Unmoralisches Angebot im Bürgergarten

28.5.2011, 00:00 Uhr
Unmoralisches Angebot im Bürgergarten

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Der Inhalt ist spannend, witzig und zugleich schaudererregend und dabei doch so menschlich: Claire Zachanassian, eine reiche Milliardärin, wurde als junges Mädchen wegen eines unehelichen Kindes aus der Stadt gejagt. Alfred Ill, der Vater, verleugnete seine Liaison mit der jungen Klara Wäscher, wie sie damals hieß. Er stiftete in einem Vaterschaftsprozess sogar zwei Zeugen zum Meineid an und das junge Mädchen musste die Schande eines Flittchens auf sich nehmen und die Kleinstadt Güllen verlassen.

Zuerst kam sie im Rotlichtmilieu unter, ehe die gutaussehende junge Frau sehr reiche Leute kennenlernte und so langsam aber sicher ein gewaltiges Vermögen anhäufte. Nie verlor sie ihren Schwur aus den Augen, den sie bei der Abreise geleistet hatte. Sie wollte zurückkommen und sich an Alfred Ill und an der Stadt Güllen für die Schmach rächen. Jetzt – nach 45 Jahren — kehrt Klärchen Wäscher in das wirtschaftlich auf den Hund gekommene Güllen zurück: die reiche alte Dame beseelt vom Gedanken der Rache, die besuchten Güllener in der Hoffnung auf eine kräftige Finanzspritze.

Und tatsächlich: Claire Zachanassian stellt den jubelnden Bürgern eine Milliarde Euro in Aussicht, wenn ihr alter Liebhaber Alfred Ill stirbt. Dieses unmoralische Angebot eines bezahlten Mordes lehnt der Bürgermeister im Namen der Stadt Güllen ab, aber insgeheim hoffen doch alle Güllener auf den reichen Geldsegen. Die tragische Komödie nimmt ihren Lauf, die Wirtschaft kommt in Schwung und Alfred Ill ist in Lebens-Gefahr.

Wer erfahren will, wie das spannende Stück ausgehen wird oder vielleicht auch nur sehen will, wie die Spalter Sommernachtsspieler diesen Dürrenmatt auf die Bühne bringen, der ist im Juli im Spalter Bürgergarten gut aufgehoben.

Seit Wochen proben die rund 40 Amateurschauspieler unter der Regie von Robert Wechsler und Eva Ehard im Bahnhof, in der Stadthalle und im Bürgergarten, um sich auf die diesjährige Saison vorzubereiten. Tontechnisch rauschen die Züge durch Güllen, die Stadtkapelle bläst den Marsch und mit Koffern, Kränzen und einem Sarg bepackt zieht Ute Bachmann als alte Dame in der „Goldenen Gans“ ein, während Martin Hoffmann im gegenüberliegenden Elektroladen sein Dasein fristet. Und während die einen proben, basteln die anderen an Balkonen, die Bühnenmaler sind am Gestalten und die Kostümdamen wühlen im Fundus des Kulturbahnhofs oder bangen beim Steigern in Ebay, ob sie das ersehnte Stück wohl bekommen.

Über 100 Aktive

Es wird wie immer alles rechtzeitig fertig sein, auch wenn es momentan, wie in jedem Jahr, nicht danach aussieht. Am Ende werden mehr als 100 Aktive vor und hinter den Kulissen dabei gewesen sein und alles ins rechte Licht gerückt haben. Und wenn es den mehreren Tausend Zuschauern wieder gefallen hat, werden auch die Mimen und die vielen Helfer im Hintergrund wieder zufrieden sein.

Der Vorverkauf für die diesjährige Saison beginnt am Montag, 30. Mai. An diesem Tag geben die drei bekannten Vorverkaufsstellen Stadt-Apotheke Spalt, Blumenhaus Lucia und Friseursalon Pfuff ihre Kontingente frei. Telefonisch kann unter der Nummer (09175) 207 reserviert werden. Karten gibt es zum Preis von sechs bis zwölf Euro, wobei auch für Kurzentschlossene immer noch Karten an der Abendkasse erhältlich sind. Der Bürgergarten bietet nämlich im Freien wesentlich mehr Plätze als das Ersatzdomizil Stadthalle.

Gespielt wird an sieben Terminen. Der Premiere am 9. Juli folgen weitere Aufführungen am 10., 16., 17., 22., 23 und 24. Juli, jeweils 20 Uhr.