FCN-Test gegen Türkgücü München: Das erwartet den Club

29.8.2020, 05:55 Uhr

Das Team von Cheftrainer Robert Klauß testet am Samstag gegen Türkgücü München. © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

Von Spiel zu Spiel wurde der 1. FC Nürnberg im Laufe der diesjährigen Sommer-Vorbereitung besser. Zumindest nach Ansicht des neuen Cheftrainers Robert Klauß, dessen taktische Ideen zunehmend umgesetzt werden. "Gerade zwischen Augsburg und Hoffenheim haben wir nochmal einen großen Sprung gemacht. Jetzt müssen wir schauen, ob wir uns gegen Türkgücü nochmal steigern können", blickte der 35-Jährige im Interview auf der Vereinswebsite auf die bisher gezeigten Leistungen und das bevorstehende Testspiel seines Teams.

Wenn sich der Club am Samstag (16 Uhr) im Sportpark Aschheim mit dem Münchner Serienaufsteiger misst, ist freilich eine andere Gemengelage als noch in der Vorwoche am Tegernsee, beim 5:2-Sieg gegen defensiv desolate Hoffenheimer, zu erwarten: Nicht nur, dass die FCN-Akteure zum Abschluss eines intensiven Trainingslagers, wie Klauß erklärt, "doch etwas müde sind". Auch der Gegner ist einer komplett anderen Kategorie zuzuordnen.

2018, als der 1. FC Nürnberg das letzte Mal in die Bundesliga aufstieg, da vollzog der SV Türkgücü-Ataspor München, wie sich der 1975 von türkischen Migranten gegründete Verein damals nannte, im Osten der bayerischen Landeshauptstadt den ersten messbaren Schritt auf seinem bis 2023 angestrebten Weg in die 2. Bundesliga: Die "türkische Kraft" aus Neuperlach stieg aus der Landesliga in die Bayernliga auf. Und ein Jahr später in Regionalliga. Und in diesem Sommer in die 3. Liga.

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Drei Spielklassenwechsel verzeichneten die Münchner in den vergangenen drei Jahren – anders als beim Fahrstuhlklub aus der Noris war der Trend beim Serienaufsteiger zuletzt durchweg positiv. Mit dem Erfolg kamen allerdings auch Probleme: Mit dem rasanten Tempo der sportlichen Entwicklung konnten die Strukturen nicht mithalten, nicht mitwachsen, weshalb der Migrantenklub praktisch noch immer ohne eigene, feste Heimat ist. Des Weiteren sieht sich der polarisierende Verein mit heftiger Kritik konfrontiert, ist sein Weg doch maßgeblich durch den Einstieg des Unternehmers Hasan Kivran ermöglicht.

Als "spannendes Projekt" bezeichnen derweil einige der bisher 14 Neuzugänge die Pläne ihres künftigen überdurchschnittlich solventen Arbeitgebers, der auch in dieser Transferperiode erneut fleißig verpflichtete. 73 Akteure wechselten seit 2018, als der jetzige Premieren-Drittligist die Meisterschaft in der Landesliga Bayern Südost feierte, zum SV Türkgücü. Von den Spielern, die damals den Aufstieg eintüten, trägt mittlerweile keiner mehr das weiß-rote Trikot der Münchner. Stattdessen setzt der Klub und sein neuer Cheftrainer Alexander Schmidt neben Youngstern aus renommierten Nachwuchsleistungszentren überwiegend auf routinierte Kräfte: Die Neuzugänge Vollath, Boere (beide Uerdingen), Berzel (1860 München) und Gabriele (Jena) wechseln mit der Erfahrung aus zusammen 335 Einsätzen in der 3. Liga zum ambitionierten Durchmarschierer.

Der namhafteste Akteur in den Reihen der Münchner ist allerdings ein gebürtiger Nürnberger: Sercan Sararer, der in seiner Karriere unter anderem für die SpVgg Greuther Fürth spielte und insgesamt 164-mal in der 1. und 2. Bundesliga auflief, schloss sich im Winter dem SV Türkgücü an. Mit dem Perlacher Klub hegt der 30-Jährige nun große Ambitionen, was weit über die Münchner Stadtgrenzen hinweg auf wenig Gegenliebe stößt und gerne als "herzloses Projekt" bezeichnet wird.

Klauß ist von den FCN-Profis positiv überrascht

"Ganz viel Herz" bescheinigt Robert Klauß indes seinem neuen Arbeitgeber, dem Nürnberger Liebes- und Leidensklub, ebenso wie "viel Fußballkultur und ganz viel Leidenschaft". Rund vier Wochen nach dem Amtsantritt des 35-Jährigen haben sich seine Erwartungen an den fränkischen Traditionsverein vollends erfüllt. Wie er auf der Vereinswebsite zitiert wird, stimmt ihn auch die Zusammenarbeit mit dem Team optimistisch: "Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell in die gleiche Richtung agieren und denken können." Die Spieler scheinen verstanden zu haben, "was wir auf dem Platz machen wollen und wie wir als Mannschaft auftreten wollen".



Interessant wird, welche Rolle Neuzugang Manuel Schäffler in den taktischen Plänen des früheren Leipziger Co-Trainers einnehmen soll. Der frühere Löwen-Stürmer debütiert gegen Türkgücü im Trikot des 1. FC Nürnberg. Während die Blicke der Club-Fans beim vorletzten Testspiel vor dem Pokal-Duell mit RB Leipzig auf dem neuen Stürmer ruhen dürften, liegt der Fokus der Mannschaft mutmaßlich auf dem Umschaltverhalten. Nachdem vor dem Duell mit Augsburg das Spiel mit dem Ball und vor der Partie gegen Hoffenheim das Spiel gegen den Ball thematisiert wurde, zielten die Trainingsinhalte in Saalfelden auf die Phase dazwischen ab. Gelingt es dem Team, gegen robuste Münchner wie in den Vorwochen auch in diesem Bereich schnell erste Fortschritte zu erzielen und diese unter Wettkampfbedingungen abzurufen, so befindet es sich weiterhin auf einem guten Weg, besser zu werden. Von Schwerpunkt zu Schwerpunkt. Und von Spiel zu Spiel.