Geburt im Club-Kreißsaal

Ausgewechselt, Vater geworden - die Geschichte eines denkwürdigen Spieltags

19.9.2021, 20:05 Uhr
Blick in den Club-Kreißsaal im Nürnberger Südklinikum. Hier wurde Bogenreuthers zweite Tochter ein paar Stunden nach Abpfiff geboren. 

© Rudi Ott Blick in den Club-Kreißsaal im Nürnberger Südklinikum. Hier wurde Bogenreuthers zweite Tochter ein paar Stunden nach Abpfiff geboren. 

Michael Bogenreuther hat das Glück gefunden. Es wiegt exakt 3030 Gramm, ist 48 Zentimeter groß und hört auf den Namen Aria. Am Sonntag vor einer Woche hat das zweite Töchterchen des Spielers der DJK Obererlbach entschieden, dass es nun nicht mehr länger warten will. Raus in die Welt sollte es stattdessen gehen, fünf Tage vor dem errechneten Geburtstermin, es gibt schließlich viel zu erkunden. Und auf das Kennenlernen mit ihrer eineinhalb Jahre älteren Schwester Mila hat sie sich sicher auch gefreut.

Nun ist es charakteristisch für Geburten, dass sie nicht immer dann stattfinden, wenn es für die werdenden Eltern am angenehmsten ist. Kuriose Geschichten haben sich da über die Jahre angehäuft. Von Taxifahrern, die sich auf dem Weg in die Klinik plötzlich in der Rolle des Geburtshelfers wiederfinden. Und von hochschwangeren Frauen, die unter starken Wehen mit Blaulicht und Martinshorn von der Polizei zum Kreißsaal eskortiert werden. So geschehen etwa im November 2019 in Nürnberg als eine 42-Jährige mitten im Berufsverkehr der Frankenmetropole zu entbinden drohte. Ganz so spektakulär ist die Geschichte von Michael Bogenreuther und seine Frau Yvonne nicht. Für einiges Aufsehen hat sie trotzdem gesorgt.

Weil Bogenreuther auf dem Fußballplatz stand, als es in Sachen Nachwuchs ernst wurde. "Meine Frau hatte tags zuvor schon unregelmäßige Wehen, die dann aber wieder aufgehört haben", berichtet der 30-Jährige. Bevor er Richtung Obererlbach aufbricht, fährt Bogenreuther seine Yvonne deshalb sicherheitshalber zu ihren Eltern nach Muhr am See. "Ich war schon etwas nervös als ich gegangen bin", gibt er zu.

Geburt mit Blick aufs FCN-Wappen

Und trotzdem gelingt es ihm anschließend, sich auf das anstehende Heimspiel gegen die DJK Schwabach zu konzentrieren. Sogar so gut, dass er sich im ersten Moment wundert, als Trainer Christoph Jäger wenige Minuten vor der Pause lautstark seine Auswechslung ankündigt. "Ich habe gedacht, so schlecht habe ich jetzt doch auch nicht gespielt", erinnert er sich. Erst als Jäger seinen Abwehrspieler gleich zum Duschen auffordert, wird dem die Situation klar.

Ehefrau Yvonne hatte per Telefon mitgeteilt, dass regelmäßige Wehen eingesetzt haben. Bogenreuther rennt in die Kabine, duscht sich in Rekordzeit und fährt nach Muhr am See. Von dort geht es ins Nürnberger Südklinikum. Weil die Lage des Kindes im Mutterleib nicht optimal ist, muss die Geburt dort unter Beobachtung von Spezialisten erfolgen.

Um 22:08 Uhr ist es geschafft, Aria ist geboren. "Da hätte ich sogar noch fertigspielen können", sagt Bogenreuther lachend. Entbunden hat Yvonne übrigens im Club-Kreißsaal, der in den Farben des Traditionsvereins gehalten und mit einem Vereinswappen verziert ist. "Das war aber Zufall. Wenn es ernst wird, ist sowas nicht mehr so wichtig", weiß der Vater. Während Mutter und Tochter nach der Geburt wohlauf waren, plagte Bogenreuther der Hunger. Seit dem Frühstück hatte er nichts mehr gegessen. Dankenswerterweise bekam eine der Hebammen Mitleid und reichte ihm ein Stück ihrer Pizza. Glück kann so einfach sein.

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