15-Jährige beteiligt

Feierstimmung getrübt: Rassistische Zwischenfälle nach deutschem Auftaktsieg - Polizei angegriffen

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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dpa

15.6.2024, 17:20 Uhr
Nicht überall blieb das Public Viewing beim Spiel Deutschland gegen Schottland ohne Zwischenfälle.

© IMAGO/Dwi Anoraganingrum Nicht überall blieb das Public Viewing beim Spiel Deutschland gegen Schottland ohne Zwischenfälle.

Schon zur Faschingszeit tauchten Meldungen von rassistischen und ausländerfeindlichen Zwischenfällen auf: Bei mehreren Veranstaltungen missbrauchten Feiernde den Partysong „L’Amour toujours“ von Gigi D’Agostino, um dazu den rechtsextremen Slogan „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ zu grölen. Zuletzt rückte ein prominenter Zwischenfall das Phänomen wieder ins kollektive Bewusstsein.

Im Laufe der vergangenen Wochen wurden immer mehr gleichartige Fälle bekannt. Nun ist auch die Europameisterschaft betroffen: Nicht einmal den ersten Tag hat das Turnier überstanden, ohne dass „L’Amour toujours“-Zwischenfälle beim - beziehungsweise nach - dem Spiel Deutschland gegen Schottland Schlagzeilen machen. Konkret handelt es sich um zwei Fälle, die sich im Norden der Republik ereignet haben.

Vorfall in Bremen: Drei Tatverdächtige ermittelt

In Bremen hat ein Mann bei einer Public Viewing Veranstaltung den Hitlergruß gezeigt und rassistische Texte zur Melodie des Party-Hits „L’amour toujours“ gesungen. Gegen den 29-Jährigen wird wegen Volksverhetzung ermittelt, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Er ließ sich dabei am Freitagabend von Dritten mit seinem Handy filmen. Aus der Dreiergruppe heraus sei auch eine judenfeindliche Parole gerufen worden.

Das Trio verfolgte das Eröffnungsspiel in einem Beachclub. Im Laufe des Abends soll der 29-Jährige „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ zur Melodie von Gigi D´Agostino gesungen haben. Gleichzeitig soll er mit zwei Fingern einen Hitlerbart angedeutet haben. Zeugen riefen die Polizei, die drei Männer flüchteten. Die Beamten ermittelten gegen den 29-Jährigen und seine Mittäter, die nun ebenfalls eine Strafanzeige erwartet. Für Volksverhetzung liegt der Strafrahmen zwischen drei Monaten und fünf Jahren Freiheitsstrafe.

15-Jährige brüllt rechtsextreme Parolen - Polizisten angegriffen

Ein weiterer Vorfall hat sich am Bahnhof im Rostocker Ortsteil Warnemünde ereignet. Einsatzkräfte beobachteten am Freitag eine 15-Jährige, die „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ gebrüllt habe, wie die Bundespolizei am Samstag mitteilte. Als Beamte die Personalien des Mädchens feststellen wollten, habe der 54 Jahre alte Vater körperlichen Widerstand angedroht. Ein 26-Jähriger habe die Äußerungen heruntergespielt, mehrfach den Hitlergruß gezeigt und „Heil Hitler“ gerufen. Er habe nach eigener Darstellung so herausstellen wollen, was Volksverhetzung sei, berichtete die Polizei.

Während die Einsatzkräfte Unterstützung anforderten, bestiegen die Tatverdächtigen eine S-Bahn. Die Beamten folgten ihnen und wurden von mehreren Menschen angegriffen. „Mehrfach griffen diese im Zuge der körperlichen Auseinandersetzung nach der im Sicherheitsholster befindlichen Schusswaffe eines Beamten und versuchten, diese mit massiver körperlicher Kraft zu entreißen. Die Versuche blieben erfolglos“, berichtete die Polizei.

17 Beamte im Einsatz - 35-Jähriger bedroht

Der Vorfall ereignete sich laut Bundespolizei bei der Abreise von einer Public Viewing Veranstaltung am Strand von Warnemünde. Letztlich waren 17 Beamte im Einsatz. Sie stellten die Identitäten der Gruppenmitglieder fest. Die 15-Jährige hyperventilierte, sie musste von Rettungskräften medizinisch betreut werden. Verletzt wurde niemand. Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts der Volksverhetzung und des tätlichen Angriffs auf Polizeikräfte.

Kurz zuvor hatten Einsatzkräfte Platzverweise gegen drei Männer ausgesprochen, die lautstark dieselbe Parole wie die Jugendliche gerufen hatten. Nach Angaben einer Zeugin soll einer der Tatverdächtigen zudem einem 35-Jährigen Schläge angedroht haben.


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