Hot Dogs, Smashburger und mehr

Vom Parkplatz fünf zum Foodtruck-Hotspot - Dieser Ort soll Streetfood-Oase in Nürnberg werden

Jannik Westerweller

Nordbayern.de

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29.4.2024, 13:22 Uhr
Alles begann mit Parkplatz fünf - nun führt Turgay Kul vier der fünf Foodtrucks auf dem Areal.

© Jannik Westerweller Alles begann mit Parkplatz fünf - nun führt Turgay Kul vier der fünf Foodtrucks auf dem Areal.

Als wir in der Food Corner ankommen, steht Inhaber Turgay Kul vor einem der Foodtrucks und isst einen Hot Dog. Er lehnt an einem zum Stehtisch umgebauten Holzfass. Wenige Meter weiter bestellt eine ältere Dame einen Hot Dog. Sie kennt den Foodtruck aus der Zeitung. "Schmeckt‘s, Mama?", ruft er ihr quer über den Parkplatz zu. Er tänzelt auf einem schmalen Grat, klingt gleichzeitig witzelnd und respektvoll.

Auf den Parkplätzen an der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße gegenüber dem Restaurant "Sausalitos" sind schwarze Foodtrucks im Halbkreis aufgestellt. Menschen warten, essen an den Stehtischen.

Vom Parkplatz fünf zum Foodtruck-Imperium?

Turgay Kul ist neu in der Gastronomie, aber alles andere als ein Neuling. Fehlendes Wissen und Erfahrung kompensiert er mit Selbstbewusstsein und Experimentierfreudigkeit. Und Zielstrebigkeit. "Ich habe sehr viel Mut. Ich traue mir viel zu. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, ziehe ich das durch", erzählt der 48-Jährige.

Vor etwa einem Jahr sei er mit seinem Sohn durch die Stadt gelaufen, habe sich immer wieder gefragt: "Was fehlt hier?" Die Antwort sei den beiden schnell klar gewesen: "Hot Dogs gibt‘s hier nicht." Nicht lange später, im Juni 2023, ging sein erster Foodtruck mit dem Namen "Dogfather" auf den Parkplätzen mit den Nummern fünf und sechs an der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße 17 den Start.

Schon damals habe er zu seiner Frau und seinem Sohn gesagt: "Ich werde den ganzen Parkplatz übernehmen. Ich mache hier Hot Dogs, die sonst keiner hat."

Der Hot-Dog-Truck ist das kulinarische Herzstück des Areals. Das Besondere an den Hot Dogs - es sei klassisches Streetfood, allerdings in richtig guter Qualität.

Die Wurst ist aus halal geschlachtetem Rindfleisch. Das sei ihm besonders wichtig gewesen, erzählt Kul. Das Brot, eine Art Brioche, holt er täglich frisch vom Bäcker. Ein großer Unterschied im Vergleich zu den abgepackten Brötchen aus dem Supermarkt. Das Brötchen kommt beim "Dogfather" auf den Grill, außen wird es knusprig, innen bleibt es fluffig. Auch die Würstchen werden gegrillt, nicht im Wasserbad gegart. "Riesen Unterschied. Wasser entzieht den ganzen Geschmack", meint Kul, der alle Zubereitungsarten getestet hat.

Die Hot Dogs gibt es beim "Dogfather" in verschiedenen Ausführungen und mit verschiedenen Toppings. Die bekannteste Version ist die mit Röstzwiebeln, Essiggurken, Ketchup und Senf. "Das ist der Klassiker", meint Kul. Auch andere Toppings wie Rinder-Bacon, Pommes, Jalapeños, Nachos und Mais bietet der Foodtruck an. Das absolute Highlight sei jedoch Sucuk, eine sehr würzige Rinderwurst. "Das ist premium", meint Kul grinsend. Ein Hot Dog bei "Dogfather" kostet 5,90 Euro, extra Toppings kosten ein bis zwei Euro.

Auch bei den Saucen möchte der "Dogfather" Variation bieten: Neben der klassischen Variante mit Ketchup und Senf stehen auch eine Chili-Cheese-Sauce, Sour Cream, Barbeque-Sauce und Mayonaisse auf der Karte. "Wir haben echt alles getestet, drei Monate lang", erzählt Kul. "Ich bin als Erster da und gehe als Letzter." Sogar an seinem Ruhetag steht Kul immer wieder im Foodtruck und probiert neue Rezepte aus.

Doch nicht nur der Inhaber ist begeistert von seinem Essen - auch die Gäste schwärmen, meint Kul. Bei Hot Dogs würden viele zuerst an den beliebten Ikea-Snack denken. Die Reaktion sei meistens die Gleiche, wenn sie die Hot Dogs dann sehen: "Boah, sind die groß", zitiert der Inhaber. Auch Touristen aus den USA, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten - und der Hot Dogs -, seien begeistert von seinen Hot Dogs.

Kul ist zufrieden, wie der Laden läuft. An einem guten Tag verkauft er zwischen 150 und 180 Stück. "In einem Jahr richtig etabliert", schließt der Inhaber.

Streetfood-Oase statt grauem Asphalt

In diesem Jahr ist viel passiert. Als der Vermieter ankündigte, das gesamte Parkplatzareal an eine einzelne Person vermieten zu wollen, übernahm Kul den ganzen Parkplatz. Einen Mitstreiter fand er mit Safwene Bessad, der den Foodtruck "Siam‘s Harissa" betreibt. Dieser verkauft tunesische Spezialitäten wie Chapati, eine Art Sandwich im Fladenbrot mit gegrilltem Gemüsepüree - quasi eine tunesische Calzone -, oder Brika, eine frittierte Blätterteigtasche mit flüssigem Ei. Auch scharf gewürzte tunesische Bratwürste, Merguez, hat "Siam’s Harissa" im Angebot. Und das kommt auch in Nürnberg an. Einmal habe ein Kunde gemeint: "Ich bin selber Deutscher, aber wenn ich ehrlich bin, schmeckt mir das hier besser als Nürnberger Würstchen." Bessad lacht, schließlich grenzt das für einige Nürnbergerinnen und Nürnberger an Blasphemie.

Die weiteren drei Foodtrucks, die jetzt auf dem Areal stehen, übernahm Kul direkt selbst. So gibt es hier auch Lokmas, süße arabische Teigbällchen. Auch ein Pasta-Stand ist aktuell im Aufbau, die letzten Prozesse werden noch optimiert und der Truck dekoriert, bevor der Stand auch offiziell öffnen wird. "Nudel to go ist ja auch geil zum unterwegs essen", meint Turgay Kul.

Der dritte Stand ist in einem alten Container beheimatet. Lange Zeit sei er sich unsicher gewesen, was er dort anbieten möchte, erzählt uns Kul. Ursprünglich wollte er dort Döner verkaufen. Das Problem: zu viel Aufwand. Außerdem sei die Konkurrenz in der Innenstadt stark - schließlich gibt es dort Dönerläden wie Sand am Meer. Erst am letzten Moment fasste Kul die Entscheidung: Smashburger. Dann startete er die große Burger-Experimentierreihe. "Ich habe Hackfleisch mit viel, mit wenig und mit gar keinem Fettanteil gekauft. Ich habe alles probiert", meint Kul schmunzelnd. Oft sei er schon morgens, drei bis vier Stunden vor Öffnung des Standes, in der Küche gestanden und habe sein Rezept verfeinert. "Ich bin kein Koch, aber ich mache es mit Leidenschaft, mit Liebe", sagt Kul selbstbewusst.

Und das zahlt sich aus, die Smashburger sind gut angelaufen: Aktuell verkauft er an guten Tagen bis zu 140 Burger. Besonders gut läuft der Laden am Wochenende. Sicherlich ein Grund dafür: freitags und samstags haben die Foodtrucks bis zwei Uhr nachts geöffnet - perfekt für Partygängerinnen und Partygänger. Doch auch damit gibt sich Kul noch nicht zufrieden und setzt sich neue Ziele: "Ich will den Tausender knacken."

In den nächsten Monaten soll sich hier noch einiges tun. Kul möchte Olivenbäume kaufen, im Sommer Sitzplätze schaffen. Der ganze Platz soll gemütlicher und einladender werden. Quasi eine richtige kleine Streetfood-Oase in der Innenstadt.

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