Mit Leib und Seele Wirt sein

31.8.2017, 12:00 Uhr
Mit Leib und Seele Wirt sein

© Günter Distler

Da gab es keine Diskussion: Hans Bachmeier, heutiger Senior, musste den Gasthof 1995 von seiner Mutter übernehmen. Seitdem führt der 63-Jährige zusammen mit seiner Frau Rosi (63) Hotel und Gasthof "Weisses Ross" in Behringersdorf. Eigentlich nur noch halb: Mittlerweile sind auch Sohn Michael (34) und Schwiegertochter Isabel (32) an Bord. Ein echter Familienbetrieb eben und seit genau 125 Jahren in den Händen der Bachmeiers.

In der Volksschule haben sich Hans und Rosi Bachmeier kennengelernt. "Er hat immer ein bisschen angegeben", sagt seine Frau und lacht. Jahre später trafen sie sich beim Ausgehen wieder. In der "Tanz-Ranch" in Weigendorf. Hans lernte Metzger, machte seinen Meister – obwohl es ihn eigentlich mehr in die Elektrotechnik zog. Das Handwerkliche liegt ihm, "er ist ja auch unser Hausmeister", sagt die Familie unisono.

125 Jahre lang ein Gasthaus zu führen, von der Vergangenheit in die Moderne, in guten wie in sehr schlechten Zeiten, wie eine Familienchronik belegt – das ist ein echter Erfolg. 1892 kaufte Georg Bachmeier, der Urgroßvater des heutigen Wirtes, das Gasthaus zum "Weissen Ross", das an der Straße nach Schwaig in Behringersdorf liegt, von seinem Schwiegervater. Eine Metzgerei gehörte ebenfalls zum Betrieb.

Zweiten Weltkrieg überlebt

Das Haus stammt aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648), in Teilen ist es in seiner alten Form noch erhalten. Erst 1928 funktionierte Großvater Hans den Saal im ersten Stock zu Fremdenzimmern um. Der Gasthof überlebte den Zweiten Weltkrieg. In den 50er Jahren übernahm Georg, von allen nur Schorsch genannt, baute ein neues Schlachthaus, das Hinterhaus wurde als Gästehaus eingerichtet.

Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Sohn den Betrieb übernahm. Schorsch und seine Frau Lina wagten 1983 zusammen mit Sohn Hans und Schwiegertochter Rosi dann den nächsten Umbau: Die Hälfte des alten Hauses wurde abgerissen und dafür ein modernes Restaurant mit Hotelzimmern gebaut. 1995 übergab Lina Bachmeier an Sohn und Schwiegertochter.

Junior Michael hätte dagegen die Wahl gehabt: "Wir haben uns natürlich gewünscht, dass er übernimmt", sagt seine Mutter Rosi. "Aber wenn er nur anders glücklich geworden wäre..." Metzger, Koch, Hotelfachmann - Michael überlegte. Und entschied sich, eine Kochlehre im Nürnberger Grand-Hotel zu absolvieren. Danach ging er in die Schweiz, wo er auch seine Frau Isabel kennen- und lieben lernte.

Für die Schwäbin, selbst Hotelbetriebswirtin, war der Anfang in Franken nicht so schwer: "Alle waren sehr nett zu mir." Und ihre Schwiegermutter bestätigt: "Na, du bist ja auch so eine hübsche und liebe Frau!" Dass er zurückkommt ins elterliche Gasthaus, war Michael immer klar. Doch die acht Jahre in der Schweiz ließen gerade seine Mutter doch etwas grübeln: "Irgendwann habe ich schon gedacht, ja, bleibt der für immer dort?", sagt die 63-Jährige. Die zwei Töchter hätten leider kein Interesse gehabt, in den Betrieb einzusteigen.

Bevor Michael schließlich heimkehrte und das Zepter in der Küche übernahm, stand seine Mutter 38 Jahre lang am Herd. "Ich habe immer gesagt, ich gehe, wenn du kommst", sagt Rosi Bachmeier. Anders wollte sie es machen, die junge Generation ihre Ideen ausleben lassen. Denn ihre Schwiegermutter Lina hatte damals nicht gut loslassen können.

Die Speisekarte hat Michael Bachmeier Zug um Zug erneuert. Klar, die Lieblingsgerichte der Stammgäste, Braten und Cordon bleu, blieben natürlich erhalten. "Aber ich wollte die Produkte aus der nahen Region übernehmen." Das Brot kommt beispielsweise aus Nuschelberg, der Wein vom Weingut Dereser (Stammheim am Main) und die Fische schwammen in fränkischen Weihern und Flüssen. "Die Qualität muss stimmen", sagt der Junior. Die fränkische Hausmannskost kommt dennoch nicht zu kurz. Immer noch duftet es mittwochs und am Wochenende nach Braten und Klößen. Und wegen der Schlachtschüssel fahren die Gäste am Dienstag gerne nach Behringersdorf.

Mit Rat und Tat

Die Übergabe an Michael und Isabel sei "wie im Bilderbuch" gelaufen: "Die Eltern sind da mit Rat und Tat, kommen vorbei und helfen", sagt Michael. Isabel hat die Restaurantleitung übernommen und steht an der Rezeption des Hotels – bis im Herbst das erste Kind zur Welt kommt. Michael ist Küchenleiter. Aber Mutter Rosi schaut noch zweimal am Tag vorbei, ob die 33 Zimmer des Hotels in Ordnung sind oder vielleicht ein bisschen Dekoration nötig ist. "Sie hat da ein Händchen", sagt der Sohn.

Und dann gibt es auch noch die Wurstküche im Keller, in der Vater Hans den Presssack zubereitet, Bratwürste und Gehäck, Aufschnitt und Stadtwurst. "Schlachten dürfen wir nicht mehr", sagt Michael Bachmeier. Man ergänze sich gut in der Familie, meint auch Isabel. Und Vater Hans wirft ein: "Wenn du Gastronomie machst, dann musst du Wirt mit Leib und Seele sein!" Und immer Mut zur Veränderung haben.

Mehr Informationen über das "Weisse Ross" in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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