Hoffnungslos unterlegen: FCN weit weg vom Pokal-Wunder

12.9.2020, 20:24 Uhr
Mit seinem 1. FC Nürnberg gegen Leipzig chancenlos: Club-Trainer Robert Klauß.

© Daniel Karmann, dpa Mit seinem 1. FC Nürnberg gegen Leipzig chancenlos: Club-Trainer Robert Klauß.

Wer auch immer für die musikalische Untermalung im Max-Morlock-Stadion zuständig ist, hatte vor dem Anpfiff nichts unversucht gelassen, den Glauben an einen möglichen Pokal-Coup zu beschwören. "Wunder gibt's nicht, Wunder lebt man, Wunder lassen wir entstehen", tönte es aus den Lautsprechern ins fast leere Rund. Die Mut machende Hymne des Hirschaider Schlagersängers Andreas Charl sollte aber schon kurz nach dem Anpfiff wirkungslos verpuffen.

Dass es aus Nürnberger Sicht wohl eher kein Tag werden sollte, an dem Pokalhelden geboren werden, ließ sich bereits nach dem schnellen 0:1 erahnen. "Das nimmt dir natürlich ein bisschen den Mut, den du in so einem Spiel brauchst", räumte Club-Coach Robert Klauß später ein. Während der hohe Favorit aus Leipzig mit der frühen Führung im Rücken "sehr selbstbewusst" auftrat, habe seine Elf "falsche Lösungen gewählt".

Mathenia: "Der Ball ist mir leider verrutscht"

Die erste falsche Lösung hatte freilich schon nach knapp zwei Minuten die Richtung des Spiels vorgegeben und Klauß' taktische Marschroute zunichte gemacht. "Natürlich ärgert mich das 0:1 extrem. Der Ball ist mir leider verrutscht. Das würde ich gerne rückgängig machen, aber es geht weiter“, kommentierte Keeper Christian Mathenia seinen kapitalen Abspielfehler, der letztlich das 0:1 durch Amadou Haidaras platzierten Distanzschuss eingeleitet hatte.

Danach ließen die kombinationssicheren Sachsen problemlos Ball und Gegner laufen und den Club phasenweise tatsächlich so aussehen, wie Heimmannschaften gegen Bundesligisten in der ersten Runde des DFB-Pokals eben oft aussehen: gnadenlos überfordert und hoffnungslos unterlegen. Wenig bis nichts war zu bestaunen vom neuen, auf Pressing und schnelles Umschaltspiel ausgerichteten Nürnberger Fußball, stattdessen gab es hektische Befreiungsschläge, oft unkoordiniert wirkende Aufbauversuche und allenfalls zaghafte Angriffsbemühungen.

Pure Leipziger Dominanz

"Nach vorne haben wir in der ersten Halbzeit gar nicht stattgefunden. Wir haben die Bälle zu schnell verloren, haben es selten geschafft, den Ball über zwei oder drei Stationen nach vorne zu bekommen", klagte Rechtsverteidiger Enrico Valentini nach seiner offiziellen Premiere als neuer Club-Kapitän. Dass es zur Pause nur 0:1 stand, war noch der positivste Aspekt dieser extrem einseitigen ersten 45 Minuten, in denen die dominanten Gäste über 80 Prozent Ballbesitz verbuchten.

Nach dem Wechsel durfte der Zweitligist zumindest ein bisschen mitspielen und sich sogar gelegentlich dem Leipziger Tor annähern, ohne dabei freilich gefährlich zu werden. Doch just als Klauß mit der Einwechslung der flinken Offensivkräfte Robin Hack und Felix Lohkemper das Signal für etwas mehr Sturm und Drang geben wollte, beendete der eingewechselte Yussuf Poulsen nur vier Minuten später mit dem 2:0 alle zarten Nürnberger Ausgleichsträume (67.). Obwohl der Südkoreaner Hee Chan Hwang in der Schlussminute sogar noch das 3:0 folgen ließ, attestierte Klauß seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit "ein ordentliches Spiel", in dem man den auf allen Positionen prominent besetzten Champions-League-Halbfinalisten zumindest "phasenweise beschäftigt" und ihm "Paroli geboten" habe.

Anerkennung von Nagelsmann

Ein bisschen verbalen Beistand bekam Klauß von seinem ehemaligen Vorgesetzten Julian Nagelsmann. Natürlich sei der Sieg verdient gewesen, resümierte Leipzigs freundlich gestimmter Chefcoach, man habe aber dennoch gesehen, "dass sich hier in Nürnberg etwas entwickelt. Es war kein Spaziergang." Aber eben auch weit entfernt von einem fränkischen Wunder.

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