Wie geht's weiter, FCN? Die Zeit der Krisen-Manager

16.3.2020, 05:41 Uhr
Wie geht's weiter, FCN? Die Zeit der Krisen-Manager

© Sportfoto Zink / DaMa

Quarantäne heißt unter anderem, soziale Verantwortung zu übernehmen. Bis 27. März werden die Spieler, Trainer und einige Betreuer des 1. FC Nürnberg deshalb ihr Haus oder ihre Wohnung nicht mehr verlassen und zweimal täglich Ihre Körpertemperatur messen, außerdem ist es Pflicht, ein Tagebuch zum individuellen Zustand zu führen.

Der eine oder andere hat außerdem endlich Zeit, Schränke von Ikea aufzubauen oder mal wieder ein Buch zu lesen, was nicht schaden soll. Sport ist ebenfalls nicht verboten und wird Profis sogar angeraten, um in Form zu bleiben, zumindest ein bisschen. Christian Mathenia hat ein Bild gepostet, das ihn mit Mütze beim Ergometer-Training zeigt. Auf seiner Terrasse.

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Eine Woche für den FCN - DFL-Zeitplan ist unrealistisch

Sein Gesichtsausdruck lässt tief blicken, aber das Coronavirus betrifft eben zurzeit einfach jeden, auch Berufsfußballer oder Vorstände wie Robert Palikuca. Der zwar auf die Straße darf, sich aber trotzdem irgendwie eingesperrt fühlt, zumindest gedanklich. Weil gerade nicht mehr viel geht, auch bei seinem Club.

Zur außerordentlichen Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) heute in einem Konferenzraum am Frankfurter Flughafen werden Palikuca und sein Kollege Niels Rossow einiges beizusteuern haben. Zum Beispiel ist sich der Sportvorstand "nicht sicher, ob die Zeit ausreicht"; am ersten April-Wochenende, so der vorläufige Plan der DFL vom Freitag, sollen die 36 Mannschaften ja wieder auf dem Platz stehen. Für den 1. FC Nürnberg hieße das exakt sieben Tage gemeinsame Vorbereitung auf die Partie bei Jahn Regensburg am 2. April. Was natürlich in jeder Hinsicht großer Quatsch ist.

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Selbst nach zwei Wochen Winterferien, in denen die Profis individuelle Fitness-Aufgaben erledigen müssen, sind etwa vier Wochen Aufbautraining notwendig, um wieder konkurrenzfähig zu sein. Vier Wochen - dann wäre es Ende April und die Saison fast vorbei. Von der man nicht einmal weiß, ob sie überhaupt beendet wird.

Nach Lösungen suchen sie trotzdem, heute in einem Konferenzraum am Frankfurter Flughafen. Auch dem Club droht im schlimmsten Fall ein Minus im mindestens mittleren einstelligen Bereich. Jenseits der Lizenzspielerabteilung und des Nachwuchsleistungszentrums beschäftigt der 1. FC Nürnberg noch 98 festangestellte Mitarbeiter, die Sorge ist berechtigt, dass die Krise wie in anderen mittelständischen Unternehmen auch zu Stellenstreichungen führen könnte.

Diskussionen, unabsehbare Folgen und Hanteln für den FCN 

"Wir arbeiten akribisch an internen Maßnahmen, es gilt aber erst, offene Fragen DFL-intern zu diskutieren, bevor wir öffentlich Dinge kommentieren", so ließ sich am Sonntag der Kaufmännische Vorstand zitieren, der wie alle anderen auch keinerlei Erfahrung hat mit einer Extremsituation wie dieser– "in ihrer Dynamik nicht nur für uns eine Herausforderung," und deshalb, so Rossow weiter, "mit der notwendigen Verantwortung angegangen werden muss".

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Mögliche Folgen und Konsequenzen stehen derzeit noch in den Sternen, "wir können das noch nicht absehen", sagt Palikuca, der seine Profis mit Fitnessgeräten wie Laufbändern und Ergometern sowie Hanteln versorgen ließ, der Athletiktrainer kümmert sich um Notfalltrainingspläne.

Palikuca: "Es wird definitiv Auswirkungen haben"

Also strampeln und laufen sie den Umständen entsprechend und stemmen auch Gewichte, jeder für sich und so gut er eben kann. Mit wahrscheinlich überschaubarer Motivation. Wann der Betrieb wieder aufgenommen werden kann, ist schließlich völlig offen. "Es wird definitiv Auswirkungen haben, egal, welche Szenarien man jetzt durchgeht", sagt Palikuca in einem Video des Vereins, "aber auch da geben wir uns jetzt kämpferisch."

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Etwas anderes bleibt dem 1. FC Nürnberg und seinen Krisenmanagern wohl auch gar nicht übrig; weil sich Palikuca und Rossow als zwei der wenigen beim Club weiter frei bewegen dürfen, sind sie von den sich überschlagenden Ereignissen förmlich in ihre neuen Rollen gedrängt worden.

Rechenaufgaben für den Club - und Verantwortung für mehr!

Heute in Frankfurt vertreten die beiden einen von aktuell vier Bundesligisten unter Quarantäne; auch Hannover 96, der SC Paderborn und Holstein Kiel haben ihre ersten Corona-Fälle, schon in den nächsten Tagen dürften es eher mehr als weniger Vereine werden. "Klar sind wir alle auch irgendwie am Rechnen, es gibt wirtschaftliche Szenarien", erklärt Palikuca, es gehe jetzt ausschließlich darum, "dass wir genügend Zeit gewinnen, um bedachte Entscheidungen zu treffen."

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Für den Fußball, vor allem aber für jeden Einzelnen. "Wir müssen alle unserer sozialen Verantwortung, unserer Gesellschaftsverantwortung nachkommen", sagt Palikuca, "da spielt der Fußball eine absolut ungeordnete Rolle." Wohl wahr.


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