Viel Natur vorm Haus und in der Küche

5.9.2014, 15:55 Uhr
Viel Natur vorm Haus und in der Küche

© privat/oh

Michael Meier weiß nicht, wann die Restaurant-Tester des Gault Millau bei ihm und seiner Frau Claudia im Lokal waren. Sie haben sich nicht zu erkennen gegeben. Da sie aber in ihrer Kritik vom „üppigen BioKräutergarten“ und dem „Gastgarten unter alten Bäumen“ schwärmen, muss es wohl letzten Sommer gewesen sein. Nun steht der „Landgasthof Meier“ in Hilzhofen bei Neumarkt in der Oberpfalz erstmals in dem Gourmet-Führer.

Offensichtlich hat es den Gastro-Experten geschmeckt. Herausgestellt wird vor allem die „Raffinesse der Gerichte“, die „äußerst schonend gegart“ worden seien. Dafür gab es 14 von 20 möglichen Punkten, für einen „Neuling“ ein beachtlicher Wert. „Der Feinschmecker“ zählt den Landgasthof zu den 800 besten Restaurants in Deutschland.

Und noch auf eine weitere Auszeichnung ist der gelernte Koch und Metzger besonders stolz: Die ursprünglich aus Italien stammende Slowfood-Bewegung hat erstmals einen „Genussführer Deutschland“ herausgebracht — und würdigte Meiers „Essen, wie es von Natur aus schmeckt“.

Die Natur ist ohnehin eines der großen Pfunde, mit denen der idyllisch gelegene Landgasthof, eingerahmt von den beiden Golfplätzen Hilzhofen und Habsberg, wuchern kann. Vor allem der große Gemüsegarten direkt hinter dem Haus überrascht viele Gäste, die zum ersten Mal in den Oberpfälzer Jura kommen.

Und wenn man dann auf der neuen Ost-Terrasse sitzt und über das Feld hinweg der Blick Richtung „Schanz“ oder Habsberg schweift, dann kommt ganz schnell Urlaubsstimmung auf. Und das, obwohl die neue Autobahnausfahrt Neumarkt-Ost gerade einmal gut zwei Kilometer entfernt ist.

Bei all dem Lob für seine Küche bleibt Meier bodenständig, will nicht nach den „Sternen“ greifen. Die selbst gemachten Bratwürste (das Stück 3 Euro) stehen nach wie vor auf der Speisekarte, jeden Dienstag ist Schlachtschüsseltag.

Beim Meier sollen sich die Einheimischen am Stammtisch genauso wohlfühlen wie die Golfer, hier genießt die Leberwurst (als Vorspeise 3,80 Euro) die gleiche Zuwendung wie das Rinderfilet- Curry mit Pfifferlingen (24 Euro), die Kartoffelnudla mit Wildsauschinken, Wildsalami und Erdbeer-Dip (Vorspeise 7,80 Euro) sind selbstverständlich ebenso hausgemacht wie die vegetarischen Ravioli mit Trüffelbutter (25 Euro).

Dabei vertraut Meier auf die Qualität der Grundprodukte aus regionaler Erzeugung, was nicht selbst angebaut wird, stammt meist aus den Wäldern und Gewässern der Umgebung oder von benachbarten Höfen. Sonntag gibt‘s natürlich auch die klassischen Braten (zum Beispiel Sauerbraten, 16,50 Euro), die Meier zuvor 48 Stunden mariniert, und ein wunderbar knuspriges, zartes Schäufele mit kräftiger Natursoße (13 Euro), alles garantiert ohne Geschmacksverstärker oder Zusatzstoffe.

Im Wettbewerb „Bayerische Küche“ des Hotel- und Gaststättenverbandes gab es dafür die höchste Auszeichnung mit drei Rauten: „Bayerische Küche in Bestform“. jd

Viel Natur vorm Haus und in der Küche

© Kastenhuber

Als er vor neun Jahren ins Rentenalter kam, da sprach gelegentlich vom Aufhören. So richtig ernst nahm das keiner seiner Kunden. Ziegelstein ohne den freundlichen Mann in der Eisbude, der selbst in den verregnetsten deutschen Sommer etwas Sonne bringt, das wollte sich niemand vorstellen.

Manchmal hilft das. Emilio ist immer noch da. Es ist sein 30. Sommer in Ziegelstein. Der Mann aus dem Val di Non im Trentino, der als 16-Jähriger nach Deutschland auswanderte, im Münchner Hotel Vierjahreszeiten Kellner lernte, später in verschiedenen Restaurants und Hotels arbeitete, kam 1976 eigentlich nur zu Besuch nach Nürnberg. Er blieb hier hängen, betrieb mit einem Kompagnon bald darauf das „Bologna“ in Reichelsdorf, dann die „Burgschänke“, später die Gaststätte Naturgartenbad. „Viel Stress, viel Ärger. Irgendwann wollte ich was Kleineres machen.“ Als die VAG für ihre ehemalige Straßenbahn-Endhaltestelle in Ziegelstein einen Nachfolger für einen Schaschlikbuden-Betreiber suchte, schlug Emilio Battocletti zu. Er baute die Bude unter der riesigen Eiche gegenüber vom Fritz-MunkertPlatz etwas um, und der Stadtteil in Nürnbergs Norden hatte fortan seine erste Eisdiele.

„Der Anfang war hart“, erinnert sich Emilio. Die Begeisterung der Ziegelsteiner wuchs langsam. „Sie kamen, kauften sich eine Kugel Eis und sagten: Wenn es schmeckt, komm ich wieder.“ Erobert hat Emilio sein neues Revier schließlich über die Kinder. Das Erfolgsrezept klingt einfach: „Ich behandle sie wie Erwachsene, und die Kinder haben das gerne.“

Das ist sehr bescheiden formuliert, denn in Wahrheit lieben die Ziegelsteiner Kinder den Mann in der Eisbude. Alle. Inzwischen kommen die Kinder der ehemaligen Kunden-Kinder. Emilio kennt sie alle beim Namen.

Wenn sich wieder mal bereits im August die Tage wie im Herbst anfühlen und nur wenige Menschen Lust auf Eis haben, dann versteckt sich Emilio in seiner Verkaufsbude hinter einem dicken Buch oder löst Kreuzworträtsel.

Und wenn gar nichts mehr geht, sperrt der Mann mit der SiebenTage-Woche und den Zwölf-Stunden-Tagen mal ein bisschen früher zu, läuft nach Hause in seine Ziegelsteiner Wohnung, freut sich, dass ihn fast jeder auf der Straße freundlich grüßt und weiß, dass er wohl noch eine Zeit lang so weitermachen muss. Vom Aufhören sprich er jedenfalls schon länger nicht mehr. hpk

Mehr Informationen in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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