Pleiten, Pech und Pannen bei Siemens unter Löscher

29.7.2013, 10:55 Uhr
2007 übernahm der ehemalige Pharma-Manager Peter Löscher als Kapitän das Ruder an der Siemens-Spitze. Damals steckte der Elektrokonzern wegen des milliardenschweren Schmiergeld-Skandals tief in der Krise. Ruhig und professionell räumte Löscher bei Siemens auf und baute den Konzern um. Doch er kämpfte auch immer wieder mit Problemen...
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Aufräumer nach dem Schmiergeld-Skandal

2007 übernahm der ehemalige Pharma-Manager Peter Löscher als Kapitän das Ruder an der Siemens-Spitze. Damals steckte der Elektrokonzern wegen des milliardenschweren Schmiergeld-Skandals tief in der Krise. Ruhig und professionell räumte Löscher bei Siemens auf und baute den Konzern um. Doch er kämpfte auch immer wieder mit Problemen... © dpa

...wie zuletzt mit der Konjunkturflaute, einer nachlassenden Wachstumsdynamik in Schwellenländern wie China sowie teuren, hausgemachten Projektpannen.
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Probleme über Probleme

...wie zuletzt mit der Konjunkturflaute, einer nachlassenden Wachstumsdynamik in Schwellenländern wie China sowie teuren, hausgemachten Projektpannen. © dpa

Richtig eng wurde es für Löscher mit der zweiten Gewinnwarnung in nicht einmal drei Monaten. Siemens hatte bekanntgegeben, dass die für 2014 angepeilte operative Ergebnismarge – also der Anteil des Gewinns am Umsatz – von mindestens zwölf Prozent voraussichtlich nicht erreicht werde. Doch für den österreichischen Topmanager und Hobbyskifahrer hatte sich schon in den Monaten zuvor eine Hiobsbotschaft an die andere gereiht.
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Eine Gewinnwarnung zu viel

Richtig eng wurde es für Löscher mit der zweiten Gewinnwarnung in nicht einmal drei Monaten. Siemens hatte bekanntgegeben, dass die für 2014 angepeilte operative Ergebnismarge – also der Anteil des Gewinns am Umsatz – von mindestens zwölf Prozent voraussichtlich nicht erreicht werde. Doch für den österreichischen Topmanager und Hobbyskifahrer hatte sich schon in den Monaten zuvor eine Hiobsbotschaft an die andere gereiht. © dpa

Peinlich ist das Desaster mit den von der Deutschen Bahn bei Siemens bestellten Zuggarnituren. Seit zwei Jahren wartet die Bahn auf 16 ICE, seit neun Monaten auf die für Fernstrecken bestellten Doppelstock-Züge. Doch der Konzern kann nicht liefern — und führt mit den Zulassungsstellen eine erbitterte Auseinandersetzung darüber, wer letztendlich schuld daran ist.
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Peinliche ICE-Posse

Peinlich ist das Desaster mit den von der Deutschen Bahn bei Siemens bestellten Zuggarnituren. Seit zwei Jahren wartet die Bahn auf 16 ICE, seit neun Monaten auf die für Fernstrecken bestellten Doppelstock-Züge. Doch der Konzern kann nicht liefern — und führt mit den Zulassungsstellen eine erbitterte Auseinandersetzung darüber, wer letztendlich schuld daran ist. © Roland Weihrauch/Archiv (dpa)

Noch schmerzlicher, weil in einem als zukunftsträchtig eingestuften Bereich, sind die Probleme bei der Anbindung von Windparks vor Helgoland und Borkum an das deutsche Stromnetz. Die Techniker von Siemens waren nicht in der Lage, diese Herausforderung fristgerecht zu bewältigen.
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Blowing in the wind

Noch schmerzlicher, weil in einem als zukunftsträchtig eingestuften Bereich, sind die Probleme bei der Anbindung von Windparks vor Helgoland und Borkum an das deutsche Stromnetz. Die Techniker von Siemens waren nicht in der Lage, diese Herausforderung fristgerecht zu bewältigen. © dpa

Die Folge: hohe Vertragsstrafen durch den Netzbetreiber. Alles zusammen dürfte das Windpark-Abenteuer den Konzern weit über eine halbe Milliarde Euro gekostet haben.
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Teures Windpark-Abenteuer

Die Folge: hohe Vertragsstrafen durch den Netzbetreiber. Alles zusammen dürfte das Windpark-Abenteuer den Konzern weit über eine halbe Milliarde Euro gekostet haben. © dpa

Löscher räumte immerhin ein, dass "das eine sehr bittere Lehre für uns ist". Gehen musste allerdings nicht Löscher, sondern der für die Windkraft verantwortliche Manager.
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"Bittere Lehre"

Löscher räumte immerhin ein, dass "das eine sehr bittere Lehre für uns ist". Gehen musste allerdings nicht Löscher, sondern der für die Windkraft verantwortliche Manager. © dpa

Ganz aktuell kommen Probleme in den USA dazu, wo Windräder auseinanderbrachen. Reparaturkosten: 100 Millionen Euro.
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Zerbrechende Windräder

Ganz aktuell kommen Probleme in den USA dazu, wo Windräder auseinanderbrachen. Reparaturkosten: 100 Millionen Euro. © Stefan Hippel

Ebenso zu den Schattenseiten der Bilanz gehört das Solargeschäft. Vor vier Jahren stieg Siemens bei der israelischen Solel für 284 Millionen Euro ein. Die Solarthermie galt als Zukunftsmarkt — für Siemens eine Fehleinschätzung. Solel fuhr mehr Verluste ein, als die Firma Umsatz erzielte. Siemens fand keinen Käufer, der Bereich wird geschlossen, auch diese Fehlentscheidung schlägt nach Expertenschätzung mit rund einer Milliarde Euro zu Buche.
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Schattenseiten des Solargeschäfts

Ebenso zu den Schattenseiten der Bilanz gehört das Solargeschäft. Vor vier Jahren stieg Siemens bei der israelischen Solel für 284 Millionen Euro ein. Die Solarthermie galt als Zukunftsmarkt — für Siemens eine Fehleinschätzung. Solel fuhr mehr Verluste ein, als die Firma Umsatz erzielte. Siemens fand keinen Käufer, der Bereich wird geschlossen, auch diese Fehlentscheidung schlägt nach Expertenschätzung mit rund einer Milliarde Euro zu Buche. © Siemens

In der Medizinsparte hat Siemens unter anderem auf die Neuerwerbung des Diagnostik-Spezialisten Dade Behring gesetzt. Der mit fünf Milliarden Euro viel zu teure Zukauf wurde ein Flop. Am Ende musste die Sparte eine Milliarde abschreiben — eine grandiose Fehlinvestition. Im Medizinbereich hat der Konzern gleich mehrere Stützpunkte für die Partikeltherapie eingerichtet — doch die Krebstherapie setzte sich nicht durch - ein weiterer Ausfall.
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Grandiose Fehlinvestition

In der Medizinsparte hat Siemens unter anderem auf die Neuerwerbung des Diagnostik-Spezialisten Dade Behring gesetzt. Der mit fünf Milliarden Euro viel zu teure Zukauf wurde ein Flop. Am Ende musste die Sparte eine Milliarde abschreiben — eine grandiose Fehlinvestition. Im Medizinbereich hat der Konzern gleich mehrere Stützpunkte für die Partikeltherapie eingerichtet — doch die Krebstherapie setzte sich nicht durch - ein weiterer Ausfall. © dpa

Vermasselt hat der Konzern auch den Ausstieg aus der Atomenergie. Die Trennung von Areva hatte Strafzahlungen wegen Vertragsverletzung zur Folge. Kostenpunkt: 648 Millionen Euro zuzüglich Zinsen.
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Unsauber den Stecker gezogen

Vermasselt hat der Konzern auch den Ausstieg aus der Atomenergie. Die Trennung von Areva hatte Strafzahlungen wegen Vertragsverletzung zur Folge. Kostenpunkt: 648 Millionen Euro zuzüglich Zinsen. © David Ebener dpa/lby

Auch die Lichttochter Osram gehört nicht zu den Sternstunden Löschers. Eigentlich sollte der Börsengang Milliarden in die Kassen schwemmen. Doch der richtige Zeitpunkt für den Börsengang wurde verpasst. Nun wurde die Tochter mangels Käufer an die Siemens-Aktionäre verschenkt.
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Lichttochter im Dunkeln

Auch die Lichttochter Osram gehört nicht zu den Sternstunden Löschers. Eigentlich sollte der Börsengang Milliarden in die Kassen schwemmen. Doch der richtige Zeitpunkt für den Börsengang wurde verpasst. Nun wurde die Tochter mangels Käufer an die Siemens-Aktionäre verschenkt. © Stefan Puchner (dpa)

Eine Baustelle für die Zukunft könnte intern der von Löscher neu geschaffene Sektor Infrastruktur werden. Dort hat Löscher alles zusammengepackt, was zum Geschäft mit Infrastrukturverbesserungen zählt — von intelligenten Verkehrs- und Transportsystemen bis hin zu digitalen Stromnetzen. Spötter sprechen von "Peters Resterampe", dort würden nur wenig oder gar nicht rentable Bereiche zusammengefasst werden, um sie irgendwann einmal zu verkaufen.
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"Peters Resterampe"

Eine Baustelle für die Zukunft könnte intern der von Löscher neu geschaffene Sektor Infrastruktur werden. Dort hat Löscher alles zusammengepackt, was zum Geschäft mit Infrastrukturverbesserungen zählt — von intelligenten Verkehrs- und Transportsystemen bis hin zu digitalen Stromnetzen. Spötter sprechen von "Peters Resterampe", dort würden nur wenig oder gar nicht rentable Bereiche zusammengefasst werden, um sie irgendwann einmal zu verkaufen. © Alexander Hitschfel

Auch bei der Basis hatte Löscher keinen guten Stand. Proteste gegen die Sparpolitik bei Siemens gab es nicht nur in Erlangen: "Ohne Menschen keine Marge. Zukunft nur mit uns" - so war der bundesweite Aktionstag der IG Metall überschrieben, mit dem die Gewerkschaft sich vehement gegen das sogenannte Kosteneffizienzprogramm "Siemens 2014" des Vorstands der Siemens AG richtet.
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"Ohne Menschen keine Marge"

Auch bei der Basis hatte Löscher keinen guten Stand. Proteste gegen die Sparpolitik bei Siemens gab es nicht nur in Erlangen: "Ohne Menschen keine Marge. Zukunft nur mit uns" - so war der bundesweite Aktionstag der IG Metall überschrieben, mit dem die Gewerkschaft sich vehement gegen das sogenannte Kosteneffizienzprogramm "Siemens 2014" des Vorstands der Siemens AG richtet. © Bernd Böhner

Auch wenn Peter Löscher nicht alleinig für diese lange Serie von Pleiten, Pech und Pannen verantwortlich sein mag, muss er dennoch den Siemens-Konzern verlassen. Als Nachfolger ist der bisherige Finanz-Chef Joe Kaeser (links) im Gespräch.
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Wachablösung

Auch wenn Peter Löscher nicht alleinig für diese lange Serie von Pleiten, Pech und Pannen verantwortlich sein mag, muss er dennoch den Siemens-Konzern verlassen. Als Nachfolger ist der bisherige Finanz-Chef Joe Kaeser (links) im Gespräch. © afp

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