"Krieg dem DFB": DFB ermittelt gegen Dynamo Dresden

15.5.2017, 14:46 Uhr
In Tarnkleidung besuchten einige Anhänger von Dynamo Dresden am Sonntag das Auswärtsspiel beim Karlsruher SC.

© dpa In Tarnkleidung besuchten einige Anhänger von Dynamo Dresden am Sonntag das Auswärtsspiel beim Karlsruher SC.

Dem Zweitligisten Dynamo Dresden droht wegen erneut gewalttätiger Ausschreitungen seiner Anhänger erneut heftiges Ungemach. Nach dem martialischen Auftritt der Dynamo-Rüpel rund um das mit 4:3 gewonnene Match beim Karlsruher SC nahm der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes am Montag die Ermittlungen auf.

Eingehüllt in Rauchschwaden und begleitet von Leuchtraketen waren teils vermummte Dresdner Fußball-Anhänger im kompletten Militär-Look durch Karlsruhe marschiert. "Krieg dem DFB" stand auf einem ihrere Transparente. Danach überrannten die Chaoten den Eingangsbereich im Wildparkstadion, plünderten Imbissstände - wie bereits zwei Mal in Fürth - und verletzten dabei laut Behördenberichten 21 Ordner. Auch Personal an den Verpflegungsständen wurde laut Polizeibericht "massiv angegangen", zuvor 15 Polizisten durch Pyrotechnik verletzt.

Der Großteil der Dynamo-Fans war mit Militär-Hüten und Shirts mit dem Aufdruck "Football Army Dynamo Dresden" im Wildparkstadtion erschienen. "Dieser militärische Anstrich ist eine neue Komponente, die wir in unsere Überlegungen einzubeziehen haben", sagte Hans E. Lorenz, Vorsitzender des DFB-Sportgerichts am Montag der Tageszeitung Die Welt. Die Dresdner sorgten nun "für eine Premiere, die das Strafmaß beeinflussen könnte", fügte er hinzu.

"Gewalt, Kriegsrhetorik & Panzer auf Zaunfahnen? Die SGD ist stark und ruhmreich. Aber ganz gewiss nicht so", hatte Dynamo unmittelbar nach den Vorkommnissen getwittert. Während der Partie hatten Dynamo-Fans unter anderem plakativ unter dem Applaus der Karlsruher Haupttribüne einen Panzer rollen lassen.

Am Montag blockten die Dynamo-Verantwortlichen alle Nachfragen ab. Sie wollen sich zur lange geplanten Aktion der "Football Army" nur schriftlich äußern. Man wolle keine Vorverurteilungen treffen, ohne nicht alle Hintergründe zu kennen, erklärte die Pressestelle des Vereins. Nach Spielende hatte Dynamo-Geschäftsführer Michael Born zur Sächsischen Zeitung irritierend gesagt: "Zum Teil beeindruckend, zum Teil weit über die Grenzen hinaus und so nicht akzeptabel." Nach intensiver Analyse kündigte Born Konsequenzen an, er wolle jedoch "keine vorschnellen Schlüsse" ziehen. Von Vertretern des Absteigers aus Karlsruhe gab es zunächst keine Stellungnahme.

Der Traditionsverein von der Elbe verurteilte zwar die Vorkommnisse - wie fast immer. Doch er muss sich die Frage gefallen lassen: Warum ist er nicht gegen seine eigenen Anhänger eingeschritten? Bereits im Vorfeld rief das Umfeld mit Camouflage-Fanpaketen zu einem "Marsch mit Überraschungen" auf. Warum durften die Dynamo-Anhänger nach so einem martialischen Auftritt überhaupt ins Stadion?

Kritik auch an der Polizei

Die Begleitung der Polizei erfolgte nach eigenen Angaben nur "bis zum abgesperrten Stadionbereich des Gästeeingangs". Danach "überrannten die Dynamo-Fans in einer gezielten Aktion die dort eingesetzten Ordner, so dass eine Vielzahl von Personen gewaltsam und unkontrolliert in das Stadion gelangen konnte".

Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, sagte der Heilbronner Stimme und dem Mannheimer Morgen: "Ich kann schon verstehen, dass sich viele Bürger fragen, warum die Kollegen hier nicht eingegriffen haben."

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) verurteilte die gewaltsamen Zwischenfälle: "Wir mussten bei einem Fußballspiel wieder Dinge sehen, die wir wirklich nicht sehen wollen. Das können wir nicht einfach ignorieren." Strobl hat bereits einen Sicherheitsgipfel angekündigt, bei dem alle Beteiligten an einen Tisch gebracht werden sollen, um nach Lösungen gegen die Gewalt zu suchen. Das Treffen wird voraussichtlich Anfang Juli sein.

Auslöser für das gestiegene Interesse der Landesregierung am Thema Stadion-Sicherheit war das Derby zwischen dem VfB Stuttgart und dem Karlsruher SC am 9. April. Bei der Zweitliga-Partie waren unter anderem aus dem KSC-Block Leuchtraketen aufs Spielfeld gefeuert worden. Das Fußballspiel stand zeitweise kurz vor dem Abbruch.

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