Mittelschüler zauberten Vier-Gänge-Menü

7.3.2013, 00:00 Uhr
Mittelschüler zauberten Vier-Gänge-Menü

© Münch

Aus den Töpfen steigt Dampf auf. Ein angenehmer Duft frisch zubereiteter Speisen erfüllt bereits die Schulküche. Aufmerksam stehen Mädchen um Tabletts mit Gläsern versammelt, die sie nach Anweisung befüllen. Geschäftiges Treiben herrscht — fast so wie in einem echten Restaurantbetrieb. Letzte Details an der Tischdekoration werden verändert, an die Tafel wird das Thema des Projektes geschrieben.

Mittelschüler zauberten Vier-Gänge-Menü

© Münch

„Die Idee dazu kam mir, als ich einen Schüler bei seinem Praktikum im Restaurant SoulFood betreute“, sagt Bettina Ondrusek, eifrige Fachlehrerin für Ernährung und Gestaltung. Sie setzte sich mit den Inhabern des Restaurants, Michael Laus und Christine Heß, in Verbindung, um ihnen den Projektvorschlag zu unterbreiten, den sie mit der Klasse M10 umsetzen wollte.

„Wir haben sofort zugesagt“, erklärt Inhaber Laus. Ziel der Veranstaltung: Die Unterschiede zwischen der gehobenen und der einfachen Küche vermitteln. Die Schüler sollen dabei Einblick in die Berufsfelder des Koches und des Restaurantfachmannes erhalten und selbst erleben, wie Zubereitung und Organisation in einem Edel-Restaurant ablaufen. „Ein solches Projekt ist viel sinnvoller, als drei Stunden darüber zu referieren“, gibt Lehrerin Ondrusek zu bedenken. Außerdem arbeite die Mittelschule ohnehin sehr projekt- und praxisorientiert.

Detailliert vorbereitet

Bereits eine Woche vor der eigentlichen Veranstaltung hatten sich die Schüler mit den Inhabern im Auerbacher „SoulFood“ getroffen, um den genauen Ablauf zu besprechen. Ein Menü wurde zusammengestellt und die Schüler entwickelten das Thema „Soulfood meets Schoolfood“. Die Klasse wurde in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine ist für das Kochen verantwortlich, eine für den Service.

„Von der Erfahrung profitieren nicht nur die Schüler, sondern auch die Gastronomie. Vielleicht lässt sich der eine oder andere Jugendliche durch dieses Projekt begeistern. Gute Arbeitskräfte im Gastronomiebetrieb sind derzeit selten“, beschreibt Service-Chefin Christine Heß die Vorteile der Zusammenarbeit.

Einfach loslegen können die Teenager in der Schulküche nicht. Schon seit 11 Uhr bereiten sie das Menü vor. Sie wirken gänzlich unbefangen im Kontakt mit den Restaurantinhabern, reißen Witze, stellen Fragen. Es wird deutlich, wie viel Spaß die Zusammenarbeit bereitet. Bekocht werden nicht nur die Schüler selbst, sondern auch einige Lehrer, die eingeladen wurden.

Kurz bevor die ersten VorspeisenTeller an die Tische getragen werden sollen, herrscht schließlich Anspannung. Zunächst wird ein Aperitif gereicht, dann dürfen sich die Gäste an die Tische setzen. Während einige Schüler dem Koch beim Anrichten helfen, halten sich die Servicekräfte bereit, die Teller mit den Leckereien zu servieren.

Dabei wird schließlich jedem klar, wo die Unterschiede zwischen der gehobenen und der einfachen Küche liegen. Im Gänsemarsch paradieren die Schüler um die Tische und stellen synchron die schön angerichteten Speisen darauf ab. Der Speisengang wird angesagt.

Da geht es nicht um ein gewöhnliches Schnitzel mit Pommes. „Der Unterschied zur einfachen Küche liegt vor allem in den Zutaten. Wir verwenden Produkte, die im Alltag seltener gebraucht werden, wie zum Beispiel Wasabi oder Panko“, erklärt Inhaber Laus freundlich. Die Raffinesse spiele eine wichtige Rolle.

Mit jedem der vier Gänge steigert sich die gute Laune, die Aufregung lässt nach. Die Tischgespräche werden intensiver. Das Essen schmeckt Schülern wie auch Lehrern sichtlich. Einige „Gäste“ freuen sich besonders, als bei der Nachspeise – Schokomousse auf Schokoladenerde mit karamellisierter Banane und Minzspitzen – Nachschlag geholt werden darf.

Die Schüler stimmen darin überein, dass das Projekt gelungen ist. „Es war interessant zu lernen, wie es im gehobenen Bereich abläuft“, so Schülerin Carla Pethke. Trotzdem kann sie sich im Moment nicht vorstellen, einmal in dieser Branche zu arbeiten.

Laura Frühbeißer wollte etwas dazulernen. „Der Einblick in die gehobene Gastronomie war sehr interessant. Auch über die Tischmanieren habe ich Neues erfahren.“ Sie fand die Arbeit locker und entspannt.

„Das Essen war lecker. Es wirkte ganz anders als in der normalen Küche. Der Ablauf war gut durchorganisiert, jeder hat seine Aufgaben zugewiesen bekommen“, sagt Annabell Weih, die eigentlich im sozialen Bereich tätig sein möchte, die Arbeit in der Küche aber als zu hektisch empfindet.

Im Team kein Stress

Für Matthias Sowa hingegen war die Arbeit kaum anstrengend. „Es war sehr gut organisiert und durch die Teamarbeit kam kein Stress auf. Außerdem war Herr Laus nicht zu kritisch, sondern hat uns motiviert.“ Vor- und Nachspeise schmeckten ihm am besten. Er kann sich auch vorstellen, die Speisen genau so nochmals zu kochen.

Auch die Inhaber des „SoulFood“ hatten ihre wahre Freude an der Zusammenarbeit. „Für so etwas opfert man gerne einmal seinen freien Tag“, sagt Christine Heß lächelnd. Lehrerin Ondrusek ist begeistert vom positiven Feedback beider Seiten und dem unproblematischen Ablauf. „Ein solches Projekt würde ich jederzeit wieder machen“, lautet ihr Fazit.

Mehr zum Restaurant SoulFood in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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