz modernisiert worden. Schließlich gab der Bund die Liegenschaft auf – ebenso wie mehr als 200 ähnliche Objekte im Land. "Jetzt gibt es hier drinnen zum ersten Mal seit 76 Jahren Tageslicht", freut sich Peter Schüttler. Mit seiner Frau Xandra hatte der Inhaber einer Gerüstbaufirma den Bunker vor gut fünf Jahren ersteigert. Damals noch mit der Idee, hier Wohnraum zu schaffen – ähnlich wie bereits in dem ehemaligen Hochbunker an der Grübelstraße.

Doch angesichts der Bebauungspläne und der Nachbarschaft aus Stadtteilzentrum und dem direkt angedockten Jugendzentrum Quibble spielten Stadtplanung und Bauordnungsbehörde nicht mit – und bestanden auf der Schaffung von 87 Betreuungsplätzen. In der Südstadt mangelt es ganz besonders an Hortplätzen – die Grundschule Holzgartenstraße liegt gleich ums Eck. Nur für ihn selbst und seine Familie entsteht eine Wohnung in dem Kriegsgemäuer – in der Mansarde unterm Walmdach. Die regulären Etagen vermietet der Bauherr längerfristig an das Jugendamt.

Die Planung liegt in den Händen des Nürnberger Architekturbüros querwärts. Mit seinem Team hatte Patrick Schreiner bereits die Kindertagesstätte "Wolke 10" auf dem Parkhaus Klier in der Wölckernstraße geplant. An dem Hochbunker sollen die dicken Wände mal von innen, mal von außen den besonderen Charakter betonen. Als moderne Anbauten setzen eine Terrasse und ein gläsernes Treppenhaus spannende Kontrastakzente. Nicht zu retten ist wegen der Fensterdurchbrüche die 1987 angebrachte Fassadengestaltung des Malers Wolfgang Harms.

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