Spiel gegen den HSV

Trotziger Club nach Pokal-K.o.: "Es baut sich richtig was auf"

27.10.2021, 08:14 Uhr
Aufstehen, regenerieren, weitermachen: Torhüter Carl Klaus hilft Enrico Valentini auf die Beine.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Aufstehen, regenerieren, weitermachen: Torhüter Carl Klaus hilft Enrico Valentini auf die Beine.

Beim bis Dienstagabend letzten Elfmeterschießen, fast auf den Tag genau vor zwei Jahren, stand noch Enrico Valentini im Tor. Weil sich Patric Klandt in der 117. Minute schwer verletzt hatte und nicht mehr gewechselt werden konnte, streifte sich eben der rechte Verteidiger die Handschuhe über – und hielt erwartungsgemäß nicht einen.

Der 1. FC Nürnberg schied damals in der zweiten Pokalrunde beim 1. FC Kaiserslautern aus und auf ähnliche Art und Weise jetzt auch gegen den Hamburger SV, wenngleich diesmal mit Carl Klaus ein richtiger Torwart zwischen den Pfosten stand und das Niveau der 120-minütigen Auseinandersetzung ungleich höher war als seinerzeit auf dem Betzenberg.

Die knapp 20.000 Zuschauer sahen im Max-Morlock-Stadion zwei der aktuell besten Teams der zweiten Liga, die jeweils einen ihrer Besten verloren. Hamburgs Kapitän Tim Leibold schied in der ersten Halbzeit mit Verdacht auf schwere Bänderverletzung im Knie aus, Tom Krauß Sekunden nach Wiederbeginn mit Verdacht auf schwere Gehirnerschütterung. Beide mussten von Sanitätern in die Kabine getragen werden.

"Sehr, sehr bitter"

Die fürchterlichen Bilder überschatteten die Begegnung fortan, die aber dennoch einen großen Unterhaltungswert bot. Der Sieger musste nicht zwingend HSV heißen, die besseren Möglichkeiten zum 2:1 hatte eigentlich der Club. Nikola Dovedan (78.) köpfte knapp drüber, Lino Tempelmann scheiterte zweimal am glänzend reagierenden Daniel Heuer Fernandes (90./98.) - es hat wohl nicht sein sollen.

"Das ist sehr, sehr bitter", fand Trainer Robert Klauß nach dem finalen 3:5 (1:1, 0:1), weil es auch nicht hätte sein müssen. Viel vorwerfen konnte er seiner Mannschaft trotzdem nicht. "Kaum etwas gefehlt" habe im Nürnberger Spiel, "außer das Glück am Ende. Deshalb sind wir sehr enttäuscht."

Das dürfen und müssen sie auch sein, allerdings nicht lange. Schon am Freitagabend geht's in Darmstadt wieder um Punkte, Anstoß ist um 18.30 Uhr. "In 40 Stunden sitzen wir schon wieder im Bus", sagte Klauß unmittelbar nach dem Pokal-K.o., aber wohl ohne Tom Krauß - der nach seinem Unfall zur Kontrolle vorerst im Krankenhaus bleibt.

Krauß bleibt vorerst im Krankenhaus

Sein Ausfall wiegt schwer, wirft den 1. FC Nürnberg aber nicht um. Ein paar Alternativen hat der Trainer noch für seine nächste Startelf, die sich am Mittwoch und Donnerstag vor allem erholen muss von den Strapazen. Das gute Gefühl nahm außerdem der HSV mit nach Hause, dessen Trainer nicht mit Komplimenten für den Gegner sparte. "Die Zuschauer haben ein tolles Spiel gesehen, das eigentlich keinen Verlierer verdient hat."

Weil es aber einen geben muss im DFB-Pokal, gingen die Köpfe der Club-Profis erst mal nach unten. Der warme Applaus der Fans baute sie aber schnell wieder auf. Jeder konnte sehen, dass da gerade etwas entsteht. "So wie wir in die Saison gestartet sind", meinte Taylan Duman, der zum zwischenzeitlichen Ausgleich getroffen hatte, "baut sich in der Mannschaft richtig was auf."

Anders als vor knapp zwei Jahren, als es nach dem Pokal-Aus im Elfmeterschießen auch in der zweiten Liga weiter bergab ging. Knapp zwei Jahre später könnte die Zukunft auch ohne Einzug ins Pokal-Achtelfinale schön werden. "Es hat einfach nur Spaß gemacht, mit Ausnahme des Endes", meinte Ersatztorhüter Carl Klaus, der zumindest am letzten Versuch der Hamburger vom Punkt dran war. Anders als Enrico Valentini einst auf dem Betzenberg.

"Die Niederlage nehme ich gerne in Kauf", sagte der Kapitän und damalige Aushilfskeeper noch, "wenn es Tom Krauß schnell wieder gut geht. Das ist viel wichtiger." Wie wahr.

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