40 Jahre nach dem Ende: Der Käfer ist nach wie vor Kult

20.1.2018, 05:46 Uhr
40 Jahre nach dem Ende: Der Käfer ist nach wie vor Kult

Zum Beispiel Werner Höllriegl, der ganz offensichtlich eine Seele von Mensch ist. Geduldig beantwortet er alle Fragen zu seinem 49 Jahre alten Schätzchen, dreht trotz des Sauwetters eine Runde mit seinen Gästen und nimmt das schneebedeckte Verdeck und den feuchten Innenraum sehr gelassen. Für Höllriegl ist sein 44 PS starkes Käfer-Cabrio keine Wertanlage, die nur an einigen wenigen Sommertagen im Jahr die Garage verlassen darf, sondern ein absolut alltagstaugliches Spaßmobil.

Der Fuhrpark der Familie Haffner steht zurzeit in einer Kfz-Halle bei Freystadt.

Der Fuhrpark der Familie Haffner steht zurzeit in einer Kfz-Halle bei Freystadt. © Auto - Oldtimer

"Ich bin ein echter Cabrio-Fahrer", betont der 71-jährige Käfer-Fan mehrmals. Wenn es nicht regnet oder schneit, fährt der gelernte Zweiradmechaniker und Maschinenbautechniker aus Stein (Landkreis Fürth) auch im Winter offen. "Dann packe ich mich warm ein und setze eine Mütze auf", erzählt Höllriegl, der sich bereits mit 18 Jahren seinen ersten offenen Käfer kaufte. "Mit dem hatte ich dann aber einen Totalschaden."

Viele Jahre später entdeckte er seine Liebe zu dem rollenden Sympathieträger aus Wolfsburg jedoch wieder und legte sich 1981 ein weißes Cabrio mit roten Kunstledersitzen zu. 3800 Mark zahlte er für das gute Stück, das sich dann allerdings als ziemliche Rostlaube entpuppte. "Einige Stehbleche waren wegen des Kondenswassers in den Hohlräumen komplett durch. Da musste ich einiges schweißen", erzählt der passionierte Autobastler, der auch Mitglied im Käferteam Nürnberg, einer von vielen Liebhaber-Zirkeln in Deutschland, ist.

Gefürchtetes Streusalz

Streusalz verträgt der Käfer überhaupt nicht, weshalb die meisten Fahrzeuge der fränkischen VW-Freunde (Kultstatus haben auch die früheren Busse wie der auch als Bulli bekannte T2) im Winter eingemottet sind. So auch der Fuhrpark der Familie Haffner aus dem Landkreis Roth, deren Käfer und Busse zurzeit in einer Kfz-Halle bei Freystadt (Landkreis Neumarkt) stehen.

"Andere Leute wechseln im Spätherbst die Reifen, wir wechseln die Autos", sagt Christine Haffner und lacht. Seit eineinhalb Jahren fährt die 19-Jährige einen Käfer in knalligem Ravennagrün – eine Sonderlackierung, zu der sich der VW-Konzern von dem Kinofilm "Ein Käfer auf Extratour" inspirieren ließ. Baujahr 1969 ist der Käfer ihres Bruders Marcus (23), der vor fünf Jahren das Virus in die Familie trug. "Er wollte immer schon einen Käfer haben, und bereits vier Wochen vor seiner Führerscheinprüfung hatte er sich einen gekauft", berichtet seine Mutter Petra Haffner schmunzelnd.

"Und dann ist die Schrauberei losgegangen", ergänzt ihr Mann Rainer Haffner, dessen neuestes Restaurationsobjekt neben dem Käfer der Tochter parkt. Ein mausgraues Exemplar aus dem Jahr 1966, der quasi "ein echter Scheunenfund" gewesen sei. Ein Bekannter der Familie hatte das Auto 28 Jahre lang im Stall eines Bauernhofs aufbewahrt, um es in der Rente herzurichten. Aus Zeitmangel verkaufte er das gute Stück dann aber doch, und Rainer Haffner hat sich innerlich schon auf viele lange Abende und Wochenenden in der Kfz-Halle eingestellt.

"Da ist eine Gemeinschaft wie das Käferteam unheimlich wertvoll. Man unterstützt sich gegenseitig mit seinem Wissen, seinem Können und seinem Werkzeug", erzählt André Hennig, der in der Nachbarbox gerade an einem komplett zerlegten Wagen herumwerkelt. Der Rost hat auch hier ganze Arbeit geleistet, weshalb der 43-Jährige zusätzlich in einige Karosserieteile von anderen Käfern zum Ausschlachten investiert hat.

Alles in allem ist diese Leidenschaft nach Ansicht der fränkischen Fans jedoch ein relativ preiswertes Hobby – wenn man sich zu helfen weiß. "Man kann alles reparieren, bei modernen Autos dagegen kann man ja meistens nur noch Teile tauschen", sagt Hennig. "Die Technik des Käfers ist einfach gestrickt, da kann ich wirklich alles selber machen", ergänzt Werner Höllriegl, der mit Hilfe eines Sattlers sogar das Verdeck seines Cabrios selbst neu bezogen hat.

Weiter schrauben, so lange es geht

Im Gegensatz zu den Haffners aus Roth können die Frau und die Tochter von Werner Höllriegl der Passion der fränkischen Käfer-Liebhaber nicht ganz so viel abgewinnen. "Sie stehen der ganzen Sache sehr tolerant gegenüber, sind aber keine wirklichen Cabrio-Fans", sagt der 71-Jährige, der weiter an seinem Schätzchen schrauben will, so lange es die Gesundheit zulässt. "Wenn ich das irgendwann einmal nicht mehr kann, wird es halt teuer."

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