Leitl forsch, Keller philosophisch: Die Trainer vor dem Derby

13.6.2020, 05:50 Uhr

Shake-Hands im letzten Frankenderby: Ein erneutes Unentschieden wollen jedoch weder FCN-Trainer Jens Keller als sein Gegenüber, Fürth-Coach Stefan Leitl, sehen. © Sportfoto Zink / WoZi

Auf den Tag genau vor 100 Jahren gewann der 1. FC Nürnberg seine erste Deutsche Meisterschaft - und das ausgerechnet im Frankenderby gegen das damals unter dem Namen Spielvereinigung Fürth antretende Kleeblatt. Von dem Glanz der längst vergangenen Tage und der aus fränkischer Sicht goldenen 1920er-Fußballjahre ist nicht mehr viel übrig, seine Brisanz hat aber zumindest das Derby nicht verloren. Bei der insgesamt 266. Auflage des Traditionsduells stehen Club und Kleeblatt enorm unter Druck, denn ein Sieg könnte den ersehnten Befreiungsschlag bedeuten - für beide Seiten.


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Der 1. FC Nürnberg hat gleichermaßen wie die Spielvereinigung Greuther Fürth mittlerweile eine Durststrecke von sechs Spielen ohne Sieg hinter sich. Somit könnte das Derby bei einem Team für Entspannung sorgen. Während das Kleeblatt mit 39 Punkten Rang zehn inne hat, rangiert der Club mit 33 Punkten auf Position 15 und hat lediglich drei Zähler Vorsprung auf den Relegationsrang und vier Punkte auf den ersten direkten Abstiegsplatz. Vor dem richtungsweisenden Frankenderby fallen dementsprechend die Worte der Trainer unterschiedlich offensiv aus.

Fürth-Coach & FCN-Trainer: Angriffslustig gegen philosophisch

"Für uns, für mich steht außer Frage, dass wir das Derby gewinnen wollen", gibt sich Kleeblatt-Coach Stefan Leitl vor dem Derby angriffslustig. FCN-Coach Keller versucht es da eher pathetisch: "Wichtig ist, dass wir unterm Strich über dem Strich stehen." Der 49-jährige Kommandogeber der Nürnberger wird auch wissen, warum er diese Worte wählt. Die Derbystatistik, die in den letzten 21 Pflichtspielen nur drei Club-Siege beinhaltet, spricht nämlich nicht gerade für ein erwartbares, freudiges Spektakel des FCN. Immerhin, Jens Keller konnte sein erstes Derby und gleichzeitig seine Club-Premiere pari gestalten. Zudem ist dem Club-Coach klar, dass auch im Falle eines Negativverlaufs der Derbygeschehnisse aus Nürnberger Sicht der Abstiegskampf noch lange nicht entschieden ist.



"Wichtig wird sein, wie viel Energie wir reinbringen, wie viel Leidenschaft", meint Keller. Sein Fürther Pendant findet ähnliche Worte, vor allem unter der Prämisse, da das Kleeblatt nach seinem 1:1-Remis gegen Dresden am Dienstag weniger Regenerationszeit als der Club nach seinem Unentschieden gegen Spitzenreiter Bielefeld am Samstag hatte. "Wichtig ist, dass wir die richtige Einstellung, Wille und Mentalität brauchen", so Leitl, der keine Ausreden für die Situation vorschieben will.

FCN gegen Fürth: Kein Favorit im Frankenderby?

"In so einem Spiel gibt es keine Favoriten. Wichtig ist, dass wir absolut an unsere Leistungsgrenze gehen, jeder für sich selbst, für unseren Verein und unsere Mannschaft", legt Leitl seine nächste offensive Aussage nach. Aus seiner Sicht sei es auch kein Vorteil für das Kleeblatt, dass das Max-Morlock-Stadion leer sein wird: "Ich finde es auch sehr schade, weil dieses Spiel die ganze Region betrifft und ich hätte sehr gerne, dass unsere Fans im Derby dabei wären." Das scheint auch Club-Coach Keller zu bedauern. "Das Schöne an Derbys ist die Stimmung im Stadion", so der Fußballfachmann.

Immerhin kann Keller fast aus dem Vollen schöpfen. Lediglich Fabian Nürnberg und Iuri Medeiros - der laut Gerüchteküche möglicherweise vor dem Absprung steht - fehlen, ansonsten ist der Nürnberger Kader einsatzbereit. Stefan Leitl muss ebenfalls auf zwei Spieler verzichten. Bei den Weiß-Grünen fehlt Hans Nunoo Sarpei Gelb-gesperrt im Derby, genauso wie der verletzt ausfallende Maximilian Bauer. Der 20-Jährige hatte sich gegen Dresden eine Knieverletzung zugezogen, was für ihn das Saisonende bedeutet. Seine Verletzung sei "sehr schade, weil er ein gutes Spiel gemacht hat", so Leitl. Ärgerlich fürs Kleeblatt ist das vor allem, weil der Innenverteidiger als Zukunft fürs Fürther Abwehrzentrum gilt, wenn Kapitän Marco Caligiuri den Verein verlässt.

Ob im 266. Frankenderby der angriffslustige Leitl oder der philosophische Keller mit seinem Team als Sieger vom Platz gehen wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist aber, dass beide Teams den Sieg dringend benötigen und es ebenfalls für beide Mannschaften weitergehen wird, auch wenn sie das Traditionsduell verlieren sollten - nur eben noch etwas ungemütlicher als es aktuell ohnehin schon ist.


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