Knieprothese im NZ-Klinikcheck: Erler-Klinik ist spitze

30.6.2018, 08:00 Uhr
Elfriede Mederer ist froh: Mit ihrem neuen Kniegelenk läuft es im wahrsten Sinne des Wortes wieder viel besser im Leben der Patientin. Auch Chefarzt Dr. Jens Anders ist zufrieden.

© Edgar Pfrogner Elfriede Mederer ist froh: Mit ihrem neuen Kniegelenk läuft es im wahrsten Sinne des Wortes wieder viel besser im Leben der Patientin. Auch Chefarzt Dr. Jens Anders ist zufrieden.

Den Erfolg seines Teams erklärt Chefarzt und Privatdozent Jens Anders so: "Wir sind ein super Team, auch postoperativ. Das Ergebnis einer OP hängt natürlich auch von einer guten Pflege ab. Man muss sich im Krankenhaus wohlfühlen. Unsere Patienten merken, dass wir kompetent sind. Hilfreich ist sicher auch, dass wir alle vier Wochen eine Informationsveranstaltung anbieten und erklären, wie die Kniegelenks-OP abläuft. Man sollte davor keine Angst haben, Respekt ist aber in Ordnung. Wir waren auch eine der ersten Kliniken in Deutschland, die sich 2012 dem Prothesenregister angeschlossen haben. Darin werden Daten von Patienten gespeichert, um im Laufe der Zeit für Nachfolgegenerationen festzustellen, welches Implantat sich bewährt hat."

Zudem sei die Komplikationsrate in der Erler-Klinik gering, wie Anders erläutert: "So trat 2017 nur in einem Fall von 750 OPs eine Wundinfektion auf. Wir machen vor der OP ein Screening gegen multiresistente Keime. Eine weitere Komplikation kann entstehen, wenn sich ein Knochen als zu weich erweist, etwa bei Frauen mit Osteoporose. Wir müssen dann spezielle Verankertechniken anwenden."

Knieprothese im NZ-Klinikcheck: Erler-Klinik ist spitze

© Melanie Held

Dass die Zahl der Knieoperationen in Deutschland stetig zunimmt, bedeute nicht, dass Operationen heute etwa leichtfertig durchgeführt würden. "Die Patienten sind es, die die OP-Entscheidung treffen, meist nachdem alles andere ausgereizt und der Schmerz zu stark geworden ist. Sie wollen bis ins hohe Alter mobil bleiben und ihre Lebensqualität erhalten. Früher haben die Menschen ihre Arthrose oft gar nicht mehr mitbekommen, weil sie nicht so alt geworden sind. Heute ermöglichen unsere Kollegen, etwa die Kardiologen oder Internisten, dass die Patienten immer älter werden. Die Anzahl der Eingriffe ist demografiebedingt. Außerdem gibt es zur Knieoperation keine wirklichen Alternativen. Ähnlich wie beim Hüftgelenk gilt: Seriöse Methoden zum Knorpelaufbau existieren nicht."

Wer Bedenken hat: Mit einem künstlichen Kniegelenk lässt es sich besser leben, als die meisten denken. Das zumindest sagt Dr. Anders im Video.

Knieprothese im NZ-Klinikcheck: Erler-Klinik ist spitze

© FAU

 

Die Zweit- und Drittplatzierten

Für die achte Folge in diesem Jahr haben die Gesundheitsmanager der Universität Erlangen-Nürnberg 26 Kliniken in der Region bewertet, die künstliche Kniegelenke einsetzen. Auf dem zweiten Platz folgt die Schön Klinik Nürnberg Fürth, auf dem dritten die Sana-Klinik Pegnitz. Die GoogleMap-Karte unten zeigt alle gerankten Häuser. 

Falls die Karte nicht angezeigt wird, benutzen Sie bitte diesen Link. 

Gesundheitswissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg haben für das Ranking die öffentlich zugänglichen Daten der Kliniken zur gesetzlichen Qualitätsmessung sowie die Abrechnungsdaten und Patientenempfehlungen der Krankenkassen AOK und Barmer GEK ausgewertet. Auch die Fallzahlen und die Patientenweiterempfehlungsraten wurden berücksichtigt. Alle Krankenhäuser in Deutschland sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Fallzahlen, Ergebnisse und eventuelle Komplikationen zu dokumentieren und zu melden. Doch ohne anschauliche Auswertung sind diese Zahlen oft schwer zu interpretieren. Nicht nur ältere Menschen ohne Internetkenntnisse, selbst Fachleute konnten sich lange kein Bild von der Qualität eines Krankenhauses machen. Mit dem NZ-Klinikcheck hat sich das geändert. Er bietet seit 2016 Orientierung und geht in diesem Jahr in die dritte Runde

"Ziel unserer Projekts ist es, die Versorgungsqualität in der Region anzuheben", sagt PD Dr. Martin Emmert, der verantwortliche Wissenschaftler am Nürnberger Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement. In den USA hätten ähnliche Ranglisten Kliniken zu Verbesserungen anregen können. Auch könnten niedergelassene Ärzte damit ihre Patienten gezielter beraten.

Im NZ-Klinikcheck schneiden die Kandidaten bei den betrachteten Behandlungsarten ganz unterschiedlich ab. Große, kleine oder spezialisierte Häuser können im Wechsel punkten. Für Emmert ist das ein wichtiges Ergebnis: "Wir möchten die Menschen dafür sensibilisieren, dass man sich nicht nur generell über ein Krankenhaus informieren sollte, sondern dass es deutliche Unterschiede je nach Fachgebiet geben kann."


Details, Tabellen und Hintergründe zum Forschungsprojekt Klinikcheck finden Sie hier. 


Von Häusern in den Kategorien 3 und 4 ist keineswegs allgemein abzuraten. Für ihre etwas schlechteren Ergebnisse im regionalen Vergleich sind teilweise geringe Unterschiede ausschlaggebend. Obwohl das Ranking zur Krankenhauswahl beitragen könne, dürfe es nicht die einzige Informationsquelle sein, rät Martin Emmert. "Es ist natürlich weiterhin wichtig, dass Patienten mit ihrem Arzt darüber sprechen und gemeinsam entscheiden." 

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