Wenn es um die Wurst geht...

11.1.2016, 08:00 Uhr
Wenn es um die Wurst geht...

© Stefan Hippel

Hier kommt jeder rein: Ob Einheimi­scher oder Tourist, im "Bratwurst­häusle" treffen sich Menschen, die sich sonst nirgendwo in der Stadt über den Weg laufen. Der Geschäftsmann mit Anzug und Krawatte kehrt hier ebenso ein wie der Gast aus China. Letzterer neigt dazu, seine Würste in kleine Stückchen zu schneiden, ehe sie nach ausgiebiger Betrachtung den Weg in den Mund finden. Das war es dann aber schon mit den Unterschieden. Denn schmecken tun die Würste "beim Behringer" (benannt nach Senior-Wirt Werner Behringer, dessen Sohn Kai längst im Wirtshaus neben der Sebal­duskirche aktiv ist) allen. Gegrillt wer­den die "Nürnberger" auf Buchenholz­scheiten, dazu gibt es hausgemachten Kartoffelsalat (sehr, sehr gut) oder Sauerkraut. Ser­viert wird standesgemäß auf Zinntellern, für den großen Hunger empfiehlt sich ein Dutzend der klei­nen Würstchen.Der Besuch im Brat­wursthäusle lohnt sich aber nicht nur wegen der von der hauseigenen Metzgerei selbst herge­stellten Bratwürste, son­dern auch wegen der ein­zigartigen Atmosphäre. Wer an Platzangst leidet, sollte das Wirtshaus tun­lichst meiden, denn die Kellnerinnen und Kellner nutzen jede noch so klei­ne Lücke, um Gäste zu platzieren. Und mit ein bisschen Glück kommt dann auch OB Maly oder einer der städtischen Referenten vorbei, um sich "Drei im Weggla" zu holen. Beim "Behringer" kehrt halt jeder ein. husa

Wenn es um die Wurst geht...

© Roland Fengler

Die "älteste noch am sel­ben Platz gelegene" Gar­küche der Stadt

Etwas weniger prominent gelegen ist die Historische Bratwurstkü­che "Zum Gulden Stern". Zwischen Rotlichtviertel und Jakobskirche werden in der Zirkelschmiedsgasse seit mindestens 1419 Bratwürste gegrillt. Damals wurde die Garkü­che erstmals urkundlich erwähnt - und ist somit die "älteste noch am sel­ben Platz gelegene" Gar­küche der Stadt.Ein Attribut, auf das der Besitzer Martin Hil­leprandt allergrößten Wert legt. Schließlich ist er gerade dabei, sein Gasthaus als Sehens­würdigkeit anerkannt zu bekommen. Sehens­wert, ohne dem Urteil der zuständigen städti­schen Gremien vorgrei­fen zu wollen, ist das Anwesen allemal, schon allein der Gäste wegen.Hier tummeln sich überwiegend Touristen, die auch schon mal via Smartphone-Foto "Sechs mit Kraut" bestellen. Im "Gulden Stern" kommen die Würste immer roh auf den Rost. Für Martin Hilleprandt ein Quali­tätssignet, das er sich unter dem Namen "Ori­ginal Nürnberger Röst­la" sogar hat schützen lassen. husa

Wenn es um die Wurst geht...

© Günter Distler

Jeden Freitag "Clubessen"

Vor etlichen Jahrzehnten, da trafen sich freitags immer ein paar alte Club-Spieler im "". Weil Richard Schwab, der Großvater des derzeitigen Besitzers, in den 1930er Jahren beim 1. FC Nürnberg gespielt hat. Sein Enkel Stephan Ueb­ler hat diesen Stammtisch wiederbe­lebt und lädt immer freitags von 11.30 bis 14 Uhr zum "Clubessen". Dann gibt es ein besonderes Gericht, das sonst im "Herzle" nicht auf der Karte steht. Ein echter fränkischer Sauer­braten zum Beispiel.

Die Vorgängerin der heutigen Gast­stätte, seit 1526 als Garküche betrie­ben, befand sich in der Herzgasse hin­ter der Frauenkirche. Über 400 Jahre lang war das Gasthaus ein Garant für beste fränkische Küche, bis das Haus im Bombenhagel des 2. Januar 1945 völlig vernichtet wurde. Zum Glück hatten die Inhaber das Beste ihrer his­torischen Gaststuben-Einrichtung vor den Bomben gerettet. Und so ste­hen die alten Möbel auch heute noch im 1954 neu eröffneten "Bratwurst­herzle" in der Brunnengasse.

Die Rostbratwürste werden hier über einem Buchenholzfeuer gegrillt und stammen von einem Metzger, der sie nach dem alten, hauseigenen Rezept frisch herstellt. Der echte Nürnberger isst mindestens zehn (11,10 Euro), wenn nicht zwölf Stück (12,80 Euro). Wer immer noch kann, kriegt zwei auf die Gabel als Nach­schlag (1,90 Euro). Serviert werden die Rostbratwürste auf dem Herzle-Zinnteller, dazu gibt es eine Beilage, wie hausgemachten Kartoffelsalat oder schmackhaftes Sauerkraut. Bre­zen von Kolb stehen auf dem Tisch, der Meerrettich ist aus dem fränki­schen Hause Schamel. Die Regionali­tät und Qualität der Produkte ist Ste­phan Uebler, der das Lokal in dritter Generation führt, wichtig. Und auch seine Gäste kommen seit Generatio­nen in die gemütliche Stube, um ent­spannt "Acht auf Kraut" zu verzeh­ren. Oder mehr. Katja Jäkel

Mehr Informationen in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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