Schüler machen Geldanleger fit
30.4.2010, 00:00 UhrEin paar Mausklicks bringen es an den Tag: Ich bin ein »Spaziergänger«, will mein dank der Kurseinbrüche auf dem Aktienmarkt ohnehin stark geschrumpftes Restvermögen so sicher wie möglich anlegen und am liebsten jederzeit darüber verfügen können. Schließlich weiß man ja nie. Vom Wagemut eines »Drachenfliegers«, der kein Risiko scheut und dafür möglicherweise hohe Renditen einfährt, bin ich weit entfernt.
Konto oder Anleihe?
Nur ein paar Fragen galt es zu beantworten, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Damit weiß ich jetzt auch, dass für mich allenfalls Tagesgeldkonten, Tagesanleihen und ähnlich sichere Geldanlagen in Frage kommen - große Gewinne sind da leider nicht drin.
Was sich jetzt so einfach und spielerisch liest, hat Christina Kubitza, Nina Berger, Melanie Tröster und ihre Mitschüler eine ganze Menge Zeit gekostet. Ein Jahr lang hat die Gruppe an dem Projekt gearbeitet, anfangs, sagt Kubitza, »haben wir gedacht, dass wir es nie schaffen«.
Doch die Motivation bei den angehenden Bankkaufleuten, die demnächst ihre Prüfung ablegen, war groß. Sie alle erleben tagtäglich, wie sehr das Ansehen ihrer Branche in jüngster Zeit gelitten hat. Als die Schülerinnen in der Fußgängerzone Passanten fragten, wie die Banken das verloren gegangene Vertrauen zurückgewinnen könnten, verschwiegen sie sogar, wo sie arbeiten, um wenigstens überhaupt eine Antwort zu bekommen.
70 Prozent haben kein Vertrauen in Banken
Ihr Lehrer Peter Kührt, der die Projektgruppe leitet, hat die passende Zahl dazu: 70 Prozent der Deutschen haben demnach kein oder nur wenig Vertrauen in die Beratung der Banken, alle wünschen sich mehr Transparenz und Aufrichtigkeit.
Und dazu wollen die Schüler mit ihrem »Anlage-Navigator« beitragen, der viel mehr bietet als den unterhaltsamen Selbsttest im Internet. Nicht »Zocker oder Profis«, sondern »ganz normale Leute« sollen sich schnell und leicht verständlich im Internet informieren können, sagt Kührt. Deshalb hat das Team Beschreibungen zahlreicher Geldanlagen erarbeitet und diese den jeweiligen Anlegertypen zugeordnet. Auf »Einschätzungen und Mutmaßungen« habe man dabei verzichtet. Die Nutzer finden zudem Videos und Power-Point-Präsentationen, die die jeweiligen Begriffe veranschaulichen. Denn einfache und verständliche Produktinformationen gibt es aus Sicht der Schüler bislang noch zu selten.
Die Profis überzeugt
Auch die bisherigen Risiko-Klassifizierungen fanden die jungen Leute verwirrend. Deshalb griffen sie auf das Bild eines Berges zurück, um die verschiedenen Typen zu beschreiben. »Je höher man kommt, desto höher ist auch die Fallhöhe«, sagen sie.
Mit ihrer Arbeit konnten sie sogar die Profis überzeugen. Die Seite sei »sehr gelungen«, sagt Stefan Hertel von der Sparkasse Fürth. »Ein paar Bereiche müsste man aber noch vertiefen.« Doch das Internetangebot sei in jedem Fall eine gute Vorbereitung vor dem Termin mit einem Bankberater, da ist sich Hertel mit seinem Nürnberger Kollegen Ansgar Hofmann einig. Ähnlich sieht es Christoph Hommel von der Verbraucherzentrale, der vor allem die anschauliche Darstellung lobt.