Die Bad Windsheimer stehen auf Cookies-Eis

9.9.2013, 17:20 Uhr
Die Bad Windsheimer stehen auf Cookies-Eis

© Katrin Müller

Auch heuer war eine wie­der besonders beliebt: „Cookies ver­kaufe ich ohne Ende. Das ist aber auch eine gute Kombination von Schoko und Keks“, sagt Papapietro der selbst am liebsten Zitroneneis isst.

Seit etwa zehn Jahren sei Cookies-Eis in Deutschland der Renner. In sei­ner Heimat in Italien komme diese Geschmacksnote nicht so gut an, sagt Papapietro: „Die Italiener essen lie­ber Fiordilatte.“ Das ist einfach die Eisgrundmasse, ohne Geschmacks­richtung.

Papapietro stellt einen silberfarbe­nen Metalleimer auf eine Waage und gibt ein Pulver aus einem großen Pa­piersack hinein. „Das ist die Grund­mischung“, erklärt der 40-Jährige. In der Ecke steht am Boden eine Palette mit Zuckertüten. Papapietro nimmt eine, öffnet diese und gibt den Inhalt zur Mischung, dann öffnet er eine gro­ße Dose. Mit einer Kelle schöpft er eine braune, dickflüssige Soße in den Eimer: Den Nussgeschmack.

Auf seiner Arbeitsfläche hat der Italiener bereits Milchtüten stehen. Er schneidet zwei auf und schüttet den Inhalt in den Eimer. Rund 1000 Liter Milch braucht er im Monat, sagt er. Um Kosten zu sparen, kauft er Pro­dukte wie Milch und Zucker selbst ein und lässt diese nicht liefern. Die Grundmischung für Milcheissorten und die Geschmacksnoten kommen aus Italien, er bestellt sie bei einem Großhändler in München.

Wenige Mitarbeiter

Lange habe er gebraucht, bis er „das perfekte Eis“ hatte. Viele ver­schiedene Firmen habe er auspro­biert und jetzt die beste gefunden, die sei zwar auch die teuerste, aber man merke die Qualität. „Ich habe viele Kunden, die sagen, dass sie kei­ne Beschwerden wie Bauchweh ha­ben, wenn sie mein Eis essen“, das sei für den 40-Jährigen das größte Kompliment.

70 Cent kostet die Kugel Eis im Sole e Luna. „Ich werde zwar kein Millionär, aber ich verdiene gut.“ Ca­fébesitzer, die ihr Eis teurer verkau­fen – in einem Ansbacher Café habe er kürzlich die Kugel für 1,20 Euro gesehen – kann Papapietro nicht ver­stehen, „das ist Wucher“.

Papapietro spart dafür an Perso­nalkosten, macht soviel er kann selbst. Einen festangestellten Mitar­beiter und eine Aushilfe hat er. Seine Frau Gardina unterstützt ihn soweit es ihre Zeit zulässt, denn sie muss sich auch noch um Tochter Zara-Au­rora kümmern. Wenn die Vierjährige im Kindergarten ist, bedient Gardina Papapietro im Café.

Mit einem großen Industriemixer rührt Guiseppe Papapietro den In­halt zu einer homogenen Masse zu­sammen. Der Duft von Haselnüssen verbreitet sich im Raum. Auf seine weiße Schürze spritzen ein paar Tropfen der bräunlichen Flüssigkeit. Mit einem Lappen wischt er über die Arbeitsfläche, die ebenfalls ein paar Sprenkel abbekommen hat.

Viel Platz hat er nicht in der Kü­che, aber jeder Schritt sitzt. Er wir­belt durch den Raum, weiß genau, wann er den Kopf einziehen muss, damit er sich nicht stößt. Die Flüssig­keit schüttet Papapietro in eine Eis­maschine. Die ist neu, erst Ostern hat er sie für 29 000 Euro gekauft. Rund neun Minuten, je nach Sorte, dauert es, bis die Masse zu Eis gefroren ist und die richtige Konsistenz hat.

Durch ein Guckloch sieht man, wie die Masse immer fester wird. Dann piepst die Maschine. Das Eis ist fer­tig. Papapietro stellt eine Schale aus Edelstahl auf eine Vorrichtung vor dem Gerät. Er stellt sich einen Sche­mel davor und setzt sich. Dann öffnet er die Luke und das Eis fällt langsam in die Schale. Mit einem großen Löf­fel kratzt Papapietro die Creme aus der Maschine und drapiert sie an­sehnlich in der Schale. Erst macht er die hellen Eissorten, dann folgen die dunklen, erklärt er. So spart sich der Italiener das ständige Ausputzen der Maschine.

Papapietro hat seinen Beruf fünf Jahre lang in Italien gelernt. Dazu ge­hörte Kellnern, Patisserie und eben Eismachen. Mehrere Eiscafés hatte er in Italien, Deutschland und Frank­reich. Um Erfahrung zu sammeln, kam er 2002 erstmals nach Deutsch­land, hatte ein Eiscafé in Dortmund.

Tomate ist nichts für Windsheim

2003 ging er nach Nizza. Direkt an der Promenade bot er dort Eiscremé an. Ausgefallene Sorten wie Tomate Petersilie oder Gorgonzola gehörten zum Sortiment. „In Bad Windsheim ist das nichts. Das kommt nicht an. die Leute hier sind eher traditionell“, sagt Papapietro, der sich 2006, als er ein eigenes Eiscafé in Deutschland suchte, sofort in die Stadt Bad Winds­heim verliebt hat.

Eigentlich wollten er und seine Frau die Suche schon aufgeben. „Meine Frau hat gesagt, dieses Café schauen wir noch an, wenn das auch nichts ist, lassen wir es sein.“ Seit 2006 haben die Papapietros nun das Sole e Luna. Sie bieten auch neue Sorten an, wie beispielsweise heuer „Hello Kitty“, das im Geschmack an das frühere Erdbeer-Vanillie-Eis Ed von Schleck erinnert.

Ohne Farbstoffe

Alle Neuheiten könne man aber nicht mitmachen. Eis, das mit Farb­stoffen künstlich gefärbt wird, gibt es bei Papapietro beispielsweise nicht zu kaufen. Mit After Eight habe er das mal probiert. Das sei aber nicht angekommen, obwohl er es nur angeboten habe, weil die Kunden vorher andauernd danach gefragt hätten. Er deutet auf eine Dose im Regal, dort steht der grüne Ge­schmacksstoff heute noch.

Über das Geschäft kann der Italie­ner nicht klagen, gerne hätte er et­was mehr Platz zur Verfügung, die Suche nach einer passenden Örtlich­keit in der Altstadt gestalte sich aber schwierig.

Mehr Informationen über das Eiscafé Sole & Luna in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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