Voll im Trend: Burger sind die neuen Steaks

21.8.2014, 08:27 Uhr
Voll im Trend: Burger sind die neuen Steaks

© Stefan Hippel

Die Generation der heute um die 40-Jährigen wurde mit dem Big Mac von McDonald’s versus Burger Kings Whopper groß. Heute stehen in fast 20 Nürnberger Restaurants die dicken Dinger auf der Karte, und die Gäste rennen ihnen die Bude ein. Fast Food heißt Junkfood, das Fleisch stammt von glücklichen Kühen, die Beilagen aus biologischen Zutaten. Und auch Veganer und Vegetarier werden nicht im Regen stehen gelassen. Die kriegen ihren Gemüse-Burger eben im veganen Brötchen.

Gesund sind die fetten Whopper nur bedingt. Viel Fleisch, dazu fettreicher Käse, nur etwas Salat und Gemüse. Und gerade der bei Frauen ach so beliebte Hamburger Royal TS schlägt mit 505 Kilokalorien zu Buche. Ohne Pommes. Aber: „Alles ist ab und zu erlaubt“, sagt Gesundheitspädagogin Maren Wagner, die selbst gerne mal einen Burger vertilgt.

Außerdem seien die Fast-Food-Burger nicht mit den selbst gemachten zu vergleichen. „Man kann ja entscheiden, was man drauflegt, und auf den Fettgehalt achten.“ Nichtsdestotrotz — so ein Whopper ist eine Hauptmahlzeit, nichts nur für zwischendurch.

Schon wieder?

Als kürzlich „Hempels-Burger“ in Gostenhof im früheren „Gasthaus Braun“ eröffnete, rümpfte dennoch mancher die Nase und rief: „Schon wieder Burger?!“ Auch Florian Seyberth, Nürnberger Musiker und Kenner der Gastro-Szene, postete auf Facebook: „Seuchenhafte Ausbreitung seit geraumer Zeit, ob vegan oder mit Alligatorfleisch. Langweilig! Helene Fischer für den Magen.“ Fast 70 Menschen pflichteten ihm bei.

Tatsächlich haben in den vergangenen zwei Jahren fünf Lokale in Nürnberg eröffnet, die in erster Linie Hamburger anbieten: 2012 das „Beckschlager“, im vergangenen Jahr folgten die Kette „Hans im Glück“ und die „Superbude“, heuer dann das „90419“ in St. Johannis sowie „Hempels-Burger“ in Gostenhof. Hinzu kommen etliche Restaurants vom „Weinstockwerk“ bis zum „“, bei denen ebenfalls Whopper auf der Karte stehen.

Michael Groß von „Hempels“ sieht die vielen Lokale locker. Man müsse sich eben vom Trend durchaus etwas abheben. Wie er mit seinem „Neuland-Fleisch“ aus artgerechter Tierhaltung.

Einer der Ersten war „Chong’s Diner“. Nach 16 Jahren am Obstmarkt zog Thilo Chong im März in die Beckschlagergasse — ausgerechnet neben das Burger-Restaurant „Beckschlager“ von Mike Löwel. „Burger ist nicht gleich Burger“, sagt Thilo Chong. Eine Sättigung gebe es wohl noch nicht, obwohl Chong die Nürnberger „Burger-Welle“ durchaus sieht. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagt Tom Kretschmer, der vor fünf Jahren zusammen mit Boris Hagel die „Auguste“ eröffnet hat. „Jetzt wollen halt möglichst viele ein Stück vom Kuchen abhaben.“ Beziehungsweise vom Burger. Schwierig sei es nur, die Qualität zu halten. Man müsse sich positionieren. Wie die „Auguste“ mit ihrem Bio-Fleisch.

Ab auf den Grill!

Und der Burger macht auch nicht Halt vor dem heimischen Grill. Da wird unter Freunden gefachsimpelt, ob man die fertigen Fleischklopse aus dem Discounter braten kann oder die „Luxus-Variante“ wählt. Auch Grill-Hersteller Weber hat seinen eigenen Burger als Tiefkühlversion auf den Markt geworfen. Mittlerweile wünscht man sich fast ein einfaches, gutes Schweinenackensteak oder Nürnberger Bratwürste auf den Rost, wenn der Gastgeber freudestrahlend verkündet, dass es „super-tolle, leckere Burger“ gibt.

Auf der Homepage des Discounters Lidl konnte man sich kürzlich mit dem „Burger Konfigurator“ gleich seinen eigenen Whopper stylen. Ganz virtuell. Und das Ergebnis auf Facebook mit seinen Freunden teilen. „Utepute“, „NürnCia“ aus Nürnberger Rostbratwürstchen oder „Hauwech“ mit Schweineschnitzel benannten die vielen Fans dann ihre virtuellen Ergüsse.

Während in der Königstraße das „Hans im Glück“, eine Franchise-Firma mit 23 Restaurants in Deutschland, regelmäßig aus allen Nähten platzt, herrscht im guten alten „“ nebenan eher Ruhe. Was auch an den negativen Schlagzeilen liegen mag, die das Unternehmen produziert hat: Eine TV-Reportage hatte unhygienische Zustände aufgedeckt. Lebensmittel lagen stundenlang lauwarm herum, bei einem Test fanden sich Darmbakterien. In der vergangenen Woche wollte der Konzern das verlorene Vertrauen mit der Aktion „Tag der offenen Küche“ zurückgewinnen: Rund 250 Filialen öffneten vom 15. bis 17. August ihre Küchen, damit sich die Kunden selbst ein Bild davon machen, wie die Burger, Pommes und Salate zubereitet werden.

Aber zurück nach Nürnberg. Ob vegetarisch oder vegan, von McDonald’s oder aus der hippen Burger-Bude: Die Auswahl ist riesig. Und es muss ja nicht jeden Tag einen Doppel-Whopper geben.

Mehr Informationen in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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