21. Februar 1963: Mit Sack und Pack in die Klassen

21.2.2013, 06:30 Uhr
Im neuen Klassenzimmer aber ist die Freude groß: an allen Wänden hängen verschiebbare Tafeln - und ganz besondes imponierte das fließende Wasser.

© Gertrud Gerardi Im neuen Klassenzimmer aber ist die Freude groß: an allen Wänden hängen verschiebbare Tafeln - und ganz besondes imponierte das fließende Wasser.

Spätestens in eineinhalb Jahren werden alle Kinder in den beiden neuen Schulen untergebracht sein. Für Rektor Kurt Bartsch war der gestrige Tage gerade kein Honigschlecken. Er sollte möglichst zehn Fragen in einem Atemzug beantworten. „Wo stehen denn jetzt die Karten, Herr Rektor?“ - „Herr Rektor, wissen Sie, wo meine Klasse ist?“ - „Grüß Gott, wer ist hier eigentlich der Verantwortliche? Ich bringe die neuen Schulmöbel.“ - „Wo kommt denn der Haupttelephonanschluß hin? Kriegen Sie mehrere Nummern oder nur eine? Was die Hausanschlüsse macht eine Firma? Nein, das machen alles wir von der Post.“

Mit den Schulutensilien in Eimern und Papierkörben zieht hier eine große Bubenklasse in das neue Schulhaus, dem bereits die bewundernden und dankbaren Blicke der Kinder gelten.

Mit den Schulutensilien in Eimern und Papierkörben zieht hier eine große Bubenklasse in das neue Schulhaus, dem bereits die bewundernden und dankbaren Blicke der Kinder gelten. © Gertrud Gerardi

Umzugsdienst und Eingewöhnen

Weil das den ganzen Vormittag so zuging, entschloß sich das Lehrerkollegium, die Kinder nach wenigen Stunden „Umzugsdienst und Eingewöhnen“ nach Hause zu schicken. Vorher aber äußerten sich die neuen Schulbesitzer noch recht anerkennend über dieses städtische Geschenk. Am meisten imponierte, daß man die Tafeln verschieben kann und daß es – fließendes Wasser gibt. Im ganzen Haus kann man sich allerdings noch nicht den Kreidestaub von den Händen waschen. Gestern sind 13 Klassen in die beiden Pavillontrakte eingezogen, während der Hauptbau wie die Turn- und Gymnastikhalle voraussichtlich nach den Osterferien fertig werden. Damit stehen in der Schule Langwasser II noch in diesem Jahr insgesamt 21 Klassenräume, zwei Ausweichzimmer, ein Physik- und Werkraum, ein Musik- und Filmsaal, ein Arztzimmer sowie eine vorbildliche Schulküche zur Verfügung.

21. Februar 1963: Mit Sack und Pack in die Klassen

© Gertrud Gerardi

Mit dem Unterricht im Lager Friedensdorf – hier sind jetzt nur noch zwei erste Klassen untergebracht – und in den Baracken an der Strehlener Straße ist es also spätestens in wenigen Monaten vorbei, wenn auch der Hauptbau bezogen werden kann. Dann müssen nur noch die Kinder von der Schulbaracke an der Bunzlauer Straße warten, bis der Erweiterungstrakt der Volksschule Langwasser I an der Breslauer Straße fertig ist. Die Pläne sind fertig, der Baubeginn steht also bereits vor der Tür. In etwa eineinhalb Jahren dürften die Buben und Mädchen dann auch hier die modernen Schultafeln bewundern und - wie es schon in vielen neuen Schulen Sitte geworden ist – ihre Hausschuhe mitbringen, um den Fußboden zu schonen.

Rote Tinte lief aus

Das war am ersten Tag in der Langwasser-II-Schule schon deswegen nicht möglich, weil aus einem der mitgeführten Schulinventar-Papierkörbe die rote Tinte davonlief. Aber das lag vielleicht daran, weil der Umzug recht kompliziert war. So zogen auch Klassen von der neuen Schule an der Breslauer Straße – sie gehören zum Sprengel Langwasser II und waren nur gastweise dort – zur nun noch neueren Schule an der Friedensdorfstraße.

Das hat den Vorteil, daß jetzt auch einige Klassen von ihren bisherigen Barackenunterkünften in Räume von Langwasser I umziehen können. Die dafür frei werdenden Zimmer in der Schulbaracke Bunzlauer Straße aber werden von Kindern belegt, die bisher in der sogenannten Arztbaracke unterrichtet wurden, die geräumt werden muß. Doch alles in allem ist erfreulich, daß nun endlich die Zeit abzusehen ist, in der alle Schulbaracken abgerissen werden können: denn in schönen, modernen Klassenzimmern lernt sich das Einmaleins eben besser.


Aus den Nürnberger Nachrichten vom 21. Februar 1963.

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