Bahnverkehr pendelt sich ein: GDL droht mit neuen Streiks

8.11.2014, 16:33 Uhr
Zwar endet der GDL-Streik früher als geplant, alle Züge werden aber auch am Samstag noch nicht fahren.

© Roland Fengler Zwar endet der GDL-Streik früher als geplant, alle Züge werden aber auch am Samstag noch nicht fahren.

Der Bezirksvorsitzende der GDL Berlin-Sachsen-Brandenburg, Frank Nachtigall, sagte am Samstag im rbb-Inforadio, bislang sei mit der Bahn “noch über nichts Inhaltliches geredet“ worden. Die Bahn beharre immer noch auf der Position, dass die GDL nicht für alle Mitglieder Tarifabschlüsse aushandeln dürfe. Wenn die Bahn an der Stelle nicht einlenke “wird es tatsächlich wieder zu Ausständen kommen“, sagte Nachtigall.

Bahnfahrgäste in Bayern müssen sich zumindest an diesem Samstag noch einmal auf massive Behinderungen im Bahnverkehr einstellen. Wegen des Streiks der GDL fahren die Züge in Bayern weiterhin nach einem Ersatzfahrplan. Der Ausstand geht damit in den dritten Tag. Wie sich Reisende am Nürnberger Hauptbahnhof darauf vorbereitet haben und warum die Wut über die "Arroganz und Selbstgefälligkeit" von GDL-Chef Claus Weselsky weiter wächst, lesen Sie hier.

Von 18 Uhr am Samstagabend an werde versucht, zum regulären Fahrplan zurückzukehren, sagte ein Bahn-Sprecher. Wie lange es dauere, bis wieder alle Verbindungen gewährleistet seien, sei noch nicht abzuschätzen. Besonders im Fernverkehr sind auch am Sonntag erhebliche Beeinträchtigungen zu erwarten.

100 Million Euro Schaden

Bahn-Chef Grube sagte der “Bild am Sonntag“, der Schaden durch die streikenden Lokführer “beträgt bislang mehr als 100 Millionen Euro und wird sich auch in dieser Größenordnung in unserer Jahresbilanz niederschlagen“. Hinzu kämen der “Imageschaden und Vertrauensverlust“.

Die Deutsche Bahn will die Streikfolgen mit einem aufgestockten Notfahrplan abmildern. In München etwa sollen am Samstag mehr S-Bahnen fahren als in den vergangenen Tagen. Die GDL hatte am Freitag bekanntgegeben, den Streik am Samstagabend um 18 Uhr zu beenden. Ursprünglich wollten die Lokführer bis Montagfrüh die Arbeit niederlegen.

Die Deutsche Bahn in München hatte zuvor mitgeteilt, dass sich inzwischen weitere Lokführer zum Dienst gemeldet hätten. Darunter seien auch Mitglieder der GDL und nichtorganisierte Bahn-Mitarbeiter.

Auf Kritik war der Lokführerstreik am Freitag bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG gestoßen. Der Nürnberger EVG-Chef Frank Hauenstein bezeichnete den von der kleineren Konkurrenz-Gewerkschaft GDL ausgerufenen Streik als überzogen. "Die Lage ist nicht mehr schön. Das kommt schon einem erpresserischen Gebaren nahe", sagte Hauenstein. EVG-Mitglieder versorgten wartende Fahrgäste in Nürnberg mit "Nervennahrung": Tütchen mit Nüssen, Trockenfrüchten und Schokolade wurden verteilt.

Unmut über Streik

Hauenstein zufolge wächst inzwischen selbst unter Lokführern der Unmut über den Streik. Die unbeteiligten Bahnbeschäftigten verlören täglich rund 50 Euro Fahrzulage. Viele Lokführer säßen in Bereitschaftszimmern und warteten auf ihren Einsatz. In Bayern könnte die Bahn wegen der großen Zahl der nicht streikenden Lokführer theoretisch 60 Prozent des Bahnverkehrs aufrechterhalten werden, sagte der Gewerkschafter.

Die Lokführer-Gewerkschaft bestreikt den Personenverkehr der Deutschen Bahn seit Donnerstag früh, im Güterverkehr stehen Züge schon seit Mittwoch still. Der Streik sollte ursprünglich bis Montag früh dauern. Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten nicht nur mehr Geld und eine kürzere Arbeitszeit - sie reklamiert auch die Vertretung für Zugpersonal, für das bislang die EVG zuständig ist.

Die Deutsche Bahn rät, sich entweder unter der kostenlosen Servicenummer 08000 / 99 66 33 oder im Internet unter www.bahn.de zu informieren. Die wichtigsten Informationen zu den Ersatz­fahrplänen der einzelnen Regionalver­kehrsstrecken finden Sie hier.

Ebenfalls haben wir für Sie mögliche Alternativen zur Bahn zusammengestellt und erklären, wie Sie im Fall der Fälle den Ticketpreis zurückbekommen.

Der Artikel wurde am 8. November um 16.23 Uhr aktualisiert.

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