Schwabacher Sommermärchen
30.5.2011, 10:00 UhrDas Becken haben die Fernsehleute vom Westdeutschen Rundfunk in einen Dschungel umdekoriert. Lianen, Wasserschlangen, schwimmende Baumstämme. Schildkröten. Tribünen machen aus dem Parkbad ein kleines Stadion. Herrlicher Sonnenschein, 5000 Zuschauer, Schlachtrufe der Fans. Dem „Schorndorf uff, nix wie druff“ setzen die Gastgeber ihr „Schwabach, Schwabach, ran, ran, ran“ entgegen.
Samstag, 8. Mai. Um 15 Uhr geht Moderator Camillo Felgen auf Sendung. „Live und in Farbe“, heißt es in der Ankündigung. Es ist eine Zeit, in der das noch nicht selbstverständlich ist. Der Start dämpft die Stimmung. Für jedes Spiel gibt es zwei Punkte. Nach den ersten drei liegt Schwabach 0:6 zurück. Dann beginnt die Aufholjagd. Die Entscheidung fällt mit dem Joker: Erika Kommenda und Heide Blank gewinnen das Wettrennen auf der Wasserschlange. 14:10 heißt es am Ende. Das Team springt gemeinsam jubelnd ins Wasser.
Auch der junge Oberbürgermeister Hartwig Reimann, der die Idee zur Bewerbung um das Spiel hatte, geht baden. Mit Anzug und Krawatte. Unvergessliche Szenen.
Zweite Runde in der Schweiz
Mittwoch, 23. Juni, 21 Uhr, Solothurn: Schwabach gegen Melfi (Italien), Kendall (England), Mulhouse (Frankreich), Drachten (Niederlande), St. Niklaas (Belgien) und Willisau (Schweiz). Hartwig Reimann, der Musikzug des TV 48, die Schwabanesen und „Mecki“ Wagner als Maskottchen im „Mecki“-Kostüm feuern ihr Team vor Ort an. Daheim fiebert Schwabach vor den Fernsehgeräten mit. Wieder entscheidet der Joker.
Trainer Hans Zuleeg setzt auf Helmuth Gerhardt und Hannelore Bindl, die ihre Mannschaft prompt nach vorne bringen. Schwabach liegt auf Platz eins — und das Team sich in den Armen. Hanne Hauselt nimmt auf dem Siegerpodest den silbernen Pokal entgegen, reckt ihn strahlend in den Nachthimmel. Das Bild des Abends.
Die Rückkehr wird zum Volksfest. Einige Tausend empfangen die Mannschaft am Marktplatz wie eine Fußballnationalelf nach dem WM-Titel. Jubel ohne Grenzen.
Das große Finale in Essen aber verpasst Schwabach denkbar knapp. In einer späteren Sendung erreicht Offenburg einen Punkt mehr. Die Erinnerung trübt das nicht, findet Werner Schrödel. Schwabachs Handball-Legende war damals Trainer und Aktiver. In einem Tagblatt-Interview brachte er die Stimmung auf den Punkt: „Es war besser, dass wir mit zwei Siegen ausgeschieden sind. Mit etwas Pech, aber ehrenvoll.“
Das Team gegen Schorndorf im Parkbad: Hans Beil, Heide Blank, Hermann Botz, Walter Döll, Helmut Gerhardt, Werner Großer, Karl Haag, Günther Häring, Werner Kammerloher, Hans Katheder, Ilse Katheder, Karl-Heinz Kaufmann, Erika Kommenda, Herbert Rößner, Walter Ryschka, Helmuth Schindler, Manfred Seifert, Helmut Steinbauer. Trainer waren Werner Schrödel, Hans Zuleeg und Rainer G. Leuthold.
Das Team in Solothurn: Werner Schrödel, Rainer G. Leuthold (beide standen diesmal in der Mannschaft), Werner Großer, Karl-Heinz Kaufmann, Hermann Botz, Helmuth Gerhardt, Walter Ryschka, Hans Katheder, Werner Kammerloher, Helmut Steinbauer, Klaus Goller, Alfons Matula, Fritz Meier, Richard Sichert, Arthur Weiß, Ilse Katheder, Heide Blank, Hanne Hauselt, Monika Döll, Hannelore Bindl. Trainer: Hans Zuleeg.