Kleeblatt unterliegt bei St. Pauli

Saad hat das letzte Wort: Fürther Aufholjagd wird nicht belohnt

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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3.2.2024, 15:34 Uhr
Großer Kamp, aber keine Punkte: Das Kleeblatt unterliegt dem Spitzenreiter.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Großer Kamp, aber keine Punkte: Das Kleeblatt unterliegt dem Spitzenreiter.

Der FC St. Pauli musste unter der Woche beim Pokal-Aus gegen Fortuna Düsseldorf über die volle Distanz: 120 intensive und kraftraubende Minuten steckten den Kiez-Kickern vor dem Spiel gegen das Kleeblatt in den Knochen. Davon war von Beginn an jedoch überhaupt nichts zu spüren: Die Gastgeber legten los wie die Feuerwehr - und kamen in den ersten drei Minuten bereits zu zwei dicken Chancen: Erst kam Innenverteidiger Hauke Wahl nach einer Ecke völlig frei zum Kopfball, traf den Ball aber nicht richtig. Dann köpfte Afolayan nach schöner Kombination den Ball an die Latte - Jonas Urbig wäre bei diesem Abschluss chancenlos gewesen.

Das Kleeblatt stand tief und versuchte über Zweikämpfe ins Spiel zu finden, tat sich aber schwer. Der FC St. Pauli war aggressiver und überspielte das Fürther Pressing immer wieder mit langen Bällen. Da diese meist äußerst präzise gerieten, kam der FC St. Pauli fast im Minutentakt zu gefährlichen Offensivaktionen. In der 13. Minute kam das Kleeblatt dann erstmals vors Tor, Gideon Jung überspielte die Hintermannschaft der Gastgeber mit einem schönen Ball - weil Tim Lemperle aber noch entscheidend bedrängt wurde, geriet sein Abschluss nicht zur ernsthaften Bedrohung für Paulis Keeper Vasilj.

Doppelschlag St. Pauli - Sieb verkürzt

Abgesehen von dieser Aktion hatte der FC St. Pauli das Zepter des Spiels jedoch fest in der Hand - und erspielte sich Chance um Chance. Zunächst scheiterte Eggestein noch zweimal an Jonas Urbig (20., 23.), doch dann schlugen die Gastgeber gleich doppelt zu: Einen Abschluss von Treu ließ ausgerechnet der bis dahin so starke Jonas Urbig nach vorne klatschen, Saad bedankte sich und staubte ab (30. Minute). Nur zwei Zeigerumdrehungen später schloss Afolayan nach einem überfallartigen Konter ab, Gideon Jung fälschte den Ball noch unglücklich ab - 0:2 aus Sicht des Kleeblatts (32.). Die Führung war hochverdient: besonders, weil nahezu jeder Pass bei den Gastgebern ankam, erspielte sich der FC St. Pauli Chance um Chance und gestaltete die erste halbe Stunde des Spiels als absolute Machtdemonstration.

Nach dem 2:0 sorgte ein Böllerwurf eines St. Pauli-Fans für eine mehrminütige Unterbrechung. Zorniger nutzte die Zwangspause für eine Ansprache. Das Kleeblatt musste dringend etwas ändern, sonst schien früh in der Partie ein Debakel zu drohen. Zorniger reagierte und wechselte Oussama Haddadi für Lukas Petkov ein, der defensiv überhaupt keinen Zugriff bekommen hatte. Der Wechsel machte sich bezahlt: Das Kleeblatt stand jetzt stabiler - und kam unverhofft zur riesen Chance zum Anschluss: Vasilj schlug einen Ball direkt auf die Brust von Branimir Hrgota. Der Fürther Kapitän dribbelte in den Strafraum, nahm den Ball mit vollem Risiko, aber verfehlte das Kreuzeck um einen knappen Meter. In der 44. Minute kam das Kleeblatt dann aber doch zurück ins Spiel: Armindo Sieb setzte sich stark gegen Mets durch und zog von der Sechzehnerlinie ab. Der wuchtige Schuss schlug unter Vasiljs Arm ein - nur noch 1:2 aus Gästesicht.

Asta gleicht aus, aber Saad schlägt zurück

Nach dem Wiederanpfiff zeigte sich das Kleeblatt deutlich verbessert: Zornigers Elf kam mit mehr Wucht aus der Kabine, stand jetzt näher an den Gegenspielern und brachte die Kiez-Kicker in den Zweikämpfen immer wieder in Bedrängnis. In der 46. Minute feuerte Wagner einen ersten Warnschuss aus der zweiten Reihe ab, zielte aber zu ungenau. Die Fürther blieben jetzt aber dran - und kam durch Simon Asta zum in dieser Phase des Spiels nicht unverdienten Ausgleich: Nach traumhaften Steckpass von Branimir Hrgota zog Simon Asta aus spitzem Winkel trocken ab und drosch das Leder zum 2:2 in die Maschen (59. Minute)!

Nach gut einer Stunde war die Spielvereinigung plötzlich die bessere Mannschaft. Erst klärte Wahl vor dem einschussbereiten Hrgota, dann verzog der Kapitän aus aussichtsreicher Position mit seinem schwächeren rechten Fuß. Doch der FC St. Pauli überstand die Fürther Druckphase und kam wieder besser ins Spiel: In der 72. Minute verzog Saad nach einem missglückten Abspiel Urbigs, vier Minuten später versuchte es Afolayan, aber sein zentraler Abschluss stellte den Fürther Schlussmann vor keine größeren Probleme. In der Schlussphase leistete sich Oussama Haddadi dann einen folgenschweren Fehler: Sein hoher Pass in Richtung Mittellinie missglückte und landete bei Kemlein, der den Ball direkt in den Lauf des durchstartenden Elias Saad spielte. Der Flügelspieler blieb aus spitzem Winkel eiskalt und brachte die Gastgeber mit seinem zweiten Treffer des Nachmittags wieder in Führung.

Jung rettet, Popp hat den Ausgleich auf dem Fuß

In der Schlussphase wurde das Spiel zerfahren: Die Fürther wollten sich nicht mit der drohenden Niederlage abfinden, St. Pauli verteidigte aber clever und geschlossen, sodass die Spielvereinigung erstmal nicht mehr vors Tor kam. Viele Nickligkeiten verhinderten einen Spielfluss, was den Gastgebern natürlich in die Karten spielte. Die Kiezkicher kamen in der 88. Minute sogar noch einmal zur großen Chance auf die Entscheidung: nach einem langen Ball setzte sich Hartel auf links grenzwertig gegen Dietz durch, der Regisseur tunnelte Haddadi und setzte so Boukhalfa aus höchst aussichtsreicher Position in Szene. Doch Gideon Jung war rechtzeitig zurückgeeilt und bereinigte die Situation - klasse Aktion des Innenverteidigers.

Und so hatte das Kleeblatt in der Nachspielzeit noch die dicke Möglichkeit, das Spiel auszugleichen: Nach einer Freistoßflanke kam Leander Popp frei zum Abschluss, der Winterneuzugang setzte seinen Volley-Versuch aber deutlich über den Kasten. Die Fahne des Linienrichters ging zwar nach oben, aber ein Treffer hätte gezählt - Popp stand nicht in der verbotenen Zone. So blieb es am Ende beim knappen Sieg für den FC St. Pauli, der aufgrund der dominanten ersten Hälfte auch verdient war. Das Kleeblatt kann jedoch erhobenen Hauptes die Heimreise antreten, einmal mehr hat sich die junge Mannschaft mehr als teuer verkauft und dem Spitzenreiter der Liga alles abverlangt.

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