In allen Belangen unterlegen: Die FCN-Match-Statistik zum VfB-Debakel

22.6.2020, 12:14 Uhr
Woran hat es diesmal gelegen? Nicht zum ersten Mal sitzen die Spieler des FCN nach einer Partie ratlos auf der Bank.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Woran hat es diesmal gelegen? Nicht zum ersten Mal sitzen die Spieler des FCN nach einer Partie ratlos auf der Bank.

Die Euphorie nach dem 6:0-Sieg in Wiesbaden hielt nicht lange an. Statt dem Befreiungsschlag ließ der Club sich gegen den nun fast sicheren Aufsteiger aus Stuttgart demontieren und versaute sich dabei noch gehörig die Tordifferenz. Nach vorne ging wenig, nach hinten noch viel weniger. Der 1. FC Nürnberg arbeitete eifrig an den Treffern der Gastgeber mit und ließ den VfB auch sonst frei gewähren.

Insgesamt 17 Mal konnten die Stuttgarter aufs Nürnberger Tor schießen, der Club kam mit acht Versuchen nicht einmal auf die Hälfte. Der formschwache Michael Frey kam immerhin auf zwei Torschüsse und eine Torschussvorlage, wirklich gefährlich wurde es für das Tor von Gregor Kobel aber nicht. Dabei war die Überlegenheit auf Seiten der Schwaben in den ersten 20 Minuten zunächst noch nicht spürbar, trotz des frühen Führungstreffers. Doch die Einladungen der Nürnberger Abwehr nahm der VfB dankend an und spätestens nach dem 0:3 ließ die Gegenwehr des FCN gehörig nach. Um nicht zu sagen: Sie verschwand fast komplett.

Dies konnte auch Tim Handwerker nicht verhindern, der mit 88 Prozent die beste Zweikampfquote aller von Beginn an auf dem Platz stehenden Spieler hatte. Seine Mannschaft aber entschied nur 47 Prozent der direkten Duelle für sich und zog vor allem in entscheidenden Momenten oft den Kürzeren. Der in der 64. Minute ausgewechselte Nikola Dovedan gewann nur 29 Prozent seiner Zweikämpfe und auch Robin Hack ging in 55 Prozent der Duelle als Verlierer hervor.

Kleine Fouls ohne Wirkung

Nur einmal musste ein Stuttgarter den Ball bei einem Nürnberger Angriff zur Ecke lenken, auf der anderen Seite konnte der VfB sieben Mal von der Ecke aus sein Glück versuchen. Und war immerhin zweimal erfolgreich, auch weil die Nürnberger selbst im eigenen Strafraum nicht in die Zweikämpfe kamen.

Zu 59 Prozent war Stuttgart im Ballbesitz und dominierte die Partie. Hatte der Club das Spielgerät, fanden zumindest 77 Prozent aller Pässe die Mitspieler, der VfB passte mit 84 Prozent noch etwas genauer. Beide Mannschaften spielten etwa 90 Fehlpässe, der FCN allerdings bei 395 gespielten Bällen, Stuttgart bei 566.


"Indiskutabel": FCN-Coach Keller grantelt nach der Klatsche


Die "gewisse Ekeligkeit und Dreckigkeit", die Trainer Jens Keller vor dem Spiel gefordert hatte, legte sein Team nicht an den Tag und ließ vor allem in der Verteidigung so einiges zu wünschen übrig. Mit 15 Fouls auf beiden Seiten war diese Ekeligkeit aber doch auf dem Feld zu sehen, wenn auch nicht, wie Keller es sich wohl vorgestellt hatte.

Dadurch war die Partie von vielen Nickligkeiten geprägt, aber kaum von hartem Einsteigen oder energischen Fouls. Insgesamt gab es nur drei Gelbe Karten, eine für Stuttgart und zwei für den Club, wobei Christian Mathenia eine fürs Ballwegschießen bekam. Nach hartem Abstiegskampf klingt das nicht gerade.

Trotzdem noch alles in der eigenen Hand

Und so sah es auch nicht aus. Die Stuttgarter waren dem FCN in fast allen Belangen überlegen und dem Club fiel nichts ein, um sich zur Wehr zu setzen. Jeglicher Schwung, den man aus dem Torspektakel gegen Wiesbaden hätte mitnehmen können, fehlte, sogar die Laufbereitschaft ließ zu wünschen übrig. Fast vier Kilometer lief der VfB mehr als die abstiegsbedrohten Nürnberger, wobei die beiden Sechser Fabian Nürnberger und Johannes Geis mit 11,5 und 10,74 Kilometern viel unterwegs waren. In den Zweikämpfen schien dann aber die Kraft zu fehlen, nur etwa die Hälfte der Duelle konnten die eigentlichen Abräumer vor der Abwehr für sich entscheiden.

Dank der Niederlage von Wehen Wiesbaden und dem Remis des Karlsruher SC hat der Club noch immer alles selbst in der Hand, ein direkter Abstieg ist sogar ausgeschlossen. Um sich aus eigener Kraft auch vor der Relegation zu retten, muss gegen Kiel am Sonntag ein Sieg her. Dafür muss die Mannschaft von Jens Keller aber anders auftreten als gegen Stuttgart. Sonst liegt das Schicksal des FCN möglicherweise in den Händen des Teams aus der Nachbarstadt Fürth.

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