Die Mädels vom Brezenstand – immer gut drauf

2.9.2015, 08:17 Uhr
Die Mädels vom Brezenstand – immer gut drauf

© Dieter Wegener

Betsabea Serrapiglio (36) ist eine von drei Mitarbeiterinnen und lüftet das Geheimnis des Erfolgs: „Wenn man sich für die Herzlichkeit gegenüber den Kunden entscheidet, macht die Arbeit auch viel mehr Spaß.“

Das Brezenhäuschen in unmittelbarer Nähe der Lorenzkirche ist wirklich klein. Zu übersehen ist es trotzdem nicht: Meistens bildet sich eine Warteschlange vor dem Verkaufsfenster in der Karolinenstraße. Betsabea Serrapiglio (36) ist eine von drei Mitarbeiterinnen und lüftet das Geheimnis des Erfolgs: „Wenn man sich für die Herzlichkeit gegenüber den Kunden entscheidet, macht die Arbeit auch viel mehr Spaß.“

Das haben auch die beiden Mitstreiterinnen, ihre Schwester Debara Serrapiglio (33) und Manuela Bozkurt (42) verinnerlicht. Und es scheint auch die Kundschaft angesteckt zu haben. Schlange stehen ist auch in Nürnberg nicht unbedingt ein beliebter Zeitvertreib. Trotzdem fällt auf, wie entspannt, ja geradezu gut gelaunt (!) die Leute auf die lecker belegten Brezen – und die freundlichen Verkäuferinnen warten.

Die Mädels vom Brezenstand – immer gut drauf

© Dieter Wegener

Betsabea Serrapiglio, die das Brezenhäuschen leitet: „Es kommt so auch viel Herzlichkeit von den Kunden zurück.“ Betsabea Serrapiglio und ihre Schwester Debara haben italienische Eltern, alle leben in Nürnberg. Gemeinsam mit Manuela Bozkurt fühlen sie sich nach eigener Aussage wie eine kleine Familie. „Teamwork steht bei uns ganz oben.“

„Kunst und Brezen“, so hat Inhaberin Heidi Schmidt-Salim den Verkaufsstand benannt, misst gerade mal zwei Quadratmeter Stehfläche. „Das ist zwar sehr eng für uns drei, aber wir brauchen alle, um den Verkauf der belegten Brezen im Fluss zu halten“, erklärt Betsabea Serrapiglio. Eine schneidet die Brezen ganz auf, die andere belegt, und die dritte verkauft. In bestimmten Zeiten verkaufen sie nach ihren Worten zwischen 2000 bis 3500 Brezen – täglich. Rechnet man nach und legt die Arbeitszeit von 9 bis 18.30 Uhr zugrunde, kommt man auf bis zu sechs Brezen pro Minute.

Um dabei in diesem winzigen Arbeitsbereich nicht „aus dem Häuschen“ zu geraten, muss die Chemie natürlich hundertprozentig stimmen. Da müsse man sich sehr gut verstehen und riechen können, merkt Betsabea Serrapiglio lachend an.

„Wenn ich die Leute anlerne, sage ich immer, das Allerwichtigste hier ist die Freundlichkeit, aber bitte keine mechanische“, so Betsabea Serrapiglio, die seit 14 Jahren dort arbeitet. Auch wenn die Warteschlange lang ist, geht es auffallend zügig voran. Betsabea Serrapiglio: „Ich habe noch nie jemanden erlebt, der da gemeckert hat. Das liegt auch daran, dass wir überwiegend Stammkundschaft haben, zu der wir mittlerweile auch persönliche Kontakte pflegen.“ Und viele Touristen würden angesichts der Warteschlange neugierig und stellten sich auch an. Darüber hinaus steht das Häuschen im Touristenführer mit den 111 Sehenswürdigkeiten Nürnbergs mit drin.

Die „drei Mädels von Kunst und Brezen“ haben schon Touristen aus allen Ecken der Welt bedient. Betsabea Serrapiglio erzählt: Die lustigsten Touristen sind für uns die aus Russland, da gibt es meistens was zum Lachen, weil die sprechen immer nur russisch mit uns – und wir verstehen sie nicht.“ Die Mitarbeiterinnen suchten dann mit Händen und Füßen, soweit es der winzige Verkaufsraum zulässt, eine Verständigung zu erreichen. „Und dann reden sie auf russisch weiter.“

Die Mädels vom Brezenstand – immer gut drauf

© Dieter Wegener

Die Asiaten verlangten überwiegend Butterbrezen, die aber auch bei den Einheimischen am besten weggingen. Wohingegen Engländer und Amerikaner häufig eine „Extrawurst“ verlangten, nämlich Schinken und Käse auf der Breze. Und die Italiener? „Sie sind die süßen und fragen sogleich nach Brezen mit Nutella, die sie natürlich auch bekommen.“

Inhaberin Heidi Schmidt-Salim hat das Brezenhäuschen von Brezen Kolb gepachtet. Seit Mitte August 1988 betreibt die Künstlerin diesen Stand, und Werke von ihr sind auch im Innenraum von „Kunst und Brezen“ zu sehen. Betsabea Serrapiglio: „Unsere Chefin Heidi Schmidt-Salim war die erste in Nürnberg, die belegte Brezen verkauft hat – sie ist also die Mutter der belegten Brezen!“

Mehr Informationen in unserer Rubrik Essen und Trinken!

Verwandte Themen


Keine Kommentare