FCN: Kiyotake prägt Spiel des japanischen Olympia-Teams

24.7.2012, 21:29 Uhr
FCN: Kiyotake prägt Spiel des japanischen Olympia-Teams

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Spätestens am 17. Juli 2011 sind Hiroshi Kiyotake und seine Kollegen etwas unter Druck geraten. Als Saki Kumagai kurz vor Mitternacht Ortszeit das Elfmeterschießen des Frankfurter WM-Finales entschied, standen Japans Fußballer plötzlich im Schatten ihrer fantastischen Landsfrauen. Viele Millionen Fans hatten das dramatische Endspiel zu Hause im Fernsehen verfolgt und danach die Nacht zum Tag gemacht.

In einem zuvor von Naturkatastrophen und einem nuklearen GAU traumatisierten Land. Es war der erste Triumph einer japanischen Mannschaft bei einem interkontinentalen Turnier überhaupt. Ein Triumph, der Kraft und neuen Mut geben sollte, auch für das Großereignis in London.

Junge Talente sammeln internationale Erfahrung

Dass Japan über Jahrzehnte höchstens eine unbedeutende Nebenrolle spielte bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, lag vor allem am eher dürftigen Niveau der heimischen Ligen. Seitdem aber junge Talente wie Nürnbergs Zugang Kiyotake in die Ferne schweifen, um sich zu entwickeln, ist mit ihnen zu rechnen. Ausländische Einflüsse gab es schon früher, große Siege dagegen eher selten.

Als Lehrer des modernen Spiels wird im Land des Lächelns noch heute Ex-Nationaltrainer Dettmar Cramer verehrt („Der springende Punkt ist der Ball“), weil er ihnen 1968 in Mexiko City die erste und vorerst letzte Medaille schenkte. Nach dem dritten Platz kam aber nicht mehr viel. Was die Generation Kiyotake aber demnächst ändern könnte.

Bereits morgen Nachmittag wird es in Glasgow ernst, gleich zum Auftakt geht es gegen einen, wenn nicht sogar den Favoriten. Spanien. Die Japaner sind bereit; am Samstag in Nottingham, im letzten Formtest gegen Mexiko (2:1), glänzte besonders: Kiyotake. Von seinen Impulsen und überraschenden Einfällen lebt Japans U23, die ein paar bekannte Namen vereint.

Aus der Bundesliga sind neben Kiyotake noch Hiroki Sakai (Hannover 96), Takashi Usami (TSG Hoffenheim), Yuki Otsu (Mönchengladbach) und Gotoku Sakai (VfB Stuttgart) in London dabei, der eine Großmutter in Nürnberg hat und auch optisch nicht unbedingt an einen Japaner erinnert. Kiyotake schon.

Schnell, kreativ und mit Übersicht

Der 22-Jährige sucht auf dem Platz stets nach spielerischen Lösungen, was auch mit seinem schmächtigen Körper zu tun haben könnte. 1,72 Meter ist er nur groß und 63 Kilogramm leicht, dafür aber unheimlich flink — und weiß schon vor der Ballannahme, wohin er als Nächstes passen oder laufen wird. Er kann, wie es so schön heißt, ein Spiel lesen. Und, vielleicht noch wichtiger: Aktiv und kreativ gestalten.

Vor allem deswegen ist er dem Club fast eine Million Euro Ablöse und einen Vierjahresvertrag wert gewesen. Obwohl er erst sechs Tage mittrainiert hat in Nürnberg und seit dem 7. Juli bei seiner Olympiaauswahl weilt, darf man durchaus gespannt sein auf den kleinen Wirbelwind.

Auch bei den Olympischen Spielen in London, die Kiyotake und seine Japaner zunächst nach Glasgow, Newcastle und Coventry führen. Die Vorrunde wollen sie zunächst überstehen, irgendwie, danach scheint vieles möglich. Eine olympische Medaille trauen viele Experten aber eher den umjubelten Weltmeisterinnen von Frankfurt zu.

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