Weniger Arbeit, gleiches Gehalt

"Mehr Zeit für Freunde und Familie": Yorma's führt Dreitagewoche bei vollem Gehalt ein

sde

14.3.2024, 13:41 Uhr
Das Unternehmen Yorma's plant in diesem Jahr die Einführung des Drei-Tage-Woche.

© IMAGO/Manfred Segerer Das Unternehmen Yorma's plant in diesem Jahr die Einführung des Drei-Tage-Woche.

Vier von fünf Vollzeiterwerbstätigen in Deutschland wünschen sich eine Vier-Tage-Woche mit niedrigerer Wochenarbeitszeit. Das ergab eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Die positiven Ergebnisse von Pilotprojekten in Großbritannien haben auch in der Bundesrepublik hohe Wellen geschlagen: Weniger Krankmeldungen, steigende Produktivität, bessere Work-Life-Balance waren Bestandteile des Fazits. Auch 50 Unternehmen verschiedener Branchen aus ganz Deutschland testen aktuell, die Arbeitszeit bei gleichem Gehalt von fünf auf vier Tage zu reduzieren. Tatsächlich gilt gerade die Work-Life-Balance als Kernargument für die Vier-Tage-Woche, legen doch 85 Prozent der Zwölf- bis 25-Jährigen einer Shell-Jugendstudie zufolge großen Wert darauf.

Wohl auch deshalb setzt der Systemgastronom Yorma’s auf das moderne Arbeitszeitmodell und möchte nun den nächsten Schritt gehen: Bereits seit rund einem Jahr wurde die Vier-Tage-Woche für die Beschäftigten in der Plattlinger Zentrale eingeführt – mit der Option, später sogar auf eine Drei-Tage-Woche zu reduzieren. Das teilte Tamara Eberl, Leiterin der Kreativabteilung und Tochter des Yorma’s-Gründers, der "Süddeutschen Zeitung" und der "Passauer Neue Presse" mit.

Konkret soll die Anzahl der Wochenarbeitsstunden im Laufe des Jahres von 33 Stunden auf 27 oder 28 Stunden reduziert werden, das Gehalt solle indes konstant bleiben. Die Aufteilung der Wochenstunden auf die einzelnen Tage ist den Mitarbeitenden dabei selbst überlassen. Die einzige Voraussetzung: Die Abteilungen sollten immer besetzt sein. Die Details des Konzepts sind zwar noch nicht ausgearbeitet, den Kerngedanken fasst Eberl aber wie folgt zusammen: "Einfach denken, unkompliziert machen."

Das neue Arbeitszeitmodell werde laut Eberl nur die Verwaltung mit ihrem Stammsitz im niederbayerischen Plattling betreffen. Unternehmensangaben zufolge handelt es sich um etwa 30 Mitarbeitende von insgesamt 1.200 Angestellten. Jene Kolleginnen und Kollegen, die in den Filialen an Bahnhöfen Snacks und Kaffee verkaufen, werden weiterhin nach Stunden bezahlt. Auch die bereits erfolgte Einführung der Vier-Tage-Woche berücksichtigte ausschließlich die Mitarbeitenden in der Zentrale.

Eine Vier-Tage- oder gar eine Drei-Tage-Woche ist nur möglich, wenn die Arbeitsweise verändert wird, also wenn die gleiche Arbeit in kürzerer Zeit durch eine höhere Effizienz erledigt werden kann. Deshalb stellte Yorma’s laut Eberl gewohnte Arbeitsweisen auf den Prüfstand und setzt nun auf drei Maßnahmen, um die Prozesse zu optimieren: Manche Aufgaben werden weggelassen, andere Aufgaben werden vereinfacht und wieder andere Aufgaben werden von einer künstlichen Intelligenz bearbeitet. Chatbots übernehmen beispielsweise das Formulieren von Stellenanzeigen und andere Routine-Aufgaben. Die Entscheidungen obliegen aber weiterhin den Menschen, denen bald also die Arbeit in einer Drei-Tage-Woche bevorsteht.

"Wir arbeiten jetzt einfach effizienter", erklärt Eberl im Gespräch mit "Merkur". Auf die Frage, ob sie Nachteile in der verkürzten Arbeitszeit sieht, erklärt sie nur: "Ich sehe keine. Unsere Mitarbeiter sind zufrieden, weil sie mehr Freizeit für Familie und Freunde haben".