Misidjan vor Club-Comeback: Auch grünes Licht wirft Schatten

31.7.2020, 15:35 Uhr
Der "gefühlt erste Neuzugang" beim Club, wie der FCN am Freitag schrieb: Virgil Misidjan.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Der "gefühlt erste Neuzugang" beim Club, wie der FCN am Freitag schrieb: Virgil Misidjan.

Es war der 11. Mai 2019, als Virgil Misidjan das letzte Mal für lange Zeit in einem Pflichtspiel im Trikot des 1. FC Nürnberg auflaufen sollte. 0:4 verlor der Club damals vor heimischer Kulisse gegen die damals von Dieter Hecking betreute Mönchengladbacher Borussia, einen Torabschluss verbuchte der Niederländer nicht. Der FCN stieg ab. In der darauffolgenden Sommervorbereitung auf die Zweitliga-Saison 2019/20 erlitt der Offensivspezialist bei einem Trainingsunfall einen Kreuzbandriss sowie einen Innenbandanriss – an dem Tag, an dem ursprünglich offenbar sein Wechsel zu einem italienischen Erstligisten hätte vollzogen werden sollen. Die Total-Fraktur im Knie torpedierte den Transfer, der 27-Jährige blieb beim Club – ein Spiel absolvierte er seither nicht. Stattdessen standen Reha-Einheiten zunächst in den Niederlanden und später in Donaustauf auf dem Programm.


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Entgegen der ärztlichen Prognosen trainierte der Dribbelkünstler jedoch bereits im Februar wieder in Nürnberg, ließ in einem Interview auf fcn.de im April unter anderem verlauten, dass es "fast keine Unterschiede mehr gibt, wie ich mich vor der Verletzung bewegt habe und jetzt nach der Reha". Jene Aussage nährte freilich die Hoffnung der besonders in der abgelaufenen Spielzeit leidenden Club-Fans auf ein Comeback des pfeilschnellen und technisch versierten Rechtsaußen. Der entmachtete und scheidende Sportvorstand Robert Palikuca indes bezeichnete es im Rahmen der Pressekonferenz zur Vorstellung von Interimstrainer Michael Wiesinger als "fahrlässig, irgendwelche Hoffnungen zu hegen". Zwar stimmten Palikuca die Fortschritte des noch unter Vorgänger Bornemann getätigten Transfers positiv, fünf nicht bestandene "Return-to-Competition-Tests" unter anderem in den Bereichen Kraft und Sprungkraft ließen einen Einsatz aber keinesfalls zu - sagte zumindest der Sportvorstand.


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Es war jedoch eine Einschätzung, die sich überhaupt nicht mit Misidjans eigener Wahrnehmung und Beurteilung seiner körperlichen Verfassung deckte. Der Niederländer aus der Provinz Nordbrabant gewährte über seine Social-Media-Kanäle Ende Juni zahlreiche Einblicke in die Inhalte seines Aufbautrainings, darunter Bergsprints, Dribblings und Übungen zur Reaktions- und Antrittsschnelligkeit. Die Clips kommentierte der wendige 27-Jährige mit "Dancing like before" oder "Does it look like I’m injured". Gefragt nach einem Einsatz schrieb der holländische Hochgeschwindigkeitsfußballer einst auf Twitter: "Mein Ziel war es, die letzten Spiele der Saison mitzumachen, aber ich kann die Entscheidung anderer nicht beeinflussen."

So überschattete nicht mehr nur die Geschichte des verurteilten Straftäters, der in den Niederlanden einen Rentner maltretiert hatte, das zweijährigen Engagement des hochveranlagten und zuvor bei Ludogorets sehr erfolgreichen Holländers, sondern auch Dissonanzen mit Sportvorstand Palikuca. An dessen letzten Arbeitstag verkündet der Club auf der Vereinswebsite die schrittweise Re-Integration des Offensivspielers ins Mannschaftstraining und den damit "gefühlt ersten Neuzugang" der neuen Spielzeit. Die Nebengeräusche der jüngeren Vergangenheit wird man wohl dennoch eine Zeit lang im Hinterkopf haben.

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