,Verschlampung der Verhältnisse‘
15.1.2012, 17:48 UhrWie jedes Jahr, so kamen beim CSU-Neujahrsempfang Abgeordnete und ehemalige, Kreis- und Stadträte sowie frühere Mandatsträger, Bürgermeister und ihre Vorgänger zusammen, ferner Vertreter der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens.
Am Eingang zum Konferenzsaal des Hotels hatte sich diesmal Horst Körner positioniert, CSU-Fraktionsvorsitzender im Herzogenauracher Stadtrat, ferner sein Sohn Konrad als Vertreter der Jungen Union.
CSU-Ortsvorsitzender Kurt Zollhöfer hieß die Gäste als Erster am Rednerpult willkommen und tippte gleich das beherrschende Thema an: Die Schulden- und Eurokrise, als deren Folge und Abstufung „am Freitag, den 13. Januar“ durch Standard & Poor‘s nunmehr nur noch vier Staaten des Euroraums mit Dreifach-A bewertet werden: Finnland, Niederlande, Luxemburg und Deutschland.
„Aus Angst kann Wut werden“
Viele Menschen hätten inzwischen Angst vor der wirtschaftlichen Zukunft: „Aus Angst kann Wut werden, aus Angstbürgern werden Wutbürger“. Diese Herausforderungen gelte es zu meistern.
Stefan Müller, nun seit einem Jahrzehnt CSU-Bundestagsabgeordneter, blickte kurz und prägnant auf 2011 zurück, „ein schwieriges Jahr, dennoch ein erfolgreiches“. Den Supergau in Fukushima und die Wirkungen auf die deutsche Politik („es war für uns als CSU nicht ganz einfach, sich von alten Positionen zu verabschieden“) brachte er in Erinnerung.
Ebenso jedoch den prosperierenden Landkreis Erlangen-Höchstadt mit annähernd Vollbeschäftigung.
„Was uns heimgesucht hat, wäre entbehrlich gewesen“, kam Müller auf die Affäre Wulff zu sprechen: „Viel zu stark für meinen Geschmack wurden wir in den Medien damit konfrontiert“, was ihm Applaus eintrug. Andererseits: „Das Verhalten des Bundespräsidenten ist nicht an allen Stellen und zu jedem Zeitpunkt optimal gewesen und wirft Fragen auf“. Halblauter Publikumskommentar: „Das stimmt auch“.
Der ganze Vorgang, so Müller, „wirft Fragen auf über den Umgang von Medien und Politik. Der Bundespräsident muss alle Fragen und Antworten veröffentlichen“.
Überleitend zum Komplex Euro-Krise unterstrich der Mandatsträger, man sei auf eine gemeinsame Währung angewiesen und übergab das Wort „an meinen Freund Hartmut Koschyk“.
Der in Forchheim geborene und aufgewachsene Politiker dessen Vorfahren aus dem Sudetenland kamen, zeichnete Herzogenaurach aus seiner oberfränkischen Perspektive als „Leuchtturm im Hinblick auf die tolle wirtschaftliche Entwicklung“. Wie Müller derzeit, war Koschyk zu Zeiten der großen Koalition ab 2005 beim „Manager der Landesgruppe“ Geschäftsführer. Oder wie es die kleine Tochter von Peter Ramsauer, seinerzeit einmal gesagt hatte: „Parlamentarischer Gefechtsführer“.
Durch die schärfste Wirtschaftkrise nach dem Zweiten Weltkrieg sei Deutschland wie kein zweites Land gekommen, „mit der Klugheit der Sozialpartner und der Verantwortlichen in den Betrieben“.
Der jetzige „Weg aus der Verschlampung der Verhältnisse braucht seine Zeit“, räumte Koschyk ein: „Vor uns liegt noch ein harter Weg, wir sind vor Rückschlägen nicht gefeit“.
Er appellierte, die alten Grundsätze wiederum zu beherzigen: „Wer etwas genießen will, muss es sich vorher erarbeiten“. Ähnlich der Lateinamerika-Krise vor 20 Jahren oder der Asien-Krise vor einem Jahrzehnt sei Europa nun gefordert, sich durch Sparmaßnahmen zu behaupten.
In der stark von der US-Wirtschaft und deren Rating-Agenturen dominierten Weltwirtschaft sei eine weitere starke Währung wie der Euro notwendig. Selbst der Schweizer Franken habe sich an dieses Währungssystem angekoppelt.
Zu Vorsicht mahnte Koschyk weiterhin und bemühte neben dem Bild der Familie Europa, die „einer schweren Krankheit mit Quarantäne, Diät und bitterer Medizin begegnen muss“ auch dasjenige von einer voneinander abhängigen Bergseilschaft: „Ich würde nicht sagen, dass wir bei der Stabilisierung des Euro schon über den Berg sind“. Deutschland indes, habe eine „Führungsaufgabe in Europa“.
Dass in Herzogenaurach „auf hohem Niveau musiziert wird“, gab Kurt Zollhöfer dem Staatssekretär noch mit auf den Weg und entsprechend diverse CDs mit Aufnahmen von Thomas Fink, der INA-Bigband, der Bläserphilharmonie und der Jugendchöre von St. Magdalena.
Den musikalischen Rahmen des CSU-Neujahrsempfangs hatten Markus Rießbeck mit Saxofon und Friedel Pohrer an der Gitarre geliefert.