Glücklicher Vorbereiter: Sorg genießt den Club

30.7.2019, 09:18 Uhr
Glücklicher Vorbereiter: Sorg genießt den Club

© Sportfoto Zink / DaMa

Beim Erfolg in Dresden  zur Pause für Enrico Valentini gekommen, hatte Sorg in der 53. Minute mit einer präzisen Hereingabe Nikola Dovedan in Szene gesetzt. Dessen Kopfball zum 1:0 bedeutete zugleich den Siegtreffer. Ein Einstand nach Maß also für den 29-Jährigen, der zum Saisonstart allerdings zunächst auf der Bank schmorte. Das Duell mit Valentini um die rechte Abwehrseite galt als eines der heiß umkämpftesten, schon im Trainingslager aber hatte Sorg dem ein Jahr älteren Kollegen einen fairen Konkurrenzkampf versprochen: "Wir verstehen uns sehr gut und sind beides Typen, die sich nicht hängen lassen, auch wenn sie mal nicht spielen." Zudem seien persönliche Befindlichkeiten immer dem großen gemeinsamen Ziel unterzuordnen, findet Sorg.

Bücher, Harmonie und Möbel 

Diese Einstellung sagt viel aus über den Menschen Oliver Sorg. Groß geworden ist der Badener beim SC Freiburg, das familiäre Umfeld im Breisgau hat ihn nachhaltig geprägt "und mein Wesen entwickelt", wie Sorg es formuliert. Der gelernte Sport- und Fitnesskaufmann liest gerne, vor allem Biographien oder Bücher wie John Streleckys Bestseller "Das Café am Rande der Welt", verhandelt wird darin der Sinn des Lebens. Für Sorg ist Fußball viel, aber eben nicht alles. "Mir ist wichtig, dass sich jemand auch für mich interessiert und wie es mir geht." In Hannover hatte diese interne Harmonie zuletzt offenbar etwas gelitten, weshalb Sorg von einem Absteiger zum anderen weiterzog. In Nürnberg habe er gleich in der ersten Woche mit fast allen Mitspielern gute Gespräche geführt, schwärmt Sorg und betont den Wohlfühlfaktor: "Es ist hier genau so, wie ich mir es vorgestellt habe. Ein sehr humanes Team, in dem man ganz leicht aufgenommen wird."

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Allerdings gilt auch Sorg selbst als unkompliziert und leicht integrierbar. In Hannover erfreute er sich zudem wegen seiner handwerklichen Fertigkeiten großer Beliebtheit. Weil er bei der Suche nach Kindermöbeln für die inzwischen dreijährige Tochter nie das passende gefunden hatte, begann der leidenschaftliche Hobbybastler, selbst Betten, Kinderküchen und Kaufläden zu bauen.

"Das kam dann so gut an, dass meine Familie und mein Freundeskreis ständig irgendwelche Aufträge verteilt haben", erzählt Sorg, dem die heimische Werkstatt eine willkommene Auszeit vom Fußballplatz bietet. Und irgendwann hatte sich das Talent, das Sorg wohl vom Vater, einem Klempnermeister, aber eher Universalgenie ("Der konnte alles"), geerbt hat, auch in der Kabine herumgesprochen.

Zum Club geholt wurde der Defensivmann aber nicht als Handwerker, sondern wegen seiner Fähigkeiten mit den Füßen. Immerhin hat Sorg ja sogar ein A-Länderspiel in seiner Vita stehen. Am 8. Mai 2014 war der damalige Freiburger in einem Länderspiel in Hamburg gegen Polen (0:0) aufgelaufen – ein Debüt, das freilich einer akuten Personalnot in der DFB-Auswahl geschuldet war. Sorg wusste das und konnte auch seine Perspektiven bei Joachim Löw stets realistisch einschätzen. Trotzdem ist er "schon auch stolz" auf diese kurze Episode seiner Karriere. "Es ist absolut etwas besonderes, wenn ich meiner Tochter später mal erzählen kann, dass der Papa Nationalspieler war." 

 

 

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Opa fiebert mit  

Auch Sorgs Opa dürfte spätestens diese Nominierung überzeugt haben. Der war nämlich eher skeptisch, als der Enkel Fußballprofi werden wollte, und hatte ihm süffisant geraten, ein Musikinstrument zu lernen, "damit ich wenigstens mein Geld verdienen kann, wenn ich irgendwann auf der Straße sitze". Inzwischen, sagt Sorg schmunzelnd, sei der Opa "einer meiner größten Fans". Und seit Samstag wohl noch ein bisschen stolzer. 

 

 

 

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