Der LAC Quelle Fürth sucht neue Galionsfiguren

27.10.2017, 12:05 Uhr
Hören gemeinsam mit dem gesamten LAC-Vorstand auf: Sport-Beirat Bertram Böhm (links) und der Vorsitzende Werner Kaminski.

© Thomas Scherer Hören gemeinsam mit dem gesamten LAC-Vorstand auf: Sport-Beirat Bertram Böhm (links) und der Vorsitzende Werner Kaminski.

Werner Kaminski (65) und Bertram Böhm (67) sieht man ihre Erschöpfung nicht an. Als sie für das Gespräch zu diesem Text in der Redaktion der Fürther Nachrichten sitzen, sprudelt es nur so aus ihnen heraus.

Die beiden haben die Geschichte des 1969 gegründeten LAC Quelle Fürth, der Leichtathletikabteilung des TV Fürth 1860, von Beginn an miterlebt. Als leitende Angestellte des Versandhauses haben sie mitgeholfen, den Verein nach der Quelle-Pleite in der Spitze der deutschen Leichtathletik zu halten, obwohl nur noch ein Bruchteil des Geldes zur Verfügung stand.

Doch nun soll endlich Schluss sein. Der sechs Mitglieder starke Vorstand will keine weitere Periode mehr weitermachen, aus verschiedenen Gründen gleichzeitig. Sechs Mitglieder zählt das Gremium. Kaminski ist der Vorsitzende, Böhm berufener Sport-Beirat. Vize-Vorsitzende Angelika Kühn-Maurer organisiert federführend die Veranstaltungen, mit denen der LAC das Geld verdient, um Trainer und Fixkosten der Anlage zu bezahlen.

Vorbereitung auf "Tag X"

Schatzmeister Hans-Jürgen Fihlon und der Sportlehrer Stefan Schmidt als weiterer stellvertretender Vorsitzender haben mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Jan Glößinger stemmt als Geschäftsführer, Sportlicher Leiter und Pressesprecher gleich drei Ämter, für die andere Vereine drei Personen haben. Stellvertretend für diese sechs wenden sich Kaminski und Böhm an die Öffentlichkeit. In der Mitgliederversammlung vor zwei Jahren haben sie es zwar schon angekündigt, nun wollen sie "den Tag X" noch einmal in Erinnerung rufen, wie Böhm sich ausdrückt: "Der Vorstand tritt komplett zurück. Aus gesundheitlichen und familiären Gründen." Die Mitglieder sollten nicht unvorbereitet in die nächste Jahreshauptversammlung am Mittwoch, 8. November, gehen.

Böhm schickt eine Botschaft voraus: "Es ist nicht so, dass wir dem LAC nicht weiterhin helfen wollen." Es sei nur so, dass niemand an seinem Amt klebe. Kaminski erinnert sich an das Jahr 2006, als man ihn zum Vorsitzenden wählte: "Ich habe den Job nicht unbedingt gesucht." Es war "die schwierigste Zeit" der Abteilungshistorie. Es war das Jahr, in dem die Versandhaus-Führung notgedrungen beschloss, das Sport-Sponsoring zurückzufahren.

Tragisches Jubiläum

Trotzdem schloss der LAC ein Jahr später noch einmal einen letzten Vertrag ab, doch es war ein finanzieller Erdrutsch: Der Jahresetat schrumpfte von 1,8 Millionen auf 300000 Euro, das Sportfest "Live" im Nürnberger Stadion war damals der letzte große Posten. In 40 Jahren hat die Quelle-Familie Schickedanz rund 30 Millionen Euro in den LAC Quelle Fürth gesteckt, inklusive der Liegenschaften. "Für Leichtathletik-Verhältnisse waren wir ein Riesenverein", erinnert Böhm.

Besondere Tragik erfuhr die Feier zum 40-jährigen Bestehen, in der das Wort "feiern" niemand mit Taten füllen wollte. "In unsere Jubiläumswoche fiel gleichzeitig das Ende der Quelle." Auch viele Ex-Athleten waren arbeitslos geworden. Bertram Böhm selbst engagierte sich im Alter von 23 Jahren erstmals für den LAC, damals als Trainer. Gerade deshalb nun sein Appell: "Man wird nicht jünger. Es müssen neue Impulse her." Ideen hätten er und die anderen fünf Vorstandsmitglieder noch jede Menge, "aber du musst sie als Amateurverein auch umsetzen können".

Hallenerhalt kein Selbstläufer

Was kommt auf die potentiellen Nachfolger zu? Die Halle am Finkenschlag wird zwar in der Szene hochgelobt und hat eine neue Laufbahn, doch sie ist 30 Jahre alt, der Erhalt kein Selbstläufer. Die Geschäftsstelle ist von vier Angestellten in der Quelle-Ära auf eine Teilzeitkraft und Geschäftsführer Jan Glößinger geschrumpft, der einen Tag in der Woche im Büro ist.

Immerhin mangele es nicht an ehrenamtlichen Helfern unter den 500 Mitgliedern, sie bei den LAC-eigenen Veranstaltungen zu koordinieren, sei aber eine Mammutaufgabe. Zwei bis 35 Stunden pro Woche investieren die bisherigen Protagonisten in den LAC, "es gibt eigentlich keine Woche, in der mal nichts ist", sagt Kaminski.

Das ist vor allem bei Anliegen im Umgang mit den Verbänden und Institutionen problematisch – dort sind alle Stellen, mit denen der Verein zu tun hat, hauptamtlich besetzt. Die Erwartungshaltung, Dinge umzusetzen, sei professionell. Daran kann man verzweifeln, wenn man nicht zäh ist. Kaminski nennt ein Beispiel: Vier Jahre habe es gedauert, bis er die neue Laufbahn auf den Weg gebracht habe: "Vier Jahre Anträge schreiben und Ämtergänge. Wenn das noch einmal vonnöten wäre, hätte ich vor zehn Jahren gesagt: Mach‘ ich. Aber jetzt nicht mehr, man ist ausgelutscht."

Moderater Übergang

Es sei Zufall, dass alle sechs Vorstandsmitglieder gleichzeitig aufhören, eine Übergangszeit können sie jedoch auf jeden Fall moderieren. "Wir bleiben bis zur 50-Jahr-Feier", verspricht Böhm, "wir wollen nur nicht mehr die Galionsfiguren sein." Den Stadtwald- und Kirchweihlauf, wichtige Einnahmequellen des Vereins, würden sie noch mit "durchziehen". Außerdem stellt der LAC in seiner Halle fünf bayerische Meisterschaften pro Jahr auf die Beine. "Da brauchst du Helfer", weiß Böhm.

Im sportlichen Bereich stehen wichtige Gespräche mit den Elite-Sportlern an. "Wir sind nach wie vor unter den Top Ten in Deutschland, in Hamburg und Berlin sind wir eine Marke", weiß Böhm. Gerade deshalb müssen die herausragenden Athleten gut betreut werden, auch mit dem Fachwissen der erfahrenen Funktionäre. Nicht von ungefähr heimst der LAC regelmäßig Preise für die Jugendförderung ein. Allein, es ist schwer, geeignete Trainer zu finden.

Kaminski und sein Team werden am 8. November die Bücher nach eigenen Angaben schuldenfrei übergeben. Für die neue Hallenbahn, eingeweiht 2015, zahlt der LAC einen Kredit ab.

Die Stadt hilft, die laufenden Kosten zu decken, weil sie Schulklassen gegen Gebühr in der Halle einmietet. Von den 500 Mitgliedern sind die Hälfte Jugendliche. "Die Strukturen stimmen", schwärmt Kaminski. Jetzt müssen nur neue Köpfe her.

Keine Kommentare