Zengers Taktiktafel: Das erwartet den FCN gegen den SSV Jahn

17.9.2020, 17:22 Uhr

Im DFB-Pokal sicherte sich der SSV Jahn Regensburg gegen Kaiserslautern erst im Elfmeterschießen den Einzug in die nächste Runde. © Torsten Silz, dpa

Die Grundordnung...

...zeigt, dass der Jahn sehr klassischen Außenseiterfußball spielt. Interessanterweise sieht der ein wenig nach dem aus, was in der letzten Woche ausführlich an dieser Stelle thematisiert wurde: intensives Pressing, frühe Ballgewinne, direkter Zug zum Tor, RB-Schule.

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Das mag angesichts dessen, dass mit Mersad Selimbegović ein Trainer auf der Bank sitzt, der seit 2006 in Regensburg ist, überraschen. Betrachtet man allerdings die Tatsache, dass Selimbegović zwei Spielzeiten lang Co-Trainer von Achim Beierlorzer war, erscheint es schon nicht mehr ganz so überraschend. Schließlich war der jetzige Trainer von Mainz 05 drei Jahre lang auf verschiedenen Posten bei RB Leipzig zu finden.

So spielte der Jahn dann auch tatsächlich meistens in jenem RB-typischen 4-4-2, allerdings meist eher so variiert, dass sich einer der Stürmer in den Zehnerraum fallen ließ und eher seltener mit den "Flügelzehnern", die Robert Klauß beim 1. FC Nürnberg derzeit zu installieren versucht.



Gleichzeitig wurde intensiv gepresst: Sowohl gemessen an der gegnerischen Ballbesitzzeit als auch an der gegnerischen Passanzahl war der Jahn 2019/20 eine der aggressivsten Mannschaften. In jedem Spielfelddrittel eroberte der Jahn überdurchschnittlich oft den Ball. Das gelang keiner anderem Zweitligamannschaft. Gleiches gilt für die Duelle um und gegen den Ball: Kein Zweitligist führte in der vergangenen Spielzeit mehr Zweikämpfe als Regensburg. Der Jahn war also immer unangenehm zu bespielen.

Im Offensivspiel setzte der Jahn 2019/20 auf das Direktspiel, nahm Ballverluste in Kauf und schreckte vor langen Bällen in die Spitze nicht zurück. So hatte Regensburg am Ende der Saison die schlechteste Passquote, die zweitmeisten Ballverluste und die zweitkürzeste durchschnittliche Ballbesitzphase. Dass jene Daten für sich gestellt nicht aussagekräftig sind, zeigt sich daran, dass der SSV aber bei den Pässen, die in Tornähe ankommen, im vorderen Mittelfeld lag und keine Mannschaft im Schnitt bei den eigenen Abschlüssen näher am gegnerischen Tor war. Der Verzicht auf Ballbesitz ging also nicht mit einem Verzicht auf Torgefahr einher. Entweder der Ball wurde früh erobert und dann in Tornähe gebracht oder aber der Jahn konterte schnell: Die neun Tore nach Kontern waren der dritthöchste Wert der Liga.

Die letzten Spiele...

...waren insgesamt eher durchwachsen. Die Testspiele gegen Fürth (0:3), 1860 München (1:4) und den Club (0:1) gingen verloren, gegen den LASK (1:1), Augsburg (1:1) und Türkgücü (0:0) gab es drei Remis, nur gegen den österreichischen Zweitligisten Vorwärts Steyr wurde gewonnen (4:1). Im Pokal rettete der Jahn sich über Elfmeterschießen gegen Drittligist Kaiserslautern in die nächste Runde. Es wirkte also vieles noch nicht so ganz rund bei den Oberpfälzern. Etwas, das sie allerdings mit vielen Zweitligisten teilen, bei denen allesamt die Vorbereitung inklusive erster Pokalrunde eher unter holprig zu verbuchen ist.

Beim Jahn hängt vieles davon ab, wie die Abgänge von Innenverteidiger Marcel Correia und Kapitän und Torjäger Marco Grüttner verkraftet werden. Am Ende der Vorbereitung sah es so aus, als würden Kaan Caliskaner – vorher Regionalliga mit Köln II – und Jan Elvedi – vorher zweite Liga in der Schweiz – die Positionen der beiden Routiniers einnehmen. Auf dem Papier sieht das – ebenso wie die Alternativen, die auch aus der Regionalliga oder der zweiten Liga in Österreich geholt wurden – wie ein Wagnis aus. Andererseits hat Regensburg eine lange Tradition darin, Spieler aus unteren Ligen an Zweitliganiveau heranzuführen.

Die Schwächen...

...waren im Spiel gegen Kaiserslautern gleich wieder präsent. Das Gegentor fiel auf dem Betzenberg einmal mehr nach einem Eckstoß. Zwölf der 56 Gegentore in der Vorsaison kassierte Regensburg nach ruhenden Bällen, unter anderem eines im Hinspiel gegen den FCN, als Hanno Behrens einen Freistoß von Johannes Geis ins Tor köpfte.

Hinzu kam in der Vorsaison eine erhebliche Schwäche in der Schlussviertelstunde: 19 Gegentore nach der 75. Minute kassierten der SSV. Niemand fing sich so viele Gegentreffer spät im Spiel. Außerdem hat der Club-Auftaktgegner aus der Oberpfalz naturgemäß Probleme damit, das Spiel selbst zu machen. Dass Regensburg 2019/20 nur ein Spiel nach Rückstand gewinnen konnte, lag auch daran, dass es dem Jahn an Möglichkeiten fehlt, das Spiel dann strukturiert zu gestalten.



Dafür spricht auch, dass Regensburg nur eines der letzten sieben Spiele gewann, bei denen es mehr Ballbesitz hatte als der Gegner. Dann werden die ungenauen Pässe, die Teil des Regensburger Konter- und Außenseiterfußballs sind, zum Problem: Der Ball geht dann zu oft verloren. Das probateste Mittel gegen den Jahn war in der vergangenen Saison eigentlich also eine Führung. Allein: Der FCN schaffte es in der Vorsaison trotz Führung in beiden Spielen gegen Regensburg, nur mit zwei Remis nach Hause zu gehen.