PCP-Belastung: OB stellt neue Fenster in Aussicht

16.12.2010, 09:02 Uhr
PCP-Belastung: OB stellt neue Fenster in Aussicht

Wie berichtet, hatte ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten in zwei Klassenzimmern das als krebserregend eingestufte Pentachlorphenol festgestellt. Grund sind inzwischen verbotene Holzschutzmittel, die noch in den frühen 1980er-Jahren verwendet worden sind. In den Holzfenstern sind die Grenzwerte überschritten, in der Raumluft dagegen nicht.

Eine akute Gefährdung liegt nach Einschätzung des Gutachters daher nicht vor. Deshalb kann der Unterricht fortgesetzt werden. Das Gutachten empfiehlt allerdings weitere Messungen, um den so genannten „Jahresmittelwert“ zu klären. Erst dann lässt sich abschließend beurteilen, ob eine Sanierung angezeigt ist.

Wohnortnahe Schule gefordert

Die Stadt hat diese Messungen bereits in Auftrag gegeben. Doch Thürauf will offenbar keine Hängepartie, sondern auf Nummer sicher gehen.

Das hat nicht nur mit dem Schadstoff an sich, sondern mit der Zukunft der Schule zu tun. Denn die war zumindest gefährdet, weil die Schülerzahlen zurückgehen und eigentlich genügend Platz in der Johannes-Helm-Schule vorhanden ist. Deren Filiale in Penzendorf schien deshalb gar nicht mehr nötig.

Viele Eltern fordern aber den Erhalt der wohnortnahe Schule. Nach heftiger Kontroverse schien eine evangelische Schule die Chance zu sein, den Standort zu sichern.

"Kombi-Klassen" als Chance

Doch wie berichtet hat Dekan Klaus Stiegler in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass es die geplante und vom Stadtrat mehrheitlich unterstützte evangelische Schule in Penzendorf nun doch nicht geben wird. Die PCP-Problematik spielt dabei noch nicht einmal eine zentrale Rolle. Ausschlaggebend ist vielmehr die gesamte Raumsituation.

Und wie geht es weiter? Nun verfolgen die Stadt und das Schulamt eine Variante, die das Schulamt in Absprache mit der Regierung von Mittelfranken bereits vor der Stadtratsentscheidung im Juli zugunsten der evangelischen Schule – vergeblich – vorgelegt hatte: das Konzept der „Kombi-Klassen“.

In ihnen wird jeweils die erste und zweite sowie die dritte und vierte Klasse gemeinsam unterrichtet. So könne die Schule nach Auskunft des Schulamts zumindest bis 2016 gesichert werden. Für eine längeren Zeitraum sind Prognosen nicht möglich, da die künftigen ABC-Schützen noch gar nicht geboren sind.

Dieses Kombi-Klassen-Modell hatte auch die Bürgerinitiative gefordert. Sie sah darin die Chance, die staatliche Trägerschaft der Schule zu erhalten – und eine Privatschule, die Schulgeld verlangen muss, zu verhindern.

Die Nachricht vom Scheitern der Pläne für eine evangelische Schule hat die Bürgerinitiative deshalb „sehr gefreut“, wie Ilona Kopp in einem Pressegespräch ganz offen sagt. Die Bürgerinitiative hatte von Beginn der Diskussion an Zweifel angemeldet, dass eine evangelische Schule tatsächlich kommt. „Wir fühlen uns durch die nun eingetretene Entwicklung bestätigt“, erklärt Günter Bussinger.

„Verunsicherung verursacht“

Susanne Wagenfeld, die sich ebenfalls in der Bürgerinitiative engagiert, wird noch deutlicher. Sie spricht von einem „Flop“, den sich die Kirche und der Stadtrat geleistet hätten. Die Bürgerinitiative wirft Dekan Stiegler vor, durch unausgegorene Pläne für große Verunsicherung bei den Eltern gesorgt zu haben. Und eine Mehrheit aus CSU, Freien Wählern und Teilen der Grünen sei ihm dabei sogar gefolgt. Für die staatliche Schule hatten im Stadtrat nur die SPD und drei der sechs Grünen gestimmt. „Wie kann man nur so blauäugig in ein Projekt reinlaufen und die evangelische Schule auch noch als das sicherere Konzept bevorzugen?“ fragt Susanne Wagenfeld.

OB Thürauf weist diese Kritik zurück: „Eine evangelische Schule hätte Penzendorf als Schulstand dauerhaft gesichert. Deshalb war das ein richtiger Versuch. Aber es ist ja nichts verloren. Nun können wir den Weg der Kombi-Klassen gehen.“ „Wir nehmen den OB beim Wort“, sagt dazu Ilona Kopp.

Künftige Viertklässler fehlen

Allerdings: Dieser Weg ist noch nicht gesichert. Er hängt von der Akzeptanz der Eltern ab. Augenblicklich gibt es in Penzendorf zwei Klassen: eine Kombi-Klasse aus den Jahrgangsstufen eins und zwei und eine vierte Klasse. Im nächsten Schuljahr rücken genügend Erstklässler nach, um wieder eine 1 / 2 –Klasse bilden zu können. Aus den jetzigen Zweitklässlern werden Drittklässler. Doch für eine Klasse aus den Stufen 3 und 4 fehlen noch künftige Viertklässler.

Deshalb will nicht nur die Bürgerinitiative für die Kombi-Klassen werben, sondern auch das Staatliche Schulamt und die Johannes-Helm-Schule. „Wir wollen diese Lösung. Wir haben an der Helm-Schule heuer rund 60 Drittklässler“, erklärt Schulamtsdirektorin Rosemarie Kohnen. „Ich bin optimistisch, dass wir genügend Eltern finden, die ihre Kinder nach Penzendorf schicken wollen.“

Auf eine Zahl, wie viele es sein müssen, will sie sich nicht festlegen. „Ich will mich an keine Zahl binden.“

Begeisterung über soziales Miteinander

Allerdings weist sie darauf hin, dass eine Kombi-Klasse pädagogisch nur dann Sinn mache, wenn beide Jahrgangsstufen etwa gleich stark vertreten sind. Aus der jetzigen zweiten Jahrgangsstufe in Penzendorf kommen im nächsten Jahr 13 Kinder in die dritte Klasse.

Für Penzendorf sprechen vor allem zwei Argumente. Erstens: Die Schule ist klein, überschaubar, geradezu idyllisch. Zweitens: Das Konzept der Kombi-Klassen habe sich bewährt. Ilona Kopp und Susanne Wagenfeld haben selbst Kinder in der jetzigen Kombi-Klasse 1 / 2 und sind begeistert. Sowohl von der Wissensvermittlung als auch vom sozialen Miteinander. „Die Klasse ist wie eine große Familie“, sagt Ilona Kopp.

Doch gerade jetzt, da man weitere Eltern für Penzendorf gewinnen will, kommt die Nachricht der PCP-Belastung. „Das verunsichert die Eltern natürlich“, weiß Ilona Kopp aus vielen Gesprächen.

Und auch Oberbürgermeister Matthias Thürauf sieht das so: „Das ist natürlich nicht motivierend.“ Deshalb stellt er den Austausch der Fenster in Aussicht, obwohl die Werte ihn dazu zumindest noch nicht zwingen. Eine Sanierung als Bekenntnis zur Schule.

Vorbild für Penzendorf ist eine Grundschule in Lauf, in der es nur Kombi-Klassen gibt. Die Bürgerinitiative will im Januar diese Schule besichtigen. Am 28. Februar um 20 Uhr folgt ein Informationsabend für interessierte Eltern in der Grundschule Penzendorf. Dazu hat das Schulamt die Rektorin der Laufer Schule eingeladen. Die Erfahrungen mit Kombi-Klassen seien positiv, sagt Schulamtsdirektorin Kohnen. „Sonst würden wir dieses Modell ja nicht unterstützen.“

Keine evangelische Schule in Penzendorf