So hat Horst Seehofer sein Kabinett umgebaut

10.10.2013, 08:32 Uhr
Seit 1994 treibt Markus Söder seine Karriere systematisch voran. Er über­nahm den Vorsitz der Jungen Union, der als Sprungbrett gilt. Der heute 46-Jährige nutzte das Amt, promo­vierte neben seiner politischen Arbeit und baute zugleich seine Beziehungen aus. 2003 holte ihn Edmund Stoiber als Generalsekretär in die CSU-Zentrale, 2007 ins Kabinett. Seitdem geht es bergauf: erst Europa-, dann Umwelt-, später Finanzminister. Und jetzt Superminister für Finanzen und Heimat. Ihm zur Seite stehen der Ober­pfälzer Albert Füracker als Nürnber­ger Statthalter und der Augsburger Jo­hannes Hintersberger. Söder, verheira­tet und vierfacher Vater, glaubt seine Karriere noch vor sich. Er will spätes­tens 2018 Horst Seehofer beerben.
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Finanz- und Heimatminister Söder

Seit 1994 treibt Markus Söder seine Karriere systematisch voran. Er über­nahm den Vorsitz der Jungen Union, der als Sprungbrett gilt. Der heute 46-Jährige nutzte das Amt, promo­vierte neben seiner politischen Arbeit und baute zugleich seine Beziehungen aus. 2003 holte ihn Edmund Stoiber als Generalsekretär in die CSU-Zentrale, 2007 ins Kabinett. Seitdem geht es bergauf: erst Europa-, dann Umwelt-, später Finanzminister. Und jetzt Superminister für Finanzen und Heimat. Ihm zur Seite stehen der Ober­pfälzer Albert Füracker als Nürnber­ger Statthalter und der Augsburger Jo­hannes Hintersberger. Söder, verheira­tet und vierfacher Vater, glaubt seine Karriere noch vor sich. Er will spätes­tens 2018 Horst Seehofer beerben. © dpa

Ilse Aigner war die Frau in der zwei­ten Reihe. Sie war Söders Stellvertre­terin bei der Jungen Union, stellvertre­tende Chefin des CSU-Bezirks in Oberbayern, stellvertretende Chefin der CSU-Landesgruppe in Berlin und Stellvertreterin in diversen Ausschüs­sen. 2008 hat ihre Karriere an Fahrt gewonnen, weil sie sich in die erste Reihe schieben ließ. Seehofer machte sie zur Bundesagrarministerin und zur oberbayerischen Bezirkschefin. Jetzt wird sie Wirtschafts- und Ener­gieministerin mit dem Schwaben Franz Pschierer an der Seite. Eigent­lich sollte die 48-Jährige die Fraktion führen. Doch die Aufgabe schien der Rundfunktechnikerin zu komplex.
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Wirtschafts- und Ener­gieministerin Aigner

Ilse Aigner war die Frau in der zwei­ten Reihe. Sie war Söders Stellvertre­terin bei der Jungen Union, stellvertre­tende Chefin des CSU-Bezirks in Oberbayern, stellvertretende Chefin der CSU-Landesgruppe in Berlin und Stellvertreterin in diversen Ausschüs­sen. 2008 hat ihre Karriere an Fahrt gewonnen, weil sie sich in die erste Reihe schieben ließ. Seehofer machte sie zur Bundesagrarministerin und zur oberbayerischen Bezirkschefin. Jetzt wird sie Wirtschafts- und Ener­gieministerin mit dem Schwaben Franz Pschierer an der Seite. Eigent­lich sollte die 48-Jährige die Fraktion führen. Doch die Aufgabe schien der Rundfunktechnikerin zu komplex. © dpa

Joachim Herrmann hat seine Kar­riere selbst gestoppt. Der 57-jährige Erlanger Jurist gab Seehofer im März 2011 einen Korb, als ihn der ins Ber­liner Verteidigungsministerium schi­cken wollte. Herrmann zog das über­schaubare Münchener Innenministe­rium vor, das jetzt noch um den Kom­plex Verkehr erweitert wird. Staats­sekretär bleibt Gerhard Eck. Es gibt nicht viele, die Seehofer so offen die Stirn bieten können. Herrmann hat es getan, geschadet hat es ihm nicht. Wohl auch, weil er die CSU-Fraktion hinter sich weiß. Sie hat er vor 2007 vier Jahre geführt. Das verbindet.
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Innenminister Herrmann

Joachim Herrmann hat seine Kar­riere selbst gestoppt. Der 57-jährige Erlanger Jurist gab Seehofer im März 2011 einen Korb, als ihn der ins Ber­liner Verteidigungsministerium schi­cken wollte. Herrmann zog das über­schaubare Münchener Innenministe­rium vor, das jetzt noch um den Kom­plex Verkehr erweitert wird. Staats­sekretär bleibt Gerhard Eck. Es gibt nicht viele, die Seehofer so offen die Stirn bieten können. Herrmann hat es getan, geschadet hat es ihm nicht. Wohl auch, weil er die CSU-Fraktion hinter sich weiß. Sie hat er vor 2007 vier Jahre geführt. Das verbindet. © dpa

Ludwig Spaenle durfte sich früh über eine Job-Garantie Seehofers freuen. Er gehört wie Aigner, Herr­mann und Söder zur 94er-Generation - sie sitzen seit 1994 im Landtag. 2008 holte ihn Seehofer ins Kabinett. Seit­dem führt der Münchner das Kultus­ministerium. Die Bildungspolitik ist eine Schwachstelle der CSU. Ob acht­stufiges Gymnasium, Schulsterben oder die Zukunft der Hauptschule - überall soll der 52-Jährige das Feuer löschen. Jetzt bekommt er zur Bil­dung die Wissenschaft dazu sowie Bernd Sibler und Georg Eisenreich als Staatssekretäre. Der Theologe und zweifache Vater gilt als Fan von Franz Josef Strauß. Spötter bescheini­gen ihm wegen seines Auftretens, er leide an Früh-Verstraußung.
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Bildungs- und Wissenschaftsminister Spaenle

Ludwig Spaenle durfte sich früh über eine Job-Garantie Seehofers freuen. Er gehört wie Aigner, Herr­mann und Söder zur 94er-Generation - sie sitzen seit 1994 im Landtag. 2008 holte ihn Seehofer ins Kabinett. Seit­dem führt der Münchner das Kultus­ministerium. Die Bildungspolitik ist eine Schwachstelle der CSU. Ob acht­stufiges Gymnasium, Schulsterben oder die Zukunft der Hauptschule - überall soll der 52-Jährige das Feuer löschen. Jetzt bekommt er zur Bil­dung die Wissenschaft dazu sowie Bernd Sibler und Georg Eisenreich als Staatssekretäre. Der Theologe und zweifache Vater gilt als Fan von Franz Josef Strauß. Spötter bescheini­gen ihm wegen seines Auftretens, er leide an Früh-Verstraußung. © dpa

Christine Haderthauer nimmt kein Blatt vor den Mund. Für die 51-jähri­ge Ingolstädterin ist klar, dass ihr Dauerkonkurrent Söder anders als sie selbst für den Job des Ministerpräsi­denten ungeeignet sei. Allerdings knickt die Karriere der zweifachen Mutter ab. Ihr unnachgiebiger Kurs in Asylfragen gilt fraktionsintern als zu kalt für das heikle Thema. Seehofer hätte die Rechtsanwältin gern im Jus­tizministerium gesehen. Haderthauer hat abgelehnt. Jetzt geht sie zwar vor Söder in die Staatskanzlei, aber unter Seehofers Aufsicht. Sie betont, so habe sie es gewollt. Haderthauer soll die Geschäfte für den Chef führen und sich um Bundespolitik kümmern.
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Staatskanzlei-Chefin Haderthauer

Christine Haderthauer nimmt kein Blatt vor den Mund. Für die 51-jähri­ge Ingolstädterin ist klar, dass ihr Dauerkonkurrent Söder anders als sie selbst für den Job des Ministerpräsi­denten ungeeignet sei. Allerdings knickt die Karriere der zweifachen Mutter ab. Ihr unnachgiebiger Kurs in Asylfragen gilt fraktionsintern als zu kalt für das heikle Thema. Seehofer hätte die Rechtsanwältin gern im Jus­tizministerium gesehen. Haderthauer hat abgelehnt. Jetzt geht sie zwar vor Söder in die Staatskanzlei, aber unter Seehofers Aufsicht. Sie betont, so habe sie es gewollt. Haderthauer soll die Geschäfte für den Chef führen und sich um Bundespolitik kümmern. © Roland Fengler

Früher stritten der Justizminister und sein Staatssekretär jeden Mor­gen, wer den einzigen Brief öffnen durfte. Von solch ruhigen Zeiten konnte Beate Merk nur träumen. Sie muss sich einerseits als Quotenfrau der CSU verspotten lassen; anderer­seits rettet sie das vor dem politischen Aus. Seit zehn Jahren sitzt sie im CSU-Vorstand, seit zehn Jahren führt die 56-Jährige das Justizministerium. Gepunktet hat sie dort nie. Ob schär­fere Jugendstrafen, Vorratsdaten­speicherung oder härtere Kriterien für Blasphemie - stets scheiterten die Vorstöße der Neu-Ulmerin. Zuletzt brachte sie sich im Fall Mollath in die Kritik. Dass sie bleibt, wenn auch nur als Europaministerin, verdankt sie Seehofers Frauenproblem.
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Europaministerin Merk

Früher stritten der Justizminister und sein Staatssekretär jeden Mor­gen, wer den einzigen Brief öffnen durfte. Von solch ruhigen Zeiten konnte Beate Merk nur träumen. Sie muss sich einerseits als Quotenfrau der CSU verspotten lassen; anderer­seits rettet sie das vor dem politischen Aus. Seit zehn Jahren sitzt sie im CSU-Vorstand, seit zehn Jahren führt die 56-Jährige das Justizministerium. Gepunktet hat sie dort nie. Ob schär­fere Jugendstrafen, Vorratsdaten­speicherung oder härtere Kriterien für Blasphemie - stets scheiterten die Vorstöße der Neu-Ulmerin. Zuletzt brachte sie sich im Fall Mollath in die Kritik. Dass sie bleibt, wenn auch nur als Europaministerin, verdankt sie Seehofers Frauenproblem. © dpa

Als ihm dieser Tage die Grünen-Po­litikerin Margarete Bause im Landtag zurief, sie wünsche sich, dass er Um­weltminister bleibe, lief Marcel Huber knallrot an. Huber, katholisch, verhei­ratet, drei Kinder, engagiert sich bis heute bei der Freiwilligen Feuerwehr seiner Heimatgemeinde Ampfing. Seit zehn Jahren sitzt der Tierarzt im Landtag. 2007 holte Beckstein den 55-Jährigen als Staatssekretär ins Um­weltministerium. Seehofer versetzte ihn erst ins Kultusministerium, dann in die Staatskanzlei. Huber hat nie wi­dersprochen. 2011 belohnte der Chef das mit dem Posten des Umweltminis­ters.
 Jetzt bekommt er den Verbrau­cherschutz dazu.
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Umwelt- und Verbraucherminister Huber

Als ihm dieser Tage die Grünen-Po­litikerin Margarete Bause im Landtag zurief, sie wünsche sich, dass er Um­weltminister bleibe, lief Marcel Huber knallrot an. Huber, katholisch, verhei­ratet, drei Kinder, engagiert sich bis heute bei der Freiwilligen Feuerwehr seiner Heimatgemeinde Ampfing. Seit zehn Jahren sitzt der Tierarzt im Landtag. 2007 holte Beckstein den 55-Jährigen als Staatssekretär ins Um­weltministerium. Seehofer versetzte ihn erst ins Kultusministerium, dann in die Staatskanzlei. Huber hat nie wi­dersprochen. 2011 belohnte der Chef das mit dem Posten des Umweltminis­ters. Jetzt bekommt er den Verbrau­cherschutz dazu. © dpa

Auch Hel­mut Brunner gehört zur 94er-Gruppe. Doch anders als seine Weggefährten blieb er stets so unauffällig, dass 2008 allenfalls ein paar Insider ihm die Spitze des Landwirtschaftsministeri­ums anvertraut hätten. Horst Seeho­fer tat es, auch des Regionalproporzes wegen. Im Sommer stolperte der Land­wirtschaftsmeister aus Niederbayern wie viele aus seiner CSU-Fraktion über die Verwandtenaffäre. Die Niederbayern wählten ihn trotzdem. Jetzt darf er bleiben.
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Landwirtschaftsminister Brunner

Auch Hel­mut Brunner gehört zur 94er-Gruppe. Doch anders als seine Weggefährten blieb er stets so unauffällig, dass 2008 allenfalls ein paar Insider ihm die Spitze des Landwirtschaftsministeri­ums anvertraut hätten. Horst Seeho­fer tat es, auch des Regionalproporzes wegen. Im Sommer stolperte der Land­wirtschaftsmeister aus Niederbayern wie viele aus seiner CSU-Fraktion über die Verwandtenaffäre. Die Niederbayern wählten ihn trotzdem. Jetzt darf er bleiben. © Tobias Hase/Archiv (dpa)

Von allen Ministern in Seehofers Kabinett blieb Emilia Müller stets die Unbekannte. Die 62-Jährige küm­merte sich bislang um Bundes- und Europaangelegenheiten - kein Feld, das sich öffentlicher Aufmerksamkeit erfreut. Lärmen ist ohnehin nicht die Stärke der Schwandorferin. Die gelernte Chemotechnikerin erledigt ihre Aufgaben so unauffällig, dass die meisten ihre kurze Episode im Wirt­schaftsministerium längst vergessen haben. Auch ihre Karriere schien beendet und geht nun doch weiter, jetzt im Sozialministerium. Der Frau­enquote sei Dank.
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Sozialministerin Müller

Von allen Ministern in Seehofers Kabinett blieb Emilia Müller stets die Unbekannte. Die 62-Jährige küm­merte sich bislang um Bundes- und Europaangelegenheiten - kein Feld, das sich öffentlicher Aufmerksamkeit erfreut. Lärmen ist ohnehin nicht die Stärke der Schwandorferin. Die gelernte Chemotechnikerin erledigt ihre Aufgaben so unauffällig, dass die meisten ihre kurze Episode im Wirt­schaftsministerium längst vergessen haben. Auch ihre Karriere schien beendet und geht nun doch weiter, jetzt im Sozialministerium. Der Frau­enquote sei Dank. © dpa

Melanie Huml grüßt nicht, sie zwin­kert zu. Als Staatssekretärin im Um­weltministerium ist ihr in den vergan­genen Jahren auch nicht viel mehr an Arbeit geblieben. Huml soll jetzt als neue Gesundheitsministerin Ruhe an die Gesundheitsfront bringen. Tradi­tionell keine leichte Aufgabe: Die Lobby der Mediziner ist stark. Doch die 38-jährige Mutter eines Sohnes kann auf Augenhöhe diskutieren. Huml hat Medizin studiert und am Kli­nikum Bamberg gearbeitet.
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Gesundheitsministerin Huml

Melanie Huml grüßt nicht, sie zwin­kert zu. Als Staatssekretärin im Um­weltministerium ist ihr in den vergan­genen Jahren auch nicht viel mehr an Arbeit geblieben. Huml soll jetzt als neue Gesundheitsministerin Ruhe an die Gesundheitsfront bringen. Tradi­tionell keine leichte Aufgabe: Die Lobby der Mediziner ist stark. Doch die 38-jährige Mutter eines Sohnes kann auf Augenhöhe diskutieren. Huml hat Medizin studiert und am Kli­nikum Bamberg gearbeitet. © dpa

Winfried Bausback schließlich hat den weitesten Weg in sein Ministe­rium. Der 47-jährige Aschaffenburger führt das Justizressort - ein kometen­hafter Aufstieg. Bislang ist Bausback auch in seiner CSU-Fraktion kaum aufgefallen. Seine Qualifikation: Er ist Jura-Professor in Wuppertal.
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Justizminister Bausback

Winfried Bausback schließlich hat den weitesten Weg in sein Ministe­rium. Der 47-jährige Aschaffenburger führt das Justizressort - ein kometen­hafter Aufstieg. Bislang ist Bausback auch in seiner CSU-Fraktion kaum aufgefallen. Seine Qualifikation: Er ist Jura-Professor in Wuppertal.

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