Aufsichtsrat beim FCN? Drillers Bewerbung ist im Kasten

2.10.2020, 06:44 Uhr
Aufsichtsrat beim FCN? Drillers Bewerbung ist im Kasten

© Sportfoto Zink / WoZi

"So nun habe ich es getan", schrieb Martin Driller also. Die vier Ausrufezeichen, die der Ex-Kapitän des 1. FC Nürnberg hinter diesen Statusbericht setzte, verdeutlichen, dass der gebürtige Paderborner wohl schon länger mit dem Gedanken spielte, für das altmeisterliche Kontrollgremium zu kandidieren. Oder in der jüngeren, vielleicht auch länger zurückliegenden Vergangenheit mehrfach dazu aufgefordert - Schrägstrich - ermuntert wurde.

“Viele Gespräche und Überlegungen“ seien den Schritten vor den Briefkasten jedenfalls vorausgegangen, gab Drillo - wie ihn Ex-Kollegen, Freunde und Weggefährten nennen, auf seinen Social-Media-Kanälen zur Kenntnis.

Nun wolle er sich überraschen lassen, was auf ihn zukomme, fuhr der Fußball-Fachmann fort. Um die Jahrtausendwende führte der blondierte Angreifer den Club zurück in die Bundesliga. Inzwischen ist Driller einfallsreicher und umtriebiger Geschäftsmann, auf vielen Kanälen präsenter Medienprofi und jugendlicher Großvater. Das mit dem Sich-Überraschen-Lassen gelte freilich nicht nur mit Blick auf die Reaktionen auf seine Kandidatur. Sondern auch, “wie die Wahl auf der Jahreshauptversammlung ausgeht“, ergänzte der vitale, immer noch blonde Ostwestfale, für den Nürnberg längst Heimat ist.


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Beim BVB hatte sich der Stürmer von 1989 an erste Meriten im Profi-Bereich verdient, war für die Schwarz-Gelben sogar einige Male im Europapokal zum Zug gekommen. Beim Kiez-Klub, auf St. Pauli also, machte Driller anschließend nicht nur Party, sondern in sechs Jahren und 162 Spielen 42 Tore, ehe er 1997 zum Club kam. Sieben Jahre schnürte der meinungs- und abschlussstarke Angreifer fortan die Fußballstiefel für den FCN, bei dem er 2004 auch seine Karriere beenden sollte. Zumindest vorübergehend. Zuvor war Driller dreimal mit dem Club in die Bundesliga aufgestiegen, hatte klassenübergreifend 30 Treffer in 118 Matches markiert - darunter eines im Mai 1999 beim 2:0 gegen die Bayern. Oder nach dem unfassbaren Abstieg in jeder der ersten sieben Zweitliga-Runden der darauffolgenden Rückkehr-Saison getroffen. Außerdem hatte Driller mit Sasa Ciric oder Christian Möckel allein aufgrund der herrlichen Wortschöpfungen des Boulevards (Drilic, Dröckel) wunderbare Sturm-Duos gebildet. So etwas vergisst man nicht.

In der Stadt aktiv, am Ball mit der Traditionsmannschaft, im Kontakt mit den Fans und dem Verein blieb Driller auch nach seinem letzten Club-Einsatz. Auffällig war der sportliche Lebemann zuletzt auch im CEF-TV, als es darum ging, den Club kritisch auf dieser Bühne zu begleiten. Und die Expertise als Nürnberger Ex-Profi, aufmerksamer Beobachter und Fußballsachverständiger einzubringen, was Driller meist klar und schonungslos gelang.

Mehr entsprechenden Sachverstand in den Aufsichtsrat einzuspeisen, der die sportliche Entwicklung des Vereins zu bewerten und die Handlungen des Vorstands dahingehend zu kontrollieren hat, ist eine Forderung, die Driller auch auf anderen Kanälen immer wieder stellte. Und eine Forderung, die abseits ehemaliger Amtsträger mit einer vergleichbarer Vita - so vorhanden bei Marc Oechler oder Manni Müller - bei den Mitgliedern nur selten bei einer Wahl berücksichtigt und auf den Stimmzettel kenntlich wurde. Wenn sich Martin Driller bei der virtuell stattfindenden Jahreshauptversammlung am 20. Oktober dem Votum der FCN-Mitglieder stellt, mit Aufsichtsratsboss Thomas Grethlein oder - wie die Bild unlängst berichtete - mit dem comebackwilligen Kren-König Hanns-Thomas Schamel um einen Platz im Kontrollgremium konkurriert, wird sich zeigen, ob diese Forderung von den Mitgliedern gehört wird. Und, ob Nürnbergs ehemaliger Kapitän anschließend erneut vier Ausrufezeichen setzen darf.

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