Träumen von Sonne und goldenen Tempeln

29.1.2009, 00:00 Uhr
Träumen von Sonne und goldenen Tempeln

© tk/privat

Betrachtet Prasopsuk Hildebrandt die Bilder von Urlaubsreisen mit ihrem Mann Edwin und den Kindern Nadja (14) und Tim (12), dann bricht sofort Heimweh auf. Auch, wenn sie die kleine Porzellanschüssel, den Kokosschäler und die Essstäbchen aus der Küche holt, alles von ihrer Mutter ins ferne Deutschland mitgegeben, damit es Glück bringt.

Ihre Mutter nannte sie immer «Piding». Davon blieb in Pegnitz «Ding». So wird die Wirtin des Gasthauses «Am Zipser Berg» genannt, das sie mit ihrer Familie seit drei Jahren führt: «Ich hab gekämpft, ich hab’s geschafft. Bis heute.»

Prasopsuk Hildebrandt ist eines von neun Kindern, die im Nordosten Thailands aufwuchsen, in der Kleinstadt Patchong. Nur vier Geschwister noch. Ihr Vater war Hausarzt. Er zog von Dorf zu Dorf und sammelte in den Wäldern Medizin, seltene Kräuter.

Prasopsuk Hildebrandt kann nicht schreiben und nicht lesen. «Ich hab nur eineinhalb Jahre Schule. Heute denke ich immer: Warum hab ich nicht auf meine Lehrer gehört? Auch meine Mutter sagte: Denk für dich! Aber ich sagte: Ich denke für dich.»

Als sie ihren Mann Edwin traf, arbeitete sie in einem Restaurant der Insel Kho Samui. Im August 1988 folgte sie ihm, im November heirateten sie. Edwin Hildebrandt weiß noch, wie mühsam sie sich verständigten, mit etwas Englisch und vielen Gesten. Wären damals nicht die Arbeiterinnen im Druckhaus Pastyrik gewesen, wo Prasopsuk Hildebrandt fünf Jahre blieb, hätte sie nie so gut deutsch gelernt - und wäre nicht mehr hier. Ihnen ist sie noch heute dankbar.

«Ich hab viele gute Menschen getroffen», lächelt sie. Darunter ist Fahrlehrerin Sabine Gross, die sie zum Führerschein drückte. «Sie sagte: Du schaffst das. Ich bin heute noch stolz auf mich.»

Dazu zählt auch Metzgermeister Eugen Pflaum, der die Kochkunst von Prasopsuk Hildebrandt in fränkische Wege leitete. Sein Satz «Komm her, Madler, ich zeig dir, wie’s geht!» war der Anfang vom echten Flinderer- Essen.

Prasopsuk Hildebrandt hatte Anstellungen an den Rastanlagen «Sophienberg» und «Fränkische Schweiz-Ost». Sie putzte in Geschäften und Haushalten. Dann wurde sie für sechs Jahre der Geheimtipp der Kleingärtner: Ihre thailändische Hausmannskost zog Scharen ins Vereinsheim.

Jetzt kaufte das Ehepaar den «Zipser Berg». Dort geht es immer aufwärts, unterstützt vom Einkommen Edwin Hildebrandts, der bei KSB als Dreher arbeitet. Ihre Sehnsucht nach der Heimat stillt seine Frau mit wöchentlichen Telefonaten zu ihrem großen Sohn, 34, der noch in Thailand ist. Sonst hat sie wenig Kontakt zu anderen Thailänderinnen in und um Pegnitz. Jede hält sich allein, wie Edwin Hildebrandt verwundert feststellt - anders als die Griechen oder Türken.

Er half am Anfang, als er den damals sehr aufwändigen Papierkrieg für seine Eheschließung bewältigt hatte, vielen thailändischen Frauen, die deutsche Freunde gefunden hatten. Aber daraus entstanden keine dauerhaften Verbindungen. Nur zur Verkäuferin des Asia-Shops in Bayreuth, im früheren Möbel Krügel, besteht ein engerer Kontakt. Von ihr bezieht Prasopsuk Hildebrandt alle exotischen Lebensmittel, die sie braucht.

Ihre Küche schätzen Gäste aus Bayreuth und Bindlach. Nie kommt dabei Fremdenfeindlichkeit auf. «Ich habe kein Problem mit den Menschen», sagt sie. Ihr Mann ergänzt: «Sie ist in Pegnitz voll akzeptiert.»

Die jährlichen Reisen nach Thailand verebbten erst, als die Mutter von Prasopsuk Hildebrandt starb. Aber heuer, zu ihrem 50. Geburtstag, möchte sie mit ihren Kindern zurück. Und später, in der Rente, sowieso. Ihr Mann setzt ein Fragezeichen davor («wenn wir dann noch gesund sind!»), aber sie hat es fest im Kopf: Thailand ist zu schön. Zu warm. Zu freundlich. Wenn sie ihr Land im Fernsehen sieht - sie hat zwei Satellitensender -, dann hält sie auch der kleine Kater Felix nicht.

Mehr Informationen über das Gasthaus am Zipserberg in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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