In Spanien sucht der Club nach Siegertypen

4.1.2019, 09:24 Uhr
Auf geht's! Schon in der ersten Einheit des Jahres gab es am Donnerstag kaum Verschnaufpausen, im Trainingslager wird die Intensität zumindest in den ersten Tagen für Tim Leibold und den rekonvaleszenten Eduard Löwen ebenfalls sehr hoch sein.

© Sportfoto Zink / DaMa Auf geht's! Schon in der ersten Einheit des Jahres gab es am Donnerstag kaum Verschnaufpausen, im Trainingslager wird die Intensität zumindest in den ersten Tagen für Tim Leibold und den rekonvaleszenten Eduard Löwen ebenfalls sehr hoch sein.

So ein Bundesligatrainer hat offenbar nie Urlaub, selbst wenn er ein paar Tage in Dubai verbringt. Michael Köllner gönnte sich zwischen den Jahren etwas Wärme und vor allem räumliche Distanz zu seinem Arbeitgeber, der aber selbst in einigen Tausend Kilometern Entfernung vom Sportpark Valznerweiher ständig präsent war.

Die eineinhalb Wochen Pause reichten hinten und vorne nicht, um den Kopf frei zu kriegen. Die Zeit drängt schließlich, in jeder Hinsicht. Bereits am 20. Januar geht es gegen Hertha BSC weiter mit dem Abstiegskampf, zudem können nur noch bis Ende Januar neue Spieler verpflichtet oder zumindest geliehen werden.

Aus wirtschaftlichen Gründen liebäugeln sie beim Club insbesondere mit dem zweiten Geschäftsmodell, können aber noch keine Erfolge vermelden auf dem sogenannten Transfermarkt. Was auch daran liegen könnte, dass nicht jeder Kandidat spontan "Hurra" schreit, wenn sich der Tabellenletzte bei ihm meldet.

"Vier gefühlte Neuzugänge" 

Dass bis zum 12. Januar und somit bis zum Abschluss des am Freitag beginnenden Trainingslagers in Benahavis/Spanien noch der eine oder andere neue Spieler zum Kader stößt, wollte Köllner am Donnerstag nach der ersten Einheit des Jahres nicht ausschließen. Schaden können richtige Verstärkungen wahrscheinlich nicht.

Weil das aber ja auch irgendjemand bezahlen muss, tritt der Club betont defensiv auf. Viel wichtiger erscheint es Köllner, jene Tugenden wieder freizulegen, die seine Gruppe so stark gemacht haben. "Wir sind aufgestiegen, weil wir eine intakte Mannschaft hatten und einen super Teamgeist", versichert er, gerade deshalb müsste der Neue oder müssten die Neuen auch charakterlich passen. Und den Klassenverbleib bestenfalls noch garantieren. 

 

Weil entsprechende Heilsbringer auch an anderen Standorten ausgesprochen begehrt sind und einen Haufen Geld kosten, konzentrieren sie sich beim 1. FC Nürnberg in der nur 17-tägigen Vorbereitung lieber auf das bereits vorhandene Personal und immerhin "vier gefühlte Neuzugänge" (Köllner). Mit Kapitän Hanno Behrens, Enrico Valentini, Christian Mathenia und Eduard Löwen steht ab sofort ein lange vermisstes Quartett wieder zur Verfügung, auch wenn Anfang Januar nicht jeder voll belastbar ist. Der Torwart, auf Schalke nach einer verunglückten Rettungsaktion als Nummer eins vom Feld gehumpelt, ist nach einem Bekunden zwar schmerzfrei, hat aber noch "Probleme bei extremen Bewegungen", wie sein Vorgesetzter einschränkt. U21-Nationalspieler Löwen ist sich sogar sicher, dass er "noch mal ein paar Wochen" benötigen wird, "um richtig im Fluss zu sein."

Insgesamt zehn hat er gefehlt nach seinem Innenbandanriss im rechten Knie, etwa zweieinhalb hat er jetzt Zeit, sich heranzuarbeiten an das vorherrschende Niveau; am 20. Januar gegen Hertha BSC, wäre Löwen trotzdem gerne wieder dabei, wenigstens auf der Bank.

Grundlagenarbeit im Süden

Für Yuya Kubo, Matheus Pereira und Virgil Misidjan ist es nach ihrem Wechsel zum Club Ende August sogar die erste richtige Vorbereitung, so dass sich Köllner auch von ihnen eine deutliche Steigerung erhofft. Wie von allen anderen auch. "Wir müssen besser werden, zulegen, das habe ich der Mannschaft heute auch klargemacht", so Köllner, der seine Profis schon nach wenigen Minuten sprinten ließ und auch in den folgenden Spielformen gleich vollen Einsatz forderte.

Die unmissverständliche Botschaft dahinter: Der Club hat sich noch lange nicht aufgegeben und mobilisiert jetzt alle Kräfte, um das kleine Wunder noch zu schaffen. "Eine gute Rückrunde lässt uns alle Optionen offen", glaubt Köllner, die Grundlagen dafür wollen sie ab Freitag und bis nächsten Samstag in Südspanien schaffen. 

Torgefährlicher werden

Auf die inhaltlichen Schwerpunkte wäre wahrscheinlich auch jeder andere Trainer gekommen, dafür genügt letztlich ein Blick auf das Torverhältnis. Nur 14 eigene Treffer in 17 Partien dokumentieren eine eklatante Offensivschwäche, die es schnellstmöglich zu beheben gilt. "Wir müssen unser Spiel in die Spitze verbessern, müssen wieder torgefährlicher werden, unser Pressing besser spielen", fordert Köllner, "im eigenen Ballbesitz mehr Lösungen finden, um Tore zu machen."

Sie werden es zumindest versuchen, ob es auch klappt, wird man am 20. Januar sehen. Die Zeit bis dahin hat Köllner akribisch durchgeplant, auch in Dubai, wo er ständig "vor irgendwelchen Unterlagen" herumsaß, aber wenigstens in der Sonne.  

 

 

" ...und diese Spieler werden auf den Platz kommen" 

Deshalb sieht der Trainer des 1. FC Nürnberg gut erholt aus, wenngleich ihn sein Job auch in den kurzen Ferien nicht losließ. Jetzt heißt es, in der Vorbereitung genau hinzusehen, gesucht werden: Siegertypen. "Wir werden schauen, wer sich am Ende so präsentiert, dass wir mit ihnen gewinnen können - und diese Spieler werden auf den Platz kommen." 

 

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