Wöhrder See: Disneyland oder Ruhezone?

20.4.2011, 15:51 Uhr
Wöhrder See: Disneyland oder Ruhezone?

© Wasserwirtschaftsamt Nürnberg

Über 200 Neugierige waren in der Aula der Mögeldorfer Thusneldaschule, um mehr Details über die Pläne des staatlichen Wasserwirtschaftsamtes für die „Wasserwelt Wöhrder See“ zu erfahren. Als „Visionen“ bezeichnete sie Umweltreferent Peter Pluschke eingangs, doch im Laufe des Abends wurde klar, dass die Vorstellungen schon ziemlich konkret sind – und durchaus bei der Mehrheit der Bevölkerung auf Wohlwollen bis Begeisterung stoßen.

Knut Engelbrecht, Vorsitzender des Vorstadtvereins Wöhrd, bezeichnete den Umbau als „eine große Chance für mehr Lebensqualität“ in den angrenzenden Stadtteilen. Wichtig sei dabei aber der Ausgleich der Interessen von Freizeit, Ökologie und Anwohnern, weshalb es „kein Disneyland“ geben dürfe. Auch Annette Gröschner, Vorsitzende es Bürgervereins Jobst-Erlenstegen, legte Wert darauf, dass es „Angebote für alle Generationen“ geben müsse, die jedoch zu keinen erhöhten Belastungen führen dürften. Wolfgang Köhler, Chef des Bürger- und Geschichtsvereins Mögeldorf, lobte den „transparenten“ Planungsprozess und hob zwei Aspekte hervor: Künftig sollte man „den See wieder mehr im Blick haben“ und „das Wasser erleben können“.

Fortschreitende Verschlammung und Verlandung

Einig waren sich alle im Saal, dass angesichts der fortschreitenden Verschlammung und Verlandung des zwischen 1968 und 1981 angelegten Stausees akuter Handlungsbedarf besteht. Klaus Winklmaier, Projektleiter beim Wasserwirtschaftsamt, verwies auf laufende Untersuchungen, wonach ein Drittel des Wöhrder Sees statt ursprünglich zwei Meter nur noch zwischen null bis 40 Zentimeter tief seien. Rund 300.000 Kubikmeter Schlamm müsste ausgebaggert werden. Um aber eine neue Fehlentwicklung zu vermeiden, muss gezielt die Fließgeschwindigkeit erhöht werden.

Erreichen will man dies nicht durch teure technische Bauten, sondern durch naturnahe Eingriffe, worauf Ulrich Fitzthum, der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, hinwies. Das Ziel sei dabei, „möglichst viel Nutzen für alle zu schaffen“. Wie berichtet, gehören der Einbau von drei Inseln, ein Sandstrand am Nordufer, eine Badebucht am Südufer und ein neuer Spaziersteg beim „Wastl“ zum Freizeit-Konzept des unteren Wöhrder Sees. Im oberen Bereich sind mehrere Inselgruppen samt Biotopen, Stegen, Umweltstation und einer Kajakstrecke vorgesehen.

Angst vor Lärmbelästigung am Wochenende

Die Aufteilung in Freizeit- und Naturzone stieß bei den Anwesenden auf breite Zustimmung. Während eine Anwohnerin des Norikus aber auf die vorhandene Lärmbelastung an Wochenenden hinwies und eine Badebucht ablehnte, gab es etliche Stimmen, die mehr Angebote für Kinder und Jugendliche befürworteten. Wiederholt gewünscht wurde ein neuer, naturnah gestalteter Wasserspielplatz wie beim Westbad.

Mehrere Anregungen kamen von Wassersportlern: Neben einer Kajakstrecke hielten sie eine Wasserskianlage sowie eine „stehende Welle“ für Surfer wie beim Eisbach in München für machbar. Mit Blick darauf betonte Umweltreferent Pluschke am Ende, dass die Stadt bei solch „spannenden, aber konfliktträchtigen“ Angeboten „schauen wird, was geht“. Hier sei ein Kompromiss nötig. Ansonsten lieferte der Info-Abend weitere interessante Fingerzeige: Die Wege um den See müssen teilweise entzerrt und verbessert werden, zudem ist ein „Bewegungsraum für alle Generation“ notwendig.

Insgesamt ist allen bewusst, dass ein Spagat bevorsteht. Die Umgestaltung soll einerseits den kränkelnden Wöhrder See samt seiner Wasserqualität deutlich verbessern, gleichzeitig aber das zentral gelegene Freizeit- und Naherholungsgebiet nicht zu attraktiv machen, damit keine Besuchermassen aus der Umgebung „einfallen“ und immense Verkehrs- und Nutzungsprobleme entstehen.

Klar ist: Zehn Millionen Euro will Bayerns Umweltminister Markus Söder für seine „Herzensangelegenheit“ bereit stellen und die Umsetzung soll zügig vorangehen. Bis Ende Juni, wenn sämtliche Daten der Technischen Universität München vorliegen müssten, will das Umweltreferat einen Bericht über das weitere Vorgehen vorlegen. Danach werden öffentliche Diskussionen folgen, weil die Bevölkerung in den Planungsprozess eingebunden bleiben soll.

 

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