Hochzeitstorten von Beer – Liebesbeweise mit Zuckerguss

6.5.2014, 14:46 Uhr
Karin (links) und Sabine Rößler zeigen ihre Meisterwerke: Hochzeitstorten sind zeitlos, unterliegen aber durchaus Trends. Derzeit mögen es die Paare eher schlicht.

© Edgar Pfrogner Karin (links) und Sabine Rößler zeigen ihre Meisterwerke: Hochzeitstorten sind zeitlos, unterliegen aber durchaus Trends. Derzeit mögen es die Paare eher schlicht.

An zwei Hochzeitstorten werden sich Martin Rößler und seine Frau Sabine wohl immer erinnern: an die eigene und an die, die eineinhalb Meter hoch war. Sieben unterschiedliche Kuchen türmten sich da aufeinander und bildeten ein Gebäude, das an ein geblähtes Segel erinnert. Umhüllt war der Tortengigant von weiß und blau schimmerndem Zuckerguss. Für die obere Plattform hatten die Konditoren aus dünner Zuckerplatte einen zierlichen Heliport geformt. Die Fotografie in der Mappe der Konditorei Beer beweist: Alles ist möglich. Zum Beispiel eine Hochzeitstorte, die aussieht wie das berühmte Hochhaus Burj al Arab in Dubai. „Das Paar
wollte diese Torte, weil sie nach der Hochzeit nach Dubai gezogen sind“, erinnert sich Martin Rößler.

Er und sein Team backen, glasieren und verzieren zurzeit im Akkord, denn mit der warmen Jahreszeit kommen die Trauungen. Die Hochzeitstorte ist dabei traditionell die Krönung der Tafel und damit sehr viel mehr als ein süßes Beiwerk: Sie sollte perfekt auf das Kleid der Braut und die Blumendekoration des Festes abgestimmt sein, außerdem die Vorgeschichte der Liaison widerspiegeln – das finden jedenfalls immer mehr
Paare, hat Rößler festgestellt.

Der 42-Jährige leitet zusammen mit Ehefrau Sabine und seiner Mutter Karin Rößler die „Konditorei Café Beer“ in der Breiten Gasse. Der Familienbetrieb, gegründet 1859 von Konditormeister Andreas Beer, backt inzwischen in der sechsten Generation verführerische Kalorienbomben von Ananas- über Prinzregenten- bis Trüffeltorte, außerdem fertigt er Lebkuchen und Praline

Neue Trends der Konditoren-Meisterwerke

Das emotional nachhaltigste Produkt ist aber eindeutig die Hochzeitstorte. Einerseits zeitlos, unterliegt sie andererseits wie kein anderes Backwerk dem Zeitgeist. So wünschten sich die Brautleute in den 50ern ihre Torte filigran verziert, oft verteilt über eine hohe Etagere, in ihrer Erscheinung von barocker Pracht – nach dem Krieg verlangte es die Menschen nach Überfluss, sowohl optisch als auch kulinarisch. Genaue Vorlagen gibt es leider nicht mehr, bedauert Rößler, denn 1973, bei dem Umzug der Konditorei aus der Ludwigstraße in die Breite Gasse, sei einiges verloren gegangen.

Inzwischen gibt es viele Fotos längst verspeister Konditoren-Meisterwerke, gesammelt in einer dicken Mappe, die den Verlobten als Anregung dienen kann. Was den Rößlers auffällt: Seit einigen Jahren schon sind die gewünschten Hochzeitstorten betont schlicht dekoriert, den einfarbigen Zuckerguss dürfen nur echte oder essbare Blüten zieren – elegante Orchideen wurden so oft nachgefragt, dass eine Beer-Konditorin nach langem Tüfteln und viel Übung mit der Airbrushpistole täuschend echt aussehende weiß-lila-purpurrote Blüten herstellen kann. Statt auf Etageren türmen sich die Tortenschichten direkt aufeinander, bis zu fünf Stockwerke hoch. An einer Hochzeitstorte werkeln fünf Konditoren, dazu kommen noch die Arbeitskräfte, die die Dekoration formen. Und alle müssen fast gleichzeitig fertig sein. „Zu einem Wochenende machen wir nicht mehr als sechs“, hat Rößler daher unlängst beschlossen. Sonst sei die Qualität nicht zu halten.

Ein zappelnder Bräutigam und die Liebe zum Club

Denn es muss ja auch schmecken, was vielleicht nicht auf den ersten Blick danach aussieht. So setzten schon einige Paare ein Gerippe und eine Art weiblichen Frankenstein aus Plastik auf die Spitze ihrer blau eingefärbten Torte – eine Hommage an den gruselig-romantischen Trickfilm „Nightmare before Christmas“ und besonders beliebt, wenn die Trauung an Halloween stattfindet.

Ein anderes Motto wünschte das Paar, das sich auf einer Seefahrt kennengelernt hatte – ihre Hochzeitstorte sollte in Form eines Kreuzfahrtschiffes gestaltet werden, gekrönt von einer Braut, die den zappelnden Bräutigam triumphierend an einer Angel aus dem Wasser zieht.

Ein Fußballfan entschied sich für eine weiße, dreistöckige Hochzeitstorte, auf der neben einer weiß-roten FCN-Fahne aus Zucker in Schnörkelschrift zu lesen war: Ich bereue diese Liebe nicht! Ganz offenbar wollten Braut und Bräutigam nicht nur sich, sondern auch den Club lieben und ehren. Bis an ihr Lebensende.

Anlässlich des 155-jährigen Firmenjubiläums – und pünktlich vor dem Muttertag – werden am Samstag, 10. Mai, zugunsten der Aktion Sternstunden in der Konditorei Beer, Breite Gasse 79, 155 Obstkuchenherzen zum Preis von je zehn Euro verkauft.

Mehr Informationen zu Konditorei und Café Beer in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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